So wohnt es sich in einer autarken Alphütte
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Mini-Ferienhaus in Graubünden:So wohnt es sich in einer autarken Alphütte

Ehepaar aus Schönenwerd SO testet Mini-Haus in Graubünden
So wohnt es sich in einer autarken Alphütte

Noch bis Ende Oktober steht bei der Maiensäss-Siedlung Monas GR im Val Surses eine autarke Alphütte Feriengästen zur Verfügung. Blick hat das Ehepaar Borer aus Schönenwerd SO in seinen Ferien dort besucht.
Publiziert: 05.09.2021 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2021 um 11:42 Uhr
Corine Turrini Flury

Die Anreise mit dem Auto über die holprige Naturstrasse zum abgelegenen Ferienhaus auf 1781 Meter über Meer ist eine Herausforderung und bewilligungspflichtig. Seit Mai steht hier bei der Maiensäss-Siedlung Monas oberhalb von Savognin GR für naturverbundene und an Nachhaltigkeit interessierte Feriengäste ein besonderes Alphaus: Es ist der Prototyp des ersten autarken Quadrin der Holzbaufirma Uffer aus Savognin.

Kleinwohnformen und Nachhaltigkeit

«Ich bin auf den sozialen Medien auf der Suche nach einer Ferienunterkunft in den Bergen auf dieses Alphaus aufmerksam geworden und war vor allem von der Lage beeindruckt», sagt Sandra Borer (61) zu Blick. Mit Ehemann Markus (58) bewohnt sie in Schönenwerd SO seit 16 Jahren ein Reiheneinfamilienhaus. Das Ehepaar ist in der IT-Branche tätig und interessiert sich für das Thema Nachhaltigkeit. «Unser Haus war beim Kauf leider schon fast fertig und verfügt noch über eine Gasheizung. Wir überlegen schon länger, uns gelegentlich eine Solaranlage zuzulegen, und sind auch am Thema Kleinwohnformen interessiert», so Markus Borer.

Komfortabel, aber wenig Stauraum

Sehr klein ist es tatsächlich, das Alphaus, das Borers für fünf Tage im Val Surses gemietet haben. Es verfügt über eine offene Küche im Wohn-/Essbereich mit Schlafraum und ein Bad mit Dusche und WC. Die Doppelbetten im Minihaus liegen platzsparend übereinander.

Markus und Sandra Borer aus Schönenwerd SO verbringen fünf Tage Ferien im autarken Alphaus.
Foto: Ramona De Cesaris
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«Es ist ein schönes und modernes Haus, auch wenn es eher spartanisch eingerichtet ist. Es gibt keine überflüssigen Gadgets, ist qualitativ hervorragend verarbeitet, gut isoliert, und die Betten sind komfortabel. Nur etwas warm war es in der Nacht», befindet Markus Borer. Ansonsten sei das Raumklima im Holzhaus sehr angenehm, und dem Ehepaar fehlt es an nichts, ausser an Stauraum, wie Sandra Borer sagt. «Der Stauraum ist schon sehr beschränkt. Wir sind aber unkompliziert und uns von Reisen in der Wildnis Kanadas einiges gewohnt. Daher nehmen wir in die Ferien sowieso nie viel mit.»

Nebengeräusche durch die Technik

«Kochen braucht hier etwas mehr Zeit und man muss etwas genauer planen, wie und wann man etwas zubereitet, um beispielsweise das Warmwasser optimal zu nutzen. In den Ferien spielt uns das aber keine Rolle. Wir haben ja Zeit», so die Ehefrau.

Der Strom für das autarke Alphaus wird über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und an der Rückwand erzeugt. Im Wohnzimmer findet sich ein Ofen, der nicht nur der Romantik dient: Energie für Warmwasser und Raumwärme wird im Alphaus über den Stückholzofen mit einem wassergeführten Registereinsatz gewonnen. Mit dem Einsatz des Ofens durch eine Feuerung wird die Abstrahlwärme für die Raumtemperatur genutzt und gleichzeitig Warmwasser für den Boiler und Speicher für den installierten Heizlüfter gespeichert. Durch die gespeicherte Energie kann der Heizbetrieb automatisch 24 Stunden reguliert werden. Erreicht der Wärmespeicher die gewünschte Temperatur nicht mehr, muss im Ofen angefeuert werden. «Die Technik im Haus interessiert mich sehr. Ganz geräuschlos funktioniert das tagsüber nicht, aber abends ist es ruhig», fügt Markus Borer an. In den Ferien empfinden Sandra und Markus Borer dieses Nebengeräusch aber nicht als störend. «Im Alltag würde uns das nerven. Hier wollen wir aber vor allem wandern und die Natur geniessen und hocken nicht nur im Haus. Da geht das schon», meint Sandra Borer.

Eigene Kläranlage für das Minihaus

Im kleinen Ferienhaus wird die Wassergewinnung im Quadrin autarc über natürliche Niederschläge in Form von Regen organisiert. Das Lagervolumen des Tanks beträgt 1200 Liter. Schmutzwasser aus Küche und den sanitären Anlagen wird gemäss den gesetzlichen Vorgaben fachgerecht entsorgt.

Was Markus Borner besonders spannend findet: Das Minihaus verfügt über eine eigene kleine Kläranlage, die wie bei Grossanlagen sämtliche Prozesse erfüllt. Das austretende, gesäuberte Wasser wird über ein Kontrollbecken geprüft, bevor es wieder in die Natur sickert. Feste Rückstände werden im Behälter gesammelt und bei jährlichen Unterhaltsarbeiten entleert.

Rückmeldungen von Feriengästen für Weiterentwicklung genutzt

Die ganze Technik im Minihaus sei eine der grössten Herausforderungen beim Quadrin autarc gewesen, sagt Urs Hefti, Projektleiter bei der Uffer AG. Mit den Erfahrungen und Rückmeldungen der Feriengäste im autarken Alphaus will die Hausbaufirma den Prototyp weiterentwickeln und neben ihren bereits bekannten modularen Bausystem Quadrin, auch alltagstaugliche autarke Wohnmodule schaffen und vermehrt auf Nachhaltigkeit setzen.

Bis Ende Oktober hat Savognin die Bewilligung für den Standort des Alphauses erteilt und es besteht vereinzelt noch die Möglichkeit für Buchungen. Was dann mit dem Mini-Alphaus passiert, sei momentan noch offen, so Hefti. Vielleicht wird es verkauft oder andernorts temporär erstellt.

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