Thomas Meyer rät
Sexistische Sprüche vom Chef – was tun?

«Unser Chef macht ständig sexistische Sprüche. Wenn sich die Frauen im Team wehren, tut er so, als wäre alles nur ein Witz. Was können wir tun?» - schreibt unser Leser. Thomas Meyer nimmt Stellung zu dieser Lebensfrage.
Publiziert: 16.03.2018 um 20:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:55 Uhr

Die Frage ist in der Tat, was Sie tun können – wozu Sie sich also in der Lage sehen. Denn was Sie tun müssten, ist klar: Sie müssten kollektiv kündigen. Alle Betroffenen. Gleichzeitig. Mit der gleichen Begründung. Oder Ihrem Chef zumindest damit drohen, wenn er seine herablassenden Bemerkungen nicht augenblicklich einstellt. Aber hätten Sie, jede Einzelne von Ihnen, den Mut für einen solchen Schritt? Liegt er in Ihrem Können?

Wir fürchten die Konsequenzen des richtigen Handelns zu sehr

Eigentlich wissen wir immer ganz genau, was zu tun wäre. Aber wir fürchten die Konsequenzen des richtigen Handelns so sehr, dass wir unsere Reaktion auf das Fehlverhalten anderer massiv abmildern oder gleich ganz weglassen: Anstatt bei unseren spätabends lärmenden Nachbarn zu klingeln, klopfen wir ein bisschen gegen die Wand. Anstatt dass wir uns demonstrativ vor den Dränglern in der Warteschlange stellen, lassen wir ihn vor und sagen leise: «He!». Anstatt unseren unbefriedigenden Job zu kündigen und einen passenderen zu suchen, meckern wir vor unserem Partner und unseren Freunden. Alles nur, um uns nicht in eine Lage zu bringen, die noch unangenehmer sein könnte als die aktuelle.

Eigentlich wissen wir immer ganz genau, was zu tun wäre

Denn darum geht es doch: Sie wehren sich gerade so sehr, dass Ihre Anstellung nicht gefährdet ist. Sie akzeptieren, dass Ihr Chef seine Übergriffe selbst weglacht. Und dadurch sagen Sie ihm nichts anderes als: «Du hast recht, wir sind schwach und doof. Mach uns weiter klein.»

Sexuelle Belästigung ist ein Mittel zur Machtausübung.
Foto: Getty Images

Aber das ist nicht wahr. Sie sind vollwertige Personen und haben ein Recht auf entsprechende Behandlung – aber halt eben auch die Pflicht, sich selbst so zu behandeln. Ihr Chef wird nicht von sich aus einsichtig werden. Auch nicht durch subtile Hinweise. Sondern nur durch eine Entschlossenheit, die seine eigene überwiegt. Einen neuen Job finden Sie nämlich wesentlich leichter als verlorene Selbstachtung.

Was tun gegen sexuelle Belästigung?

Unter dem Motto #MeToo (ich auch) berichten derzeit Zehntausende Frauen von ihren Erfahrungen mit Belästigungen sexueller Natur. Ausgelöst hat den Aufstand auf Facebook und Twitter der US-amerikanische Filmproduzent Harvey Weinstein (65). Doch «zufällige» Berührungen, anzügliche E-Mails, plumpe Anmache oder Gewalt gibt es an jedem Arbeitsplatz. Aber: Was ist erlaubt? Was nicht? Und was kann ich bei sexueller Belästigung tun?

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Ein Mann der eine Frau im Büro sexuell belästigt
Was können Betroffene tun?
Corbis

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