Virus vermehrt sich wochenlang im Augenwasser
Tränen der Corona-Infizierten sind hochansteckend

Corona-Erkrankte haben es besonders schwer. Doch wenn sie weinen, heisst es: Abstand halten! Denn, so stellten Forscher in Italien fest, der Virus vermehrt sich in Tränen.
Publiziert: 22.04.2020 um 18:12 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2020 um 18:48 Uhr
Myrte Müller

Tränen gehören zum Alltag der überfüllten Corona-Spitäler Norditaliens. Patienten leiden. Pflegepersonal und Ärzte sind überarbeitet, mit den Nerven am Ende. Dazu kommt die Trauer, wenn Corona tötet. Doch gerade die Tränen sind ganz besonders ansteckend – und das Trösten wird gefährlich.

Das Nationale Institut für Infektionskrankheiten Spallanzani in Rom untersuchte das Augensekret einiger Infizierter. Das Ergebnis der Studie, die im Fachmagazin «Annals of Internal Medicine» veröffentlicht wurde, ist verblüffend: Das Covid-Virus sammelt sich nicht nur in der Träne, es vermehrt sich dort auch. Und: Es hält sich dort bis zu 27 Tage nach der Genesung.

Gefährlich auch für Augenärzte und Optiker

Angestossen wurde die Studie durch eine Zufallsentdeckung. Im Januar wurde eine Corona-Patientin ins Spital Spallanzani eingeliefert. Sie hatte an beiden Augen eine Bindehautentzündung. Die Forscher entnahmen Augensekret und untersuchten es auf das Corona-Virus. Sie fanden heraus, dass sich das Virus im Augensekret genau wie in den Atemwegen vervielfachte.

Ein tränendes Auge kann gefährlich sein. Im Augensekret fühlt sich das Coronavirus ganz besonders wohl.
Foto: zVg
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«Diese Forschungsarbeit zeigt auf, dass die Augen nicht nur ein Eingangstor für den Virus sind, sondern auch eine potenzielle Ansteckungsquelle», sagt Concetta Castilletti vom virologischen Labor des Spitals. Es sei auch ein wichtiger Aspekt für Augenärzte und Optiker, die sich bei Kontakt mit infizierten Patienten oder Kunden leicht anstecken könnten. Die Studie wurde bereits an die Weltgesundheitsorganisation WHO weitergeleitet.

Genesene erneut infiziert

Beunruhigende Nachrichten treffen auch aus Wuhan ein. Im chinesischen Epizentrum des Corona-Virus häufen sich Fälle von Covid-19-Patienten, die als genesen galten und nun erneut auf das Virus positiv getestet wurden. Bei manchen Infizierten wurde das Virus 70 Tage nach dem negativen Test ein zweites Mal festgestellt, bei anderen nach 50 oder 60 Tagen nach der angeblichen Genesung.

Keiner der erneut Infizierten hatte Krankheitssymptome. Dennoch gehen die chinesischen Ärzte von einer Ansteckungsgefahr aus. Bislang galten in China Corona-Patienten als genesen, wenn zwei Tests innerhalb von zwei Tagen negativ ausfielen. Jetzt schlagen die Ärzte mindestens drei Tests vor, bevor ein Patient als geheilt gelten kann.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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