Zum Wort «Mutterschaftsurlaub»
Mutter, du brauchst Urlaub!

Unsere Autorin ist kein Pedant wenn es um Begrifflichkeiten geht. Aber «Mutterschaftsurlaub», das macht sie wirklich fertig. Warum? Das fragen Sie noch?
Publiziert: 23.04.2022 um 17:56 Uhr
Alexandra Fitz

Sie benötige auch einmal einen Break, sagt die Kollegin und schaut mich an. Ich muss mich im Zaum halten, um sie nicht anzuschreien. Ich mag sie. Ich mag sie wirklich. Also atme ich langsam in mich hinein und sage dann in der Tonlage kurz vor schreien: «Pause?» – okay ich bin glaub doch sehr laut – «Willst du sagen, ein Kind zu bekommen und das Baby 24/7 zu betreuen, sei Pause?»

Sie denken jetzt, die Fitz schreibt schon wieder über Gofen (Gofen, übrigens eins der besten Wörter überhaupt!) und Mamiwerden und sind maximal genervt. Maximal verständlich. Aber maximal falsch. Denn es geht hier maximal um Diskriminierung und um einen Begriff, der komplett nicht das aussagt, was er sollte.

Nämlich um den Begriff MutterschaftsURLAUB. Ich glaube, ich müsste URLAUB nicht gross schreiben. Aber mir ist maximal wichtig, dass es jeder versteht. Mutter und Urlaub zusammen ist so falsch wie Butter und Nutella. Urlaub heisst: ausschlafen, wegfahren (wann man will, wohin man will, mit wem man will), Bücher lesen, lange wach bleiben (freiwillig!), Wein trinken. Neu Mami sein heisst: überfordert, überfordert, überfordert. Da wär die Geburt, da wär der neue Mensch, da wär die Verantwortung – und da wären wenig Schlaf, viel Geschrei und ein Haufen Exkremente. Verstehen Sie mich richtig, Mami werden ist wunderSCHÖN, aber es hat rein gar nichts mit Ferien zu tun.

Das sind Ferien! Mutter zu werden ist kein Urlaub.
Foto: Keystone

Mutterschaftsurlaub wird vorwiegend in der Schweiz verwendet, in Österreich etwa spricht man von Mutterschutz. Vielleicht auch, weil die Frauen dort viel länger zu Hause bleiben können – und bei zwei Jahren von Urlaub zu sprechen, wäre wohl auch den Österreichern zu frech.

Ein paar Tage nach der Break-Affäre, die ich anfangs beschreibe, und die sich glücklicherweise als Missverständnis entpuppte, gibt es einen E-Mail-Austausch mit mehreren Personen. In einer Nachricht schreibt mein Co-Leiter: «Alexandra ist seit Anfang Monat zurück aus der Mama-Pause!» Ich atme langsam in mich hinein und tippe dann in der Tonlage kurz vor schreien an alle: «Ich stimme allem zu, ausser mit etwas bin ich nicht einverstanden: Das war keine Pause!»

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