Kolumne «Alles wird gut» über Tod und Vermächtnis
Die Organisation des ewigen Lebens

Es gibt viel zu tun bis zum Tod. Als ob das gegenwärtige Leben nur ein Vorspiel sei zum eigentlichen, wahren, richtigen Leben. Wie blöd ist das denn!
Publiziert: 13.02.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2023 um 20:37 Uhr
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Ursula von ArxJournalistin und Buchautorin

Leider hilft auch die griechische Philosophie nicht wirklich weiter, wenn es um den Tod geht: Epikurs Behauptung, dass der Tod uns nichts angehe, «denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr», klingt zwar gut, ist aber eigentlich wenig nützlich. So wahrscheinlich es ist, dass wir vor unserer Geburt das Nichtgeborensein nicht bedauert haben, so wenig lässt sich daraus schliessen, dass wir der Rückkehr ins Nichtexistieren mit derselben Gleichgültigkeit begegnen.

Denn einmal auf der Welt, fällt den meisten das Loslassen schwer. Rastlos beschäftigen wir uns mit den Verlaufskurven unserer Empfindungen und glauben, unsere Marotten als unsere Besonderheiten ausgeben zu müssen. Auch sonst gibt es viel zu tun: Besitz anhäufen, die Tulpen blühen sehen, seinen eigenen Weg im Menschengewühl finden, der verunfallten Nachbarin ein Stück Kuchen bringen, Karriere machen, ein Gedicht schreiben, Freunde finden. Wir kämpfen ums Gebrauchtwerden, um Liebe, Anerkennung, Offenheit, Glanz, die Rettung der Wale. Und immer halten wir uns damit den Tod vom Leibe.

Je weniger Zeit, desto schneller verrinnt sie

Am Anfang fällt das leicht. Es geht stetig aufwärts, und vor einem liegt ein endloser Horizont der Möglichkeiten. Doch plötzlich steht man auf dem Gipfel und bekommt die Krise, denn man merkt: Hoppla, jetzt gehts nur noch runter. Und unten, da ist der Weg zu Ende.

Wer über den Tod hinaus Gutes tun will, dem helfen gemeinnützige Organisationen gern weiter.
Foto: Shutterstock

Und wie immer geht der Abstieg schneller als der Aufstieg, er läuft sich wie von allein. Das ist doppelt gemein: Nicht nur bleibt einem objektiv weniger Zeit, nein, die wenige Zeit, die man noch hat, verrinnt gefühlsmässig beschleunigt.

Leben wir im Moment!

Und wie bedauerlich, dass man nicht schon viel früher begriffen hat, dass man sich nie auf später vertrösten sollte: Wenn ich meine To-do-Liste abgearbeitet habe, dann ... Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann ... Als ob das gegenwärtige Leben nur ein Vorspiel sei zum eigentlichen, wahren, richtigen Leben. Wie blöd ist das denn? Leben wir also im Moment!

Und falls wir diesen in die Ewigkeit verlängern wollen, helfen gemeinnützige Organisationen wie der Verkehrs-Club der Schweiz. Denn der VCS weiss, dass viele Menschen wünschen, «dass ihre Ideale auch über das Leben hinaus weitergetragen werden». Wie das? «Mit einem Legat oder einer Erbschaft unterstützen Sie unseren Einsatz für Mensch und Umwelt nachhaltig.» Alles wird gut.

Ursula von Arx findet es nicht okay, dass reiche Leute die Welt sogar noch über den Tod hinaus bestimmen können. Und zöge hohe Erbschaftssteuern der neuen Freiheit beim Vererben vor. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im Blick.

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