Fix zur Gesellschaft
Vom Induktionsherd und den Zwetschgenknödeln

Man will essen, kriegt aber den Herd nicht an. Wie unsere Autorin mit ihrem Vater und vier Zwetschgenknödeln zweifelnd und lachend vor einem Induktionsherd stand.
Publiziert: 03.10.2020 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2020 um 15:24 Uhr
Alexandra Fitz

Ich liebe Knödel. Und Herbst – das darf man schon sagen – ist Knödelzeit. Wobei: Knödel soll man das ganze Jahr über essen. In den letzten Wochen hatte ich: Semmelknödel, Griessknödel, Kaspressknödel und Zwetschgenknödel. Dass Letztere überhaupt gar wurden und ich sie essen konnte, war längere Zeit ungewiss.

Mit einem Tablett voll selbst gemachten Knödeln auf dem Beifahrersitz (wichtige Ware wird immer auf dem Beifahrersitz befördert) fuhr ich zu meinem Vater. «Ich bringe etwas zu essen mit», sagte ich. Meine Mutter, die Knödelmacherin, erklärte mir noch, wie ich die Dinger kochen muss. Also kochen – ja nicht! «Bloss in siedendes Wasser», sagte sie. Zur Sicherheit machte ich noch ein Foto des Rezepts (dieses selbst geschriebene, auseinanderfallende, hellgraue Kochbuch wird wohl mal einen Erbstreit auslösen. Ich sag Ihnen, dieses Büchlein ist der Lotto-Sechser der Kulinarik).

Als ich in Vaters Küche stand, sagte dieser: «Ich kann den Herd nicht bedienen.» Also, er bringe ihn schon an, irgendein Feld auf gut Glück und irgendeine Zahl. Aber es sei Zufall, welche. Wie soll ich Wasser zum Kochen (Sieden!) bringen und Brotbrösel mit Zucker langsam karamellisieren, wenn wir die Hitze nicht regulieren können? Vater und ich standen vor diesem neumodischen Herd. Nichts zum Drehen, nicht mal eingeteilte Kochfelder, einfach eine schwarz glänzende Fläche. Ich hatte noch nie auf einem Induktionsherd gekocht.

Alexandra Fitz, stv. Chefredaktorin des SonntagsBlick Magazins.
Foto: Thomas Meier

Wir tippten, wischten, schoben. Bald war alles an, nichts auf der richtigen Stufe und der Dunstabzug so laut, dass wir uns anschreien mussten. Wir lachten. Und konnten nicht glauben, dass wir es nicht schaffen, den Herd anzumachen. Der Verdacht, dass es keine Knödel zum Zmittag geben würde, war nicht mehr so einfach abzuwenden. Mein Vater hatte schon keine Geduld mehr: «So, fertig. Ausschalten!» Ich wollte nicht aufgeben, lagen doch diese prallen Teigkugeln neben mir. Irgendwann hatte ich den Dreh raus und konnte endlich Wasser und Brotbrösel erhitzen. Die Zwetschgenknödel schmeckten vorzüglich. Und sie waren jede Minute des Verzweifelns wert. Aber eines ist klar: Es ist einfacher, Feuer mit Steinen zu machen, als einen Induktionsherd zu bedienen.

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