Neue Israel-Studie zeigt
Diesen Effekt haben Frauen-Tränen auf aggressive Männer

Wer an Tränen schnuppert, ist weniger aggressiv. Das haben israelische Forscher herausgefunden.
Publiziert: 30.12.2023 um 09:42 Uhr

Noam Sobel, Professor für Neurobiologie am Weizmann Institute of Science in Tel Aviv (Israel) weiss, woraus emotionale Tränen gemacht sind: unter anderem aus Stoffen, die bei Männern messbar Aggressionen mindern.

Doch von Anfang an: Bereits seit längerem ist bekannt, dass Tränen nicht gleich Tränen sind. Schneidet man eine Zwiebel oder bläst einem eisiger Wind in die Augen, tränen unsere Augen zwar auch – aber die Flüssigkeit ist eine andere, als wenn wir emotionale Tränen, insbesondere aus Traurigkeit, weinen. In Letzteren befinden sich zusätzlich komplexe Eiweissverbindungen wie Hormone, Neuropeptide und Neurotransmitter in teilweise hohen Konzentrationen. Diese Eiweissverbindungen haben Funktionen, die über eine reine Schutzfunktion des Auges hinausgehen. Emotionales Weinen scheidet diverse Abfallprodukte unseres Nervensystems aus und hat so eine messbar beruhigende Wirkung auf die weinende Person – aber, und das ist die neue Erkenntnis, auch auf Personen in ihrer Umgebung. 

Testosteronwerte im Blut sinken

Sobel und sein Team haben Tränen von Frauen, die sich herzzerreissende Filme angesehen haben, gesammelt. 31 Männer schnupperten daraufhin entweder an diesen Tränen oder an Kochsalzlösung und liessen sich die entsprechenden Flüssigkeiten mittels Wattebäuschchen an die Oberlippe kleben. Anschliessend liess Sobel die Männer ein absichtlich unfair designtes Computerspiel spielen, das von Psychologen extra entwickelt wurde, um aggressives Verhalten zu provozieren.

Frauentränen – Forscher vermuten aber, es funktioniere auch mit Männertränen – wirken auf Männer agressionsmindernd.
Foto: Getty Images
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Resultat: Aggressives Verhalten reduzierte sich bei den Männern mit Tränenflüssigkeit unter der Nase im Vergleich zu den Kochsalzlösungs–«Nasen» um fast 44 Prozent; die Testosteronwerte sanken im Blut vorübergehend um bis zu 40 Prozent. Gehirnscanner zeigten zudem, dass die für die Verarbeitung von Düften und Aggressionen zuständigen Gehirnnetzwerke «betränter» Männer grössere Verbindungsaktivität zeigten als die der Vergleichsgruppen. Gleichzeitig war die Aktivität in den Gehirnarealen für Aggression geringer. 

Überlebenswichtiger Vorteil könnte zu Medikamentation führen

Sobel vermutet, dass seine Resultate geschlechtsübergreifend gültig sind. Dass er nur Frauen als Tränenspenderinnen nutzte, habe daran gelegen, dass sich auf seinen Aufruf ausschliesslich Frauen gemeldet hätten. Er hofft nun, die wirksame Ingredienz in den Tränen genau bestimmen zu können. Denn das würde ermöglichen, die Substanz künstlich herzustellen – um sie eventuell als Medikamentation bei Menschen mit Aggressionsproblemen verwenden zu können.

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