Wenn die Korken knallen
Darum trinken wir an Silvester Champagner

Silvester, Mitternacht: Millionen Menschen auf der ganzen Welt stossen auf das Neue Jahr an. Woher kommt dieser Brauch? Und was hat es damit auf sich, dass eine Flasche Champagner einen Priester ersetzen kann?
Publiziert: 30.12.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2022 um 11:05 Uhr
Shirley Amberg

«Niemals schwindeln, stehlen, betrügen oder trinken. Aber musst du schwindeln, dann sei schwindlig vor Glück. Wenn du stehlen musst, dann stehle dich aus schlechter Gesellschaft. Wenn du betrügen musst, betrüge den Tod. Und wenn du trinken musst, sei trunken vor Liebe und vor Lebensglück» – so lautet ein bekanntes Sprichwort.

Auch dieses Jahr lassen wir die Korken an Partys knallen und so das Ende dieses herausfordernden Jahres feiern.

Doch woher kommt diese Tradition? Es ist eine ziemlich faszinierende Geschichte, die in Rom 100 vor Christus beginnt, in Reims des 17. Jahrhunderts weitergeht, und sich von der Champagne im 18. Jahrhundert bis nach Manhattan im frühen 19. Jahrhundert zieht.

Silvester: Der Abend, an dem Millionen von Menschen die Korken knallen lassen!
Foto: KEYSTONE
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Gutes Timing

Es ist erwiesen, dass bereits vorchristliche, heidnische Völker Zeremonien abhielten, um das Ende der Wintersonnenwende mit alkoholischen Getränken (aber noch nicht mit Champagner) zu feiern. Ungefähr zur selben Zeit schuf Julius Cäsar mit dem Januar als Jahresbeginn den römischen Kalender – sodass Sonnenwende, Trinken und der Beginn eines neuen Jahres gleichzeitig geschahen.

Königlicher Wein

Die Einführung von Wein aus der Champagne in diese Tradition entwickelte sich aus französischen Krönungszeremonien und der Verbindung der Champagne mit Königtum und Adel. In den späten 400er-Jahren vereinte König Clovis Frankreich und wurde Christ, weil er es seiner Ehefrau versprochen hat. Am Weihnachtstag 496 wurde König Clovis in Reims, dem Herzen der Champagne, getauft und für diese Feierlichkeit wurden Weine aus der Region kredenzt. Von da an war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass an königlichen oder adeligen Partys Weine aus der Champagne serviert werden. Aber eben: Weine aus der Champagne – und noch nicht der Champagner, den wir heute trinken.

Champagner, wie wir ihn heute kennen, entwickelte sich im 17. Jahrhundert. Dom Pérignon, der französische Benediktinermönch, hat Champagner zwar nicht erfunden (wenn auch Franzosen dies gerne behaupten), doch er trug massgeblich zur Verbesserung und Popularisierung bei.

Nach der Französischen Revolution wurde Champagner sogar ein wichtiger Bestandteil religiöser Rituale: Beispielsweise konnte ein Schiff ohne Priester getauft werden, indem man das «heilige Wasser» – also Champagner – verwendete.

Ein bisschen Adel für alle

Als die Champagner Produktion rationalisiert wurde, sank der Preis, und die Produzenten begannen, ihn an die Mittelschicht zu vermarkten. Er war nicht billig – aber für besondere Anlässe erschwinglich. Werbetechnisch war es natürlich auch hilfreich, dass Champagner lange Zeit mit dem Adel in Verbindung gebracht wurde. Zwischen 1800 und 1850 stieg die Produktion von Champagner von 300’000 auf 20 Millionen Flaschen pro Jahr.

Im 19. Jahrhundert wurde das Anstossen mit Champagner zu einer globalen Tradition, die mit freudigen Anlässen verbunden wird. Um 1800 war Champagner in Europa und in den USA schon ziemlich verbreitet, aber noch immer kein wirkliches Feiertagsgetränk. Zwischen 1850 und 1900 vervierfachte sich der Konsum von Champagner in den USA, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde an Partys und Feiern fast nur noch Champagner serviert.

Seit 1891 darf nur Schaumwein aus der Champagne auch Champagner genannt werden

Aus den frühen 1900er-Jahren stammt ein Bericht über eine Bar in New York City: Das Cafe Martin war für seine Champagner-Karte berühmt, Hunderte verschiedene Champagner konnten dort gekostet werden. Der Bericht besagt, dass das Cafe am Silvesterabend jeweils um 21 Uhr ein Schild mit «Nur Champagner» aufgestellt hat. Ungefähr zur gleichen Zeit, im Jahr 1907, begannen die New Yorker Feierlichkeiten mit dem berühmten Ball Drop am Times Square nur wenige Meter nördlich des Cafe Martin.

Wir wissen natürlich nicht, ob das Cafe Martin tatsächlich der erste Ort war, der High-End-Silvesterpartys förderte; aber es ist schön zu wissen, dass die alten Traditionen des Feierns sich über all die Jahre fortsetzen.

Egal ob mit Spumante, Champagne, Prosecco, Moscato oder Cava, Bier oder Kindersirup: Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen und prickelnden Silvester! Und denken Sie daran, was Stephen Hawking (†76) sagte: «Schaut hinauf zu den Sternen – und nicht hinab auf eure Füsse! Seid neugierig, und wie schwer auch immer das Leben scheinen mag, so gibt es doch immer etwas, das ihr tun und worin ihr erfolgreich sein könnt. Es kommt darauf an, nicht aufzugeben.»

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