Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
Umdenken beim Wegwerfen

Severin Dressen (33) ist Direktor des Zoos Zürich und kennt die wilden Geheimnisse der Bewohner.
Publiziert: 28.02.2022 um 18:31 Uhr
Severin Dressen

Egal ob ein leckeres Thai-Curry in unserem Elefantenpark Kaeng Krachan oder doch lieber klassisch eine Portion Pommes in der Lewa-Savanne: An den Take-away-Verpflegungsstellen im Zoo erhalten unsere Gäste ihr Essen zum Mitnehmen auf Einweggeschirr. Dieses sieht zwar aus wie aus Plastik, besteht aber tatsächlich aus Palmblättern und Zuckerrohr und ist damit biologisch abbaubar. Dies ist Teil unserer Strategie für Nachhaltigkeit in unserer Gastronomie. Denn alles, was nachhaltig ist, dient auch dem (lokalen) Naturschutz.

So bieten wir in unseren Restaurants und an den Verpflegungsständen ausschliesslich Fisch und Fleisch aus der Schweiz an. Das Fleisch stammt natürlich aus tiergerechter Haltung. Einige gekochte Gerichte können wir sogar vollständig in Bioqualität anbieten. Auch unser Glacé ist aus Schweizer Milch und Rahm hergestellt und palmölfrei. Alles andere wäre wenig glaubwürdig. Denn wenn wir bei unseren Orang-Utans über die Umweltzerstörung durch Palmölplantagen informieren, müssen wir auch bei uns selbst im Zoo versuchen, wo immer möglich auf Palmöl zu verzichten.

Weiter ist rund die Hälfte unserer gekochten Gerichte inzwischen vegetarisch oder vegan, zum Beispiel das grüne Curry im Elefantenpark. Wenn man nun – sei es aus Gluscht, sei es im Geiste der Nachhaltigkeit – ein solches Curry geniesst, während man langsam in Richtung Lewa-Savanne spaziert, steht man am Ende des Mahls vor einem Dilemma. Wohin mit dem pflanzenbasierten Einweggeschirr?

In der Lewa-Savanne im Zoo Zürich steht die (vermutlich) erste Schweizer Sammel- und Entsorgungsstation für nachhaltig produziertes, pflanzenbasiertes Einweggeschirr.
Foto: Zoo Zürich

Bisher ist es oft noch so, dass das Einweggeschirr zwar pflanzenbasiert ist, am Ende aber trotzdem im Kehricht landet – und der geht dann direkt in die Müllverbrennungsanlage. So ergeht es einem häufig auf Festivals und an Turnfesten, beim Coffee-to-go und bisher eben auch bei uns im Zoo. Das hat uns gestört, und wir haben deshalb im letzten Sommer beschlossen, etwas zu ändern. So kam es, dass wir für unsere Lewa-Savanne die (vermutlich) erste Schweizer Sammel- und Entsorgungsstation für nachhaltig produziertes pflanzenbasiertes Einweggeschirr entwickelt haben.

An dieser Sammelstation können unsere Gäste ihre Pflanzenbecher, -teller oder -gabeln direkt zusammen mit den Essensresten in die gleiche Tonne werfen. Das Gemisch geht dann in die Biogas-Anlage und wird dort vergärt, wobei Biogas und Naturdünger entsteht.

Leider sind sich unsere Gäste diese neue Art der Entsorgung noch nicht richtig gewohnt. Zu sehr sind wir darauf getrimmt, Essensreste separat von allem anderen zu entsorgen. Und so landete am Anfang das meiste Einweggeschirr nicht wie gewünscht im Bioabfall, sondern in der Tonne für den Restmüll. Wir haben darauf die Beschilderung mehrmals angepasst. Seither hat sich die Situation verbessert. Gerade unsere regelmässigen Gäste wissen inzwischen, wie in der Lewa-Savanne die Entsorgung funktioniert.

An Wochenenden und in den Ferien, wenn viele Gäste zum ersten Mal bei uns im Zoo sind, klappt es allerdings noch immer nicht ganz so gut, sodass wir den Abfall nachsortieren müssen. Das ist natürlich aufwendig und personalintensiv. Aber auch das ist Teil unserer Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit.

Aktuell haben wir erst in der Lewa-Savanne und beim Bistro Säntisblick Bioabfall-Sammelstellen aufgestellt. Sobald die Abläufe gut funktionieren, wollen wir das System dann aber auch auf den Rest des Zoos ausweiten. Damit unsere Gäste überall mit gutem Gewissen ihre pflanzlichen Einwegteller zusammen mit den Essensresten entsorgen können. Und wer Einweggeschirr generell nicht mag und lieber von einem «richtigen» Teller isst: In den Restaurants setzen wir wo immer möglich Mehrweggeschirr ein.

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