Sie setzt die Familie mit ständigen Selbstmorddrohungen unter Druck
Beenden Sie die Schreckensherrschaft

Meine Frau (67) droht immer wieder mit Selbstmord, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf geht. Die ganze Familie kuscht dann.
Publiziert: 12.03.2022 um 15:11 Uhr
Thomas Meyer

Ihrer Frau sollte der Nobelpreis für Wirtschaft verliehen werden. Wie sie das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag perfektioniert hat, einfach phänomenal! Ein kurzer krasser Satz, und schon läuft alles, wie sie es will. Respekt!

Natürlich ist das übelster Psychoterror und ausserdem ein Schlag ins Gesicht von allen, die sich selbst das Leben genommen oder jemanden durch Suizid verloren haben. Ihre Frau ist Lichtjahre davon entfernt, sich umzubringen, und sollte sich was schämen, davon zu reden, nur um ihren Willen zu bekommen.

Aber wie jedes Theaterstück kann auch dieses nur aufgeführt werden, wenn alle ihre Rolle spielen. Jene ihrer Frau ist klar: die böse Königin. Ihre aber auch: der schwache König. Sollte Ihnen also nicht gefallen, was bei Ihnen zu Hause gespielt wird, werden Sie nicht umhinkommen, Ihre Rolle umzuschreiben. Seien Sie von nun an der starke König. Ein starker König lässt sich nicht einschüchtern. Schon gar nicht von derart miesen Spielchen.

Das ist übelster Psychoterror und ausserdem ein Schlag ins Gesicht von allen, die sich selbst das Leben genommen oder jemanden durch Suizid verloren haben.
Foto: Getty Images

Wenn Ihre Frau das nächste Mal mit Selbstmord droht, zucken Sie einfach ungerührt mit den Schultern und sagen Sie: «Mach ruhig.» Man wird glauben, sich wohl verhört zu haben, und die Drohung wiederholen, woraufhin Sie etwa entgegnen: «Ich habe dich verstanden. Du willst dich umbringen. Das ist bedauerlich, aber ich werde dich nicht aufhalten, wenn das dein Weg sein soll.»

Damit nehmen Sie Ihrer Frau das Schwert ohne jeden Kraftakt aus der Hand. Und ein anderes wird sie nicht haben. Sie wird ihre eigene Rolle angesichts der kollabierten Schreckensherrschaft ebenfalls neu definieren müssen. Dabei können Sie ihr helfen, indem Sie sie einladen, ihre Bedürfnisse klar zu artikulieren, aber auch jene ihrer Mitmenschen zu respektieren. Ein starker König sagt nämlich nicht nur seine Meinung, sondern steht auch für sie ein.

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