Tipps und Erfahrungen der Blick-Community
Das muss man bei Umbauten von denkmalgeschützten Häusern wissen

Die Blick-Community hat bei eigenen Umbauprojekten ganz unterschiedliche Erfahrung mit der Denkmalpflege und dem Heimatschutz gemacht und mit uns geteilt. Es gibt einiges, was beim Kauf und geplanten Umbauten von schützenswerten Bauten zu beachten ist.
Publiziert: 26.09.2022 um 13:17 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2022 um 14:27 Uhr
Corine Turrini Flury

Wir wollten von euch wissen, welche Erfahrungen ihr beim Umbau alter Häuser mit der Denkmalpflege und dem Heimatschutz gemacht habt. Eingegangen sind zahlreiche Rückmeldungen zu positiven, aber auch negativen Erlebnissen der Blick-Community.

Entscheidungen der Denkmalpflege und des Heimatschutzes wurden oft als willkürlich, nicht nachvollziehbar und nicht zeitgemäss empfunden. Auch der Bürokratieaufwand sei immens. Geplante Solaranlagen auf geschützten Gebäuden sind manchenorts ein ungelöstes Problem und verhindern zeitgemässe Projekte und Investitionen in erneuerbare Energien.

Aber viele Haus- und Wohnungseigentümer haben auch gute Erfahrungen gemacht und die konstruktive Zusammenarbeit gelobt. In einem sind sich alle einig: Für ein gutes Gelingen bei Umbauten oder Renovationen von geschützten Bauten sei frühe Planung unter Einbezug der Behörden ratsam, sowie Kompromissbereitschaft und Geduld nötig.

Werner Maurer (51) aus Frutigen, war früher selber in der Baukommisson tätig. Er hat keine guten Erfahrungen mit dem Heimatschutz gemacht und findet manche Entscheide realitätsfremd.
Foto: Zvg
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Diese Erfahrungen hat die Blick-Community mit der Denkmalpflege und dem Heimatschutz gemacht.

Fehlender Realitäts-Bezug

Blick-Leser Werner Maurer (51) aus Frutigen BE hat schlechte Erfahrungen mit dem Heimatschutz gemacht, als er Änderungen an seiner Alphütte mit teils tiefen Decken und Türen vornehmen wollte. Die Hütte wird im Sommer bewohnt, aber es wird auch Käse darin hergestellt. Zum Arbeiten sei es schwierig, wenn Türen und Decken nur 170 Zentimeter hoch sind, so Maurer. Die Raumhöhen und Türen durften laut den Auflagen aber nicht angepasst werden.

Maurer musste sein Vorhaben mehrfach anpassen, um den geplanten Umbau vorzunehmen. Sein Fazit: «Den zuständigen Personen fehlt teils der Bezug zur Realität. Zum Beispiel, wenn argumentiert wird, dass man den Kopf halt einziehen muss.»

Überzeugendes Konzept

Gute Erfahrungen hat dagegen Johanna M. Schlegel (65) aus Burgdorf BE gemacht beim Ausbau eines bisher unbewohnten Dachbodens einer Liegenschaft aus dem Jahr 1706. Daraus entstand ein 86 Quadratmeter grosses Dachloft mit Minergiestandard.

2008 kaufte Schlegel den Estrich im Urzustand. Nicht isoliert, ohne Fenster, mit Zugang nur über eine Estrichleiter, eine Verbindung zwischen zwei Häusern. Durch den Umbau wurde der ehemalige Dachboden über den zwei Häusern zu ihrem persönlichen Wohntraum. «Die Zusammenarbeit mit dem damaligen Leiter der kantonalen Denkmalpflege des Kantons Bern, gestaltete sich immer konstruktiv. Wichtig war, dass wir von Beginn weg den Kontakt gesucht haben, ein überzeugendes Gestaltungskonzept vorlegen konnten und natürlich auch Kompromisse einzugehen bereit waren», erzählt Schlegel.

Kompromiss-Bereitschaft

Renato Giudicetti aus Bäch SZ, ist Liebhaber von alten Bauten. Vor sieben Jahren hat er die kultur- und denkmalgeschützte Liegenschaft «Haus zum Mohren» in Wattwil SG gekauft. Das Haus enthält fünf Familienwohnungen und wurde im 17. Jahrhundert erbaut.

Gemeinsam mit kompetenten Handwerkern und Handwerkerinnen hat er das Haus sanft und stilecht renoviert. «Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Denkmalpflege in St. Gallen war stets freundlich und proaktiv helfend. Natürlich sind Einschränkungen nötig und persönliche Wünsche können nur nach genauen Vorgaben umgesetzt werden», weiss Giudicetti.

Frustration über jahrelange Verzögerungen

Christian Bosshard aus Rafz ZH ist schon seit Jahren mit den Gemeindebehörden und dem Heimatschutz am Verhandeln. Dabei geht es um eine Solaranlage auf seinem alten Bauernhaus von 1820 in der Kernzone. Das Projekt sieht eine integrierte, ganzflächige Anlage vor, um den Charakter des Hauses klar zu behalten.

Bosshard bemängelt die Kommunikation, unklar geregelte Zuständigkeiten zwischen Gemeinde und Heimatschutz und zu wenig Beratung im Vorfeld vor Ort. So sei eine erfolgversprechende Projekteingabe kaum möglich. «Es wird einem alles schwer gemacht», erzählt er. «Klar soll man vor Verschandelung bewahren, aber Technik der Zukunft wie PV-Anlagen und energetische Isolationen, sollten nicht verhindert werden. Wenn wir wohnen sollen wie damals, müssten wir zurück in die Höhle und das will auch fast niemand. Die Schweiz soll kein Ballenberg werden.»

Vor über einem Jahr hat Bosshard vergeblich die Eingabe mit Schutzabklärung gemacht. Eine erneute Eingabe mit dem Architekten ist geplant und Bosshard bleibt nichts anderes, als frustriert weiter abzuwarten.

Unmögliche Vorgaben erschweren die Energiewende

Das gleiche Problem kennt auch Sandro Ravasio (41) aus Deitingen SO, der mehrere denkmalgeschützte Objekte besitzt. Aktuell ist auch für ihn das grösste Problem die Bewilligungsmöglichkeit von Solaranlage innerhalb der Ortsbildschutzzone. «Wir können eine 80-Kilowatt-Solaranlage auf unserem Kongress- und Eventzentrum in Oensingen SO nicht montieren, da der Denkmalschutz diese ablehnt», so Ravasio.

Auch bei weiteren geplanten PV-Anlagen bei zwei anderen Bauernhäuser von ihm musste massiv reduziert werden. «Mit dieser Haltung ist eine Energiewende schwierig umzusetzen. Es liegt nicht an der fehlenden Investitionsbereitschaft, sondern an den teils unmöglichen Vorgaben», findet der Solothurner.

Richtige Kommunikation

Dominik Häussinger (32) aus Basel hat positive Erfahrungen mit der Denkmalpflege gesammelt. Er bewohnt ein kleines geschütztes Wohnhaus, das er renoviert hat. Er ist als Handwerker und Planer angestellt – mit Spezialgebiet auf historischen Altbau.

Häussinger konnte schon einige private Bauherrschaften begleiten: «Mit der richtigen Kommunikation konnte bisher immer eine für alle passende Lösung gefunden werden. Schwierig wird es meist dann, wenn man versucht, die Denkmalpflege zu umgehen oder wenn sie erst während des Bauverlaufs dazustösst», weiss er.

Es sei daher wichtig, bereits bei der Planung die Denkmalpflege einzubeziehen und nach Möglichkeit mit versierten Handwerkern zu arbeiten.

Kooperation und Einhaltung der Vorgaben

Auch Walter Enders (77) aus Basel berichtet von guten Erfahrungen mit der Denkmalpflege bei seinen beiden Häuser, die er umgebaut hat. Der pensionierte Architekt weiss aus langjähriger Erfahrung: «In guter und kooperativer Zusammenarbeit funktioniert alles. Denkmalgeschützte Gebäude sind eben geschützt und man hat Auflagen, die man einhalten muss.»

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