Wolken impfen, CO₂ absaugen, Sonnenstrahlen abschirmen
So manipuliert der Mensch Wetter und Klima

Erderwärmung, Naturkatastrophen und Artensterben sind nur einige Folgen des Klimawandels. Um Schlimmeres zu verhindern, greift der Mensch zu technischen Lösungen. Mit allen Mitteln.
Publiziert: 20.05.2021 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2021 um 09:24 Uhr
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Janina Bauer

Seit Jahrzehnten forscht der Mensch an der Beeinflussung des Klimas auf der Erde. Doch was noch in den 50er- und 60er-Jahren für die Wettermanipulation zu Kriegszwecken diente, zielt heute vor allem auf eines ab: den Klimawandel zu stoppen.

Konkret gehe es darum, die Klimaveränderung auf der Erde zu stoppen, abzubremsen oder sogar rückgängig zu machen, so der Klimawissenschaftler Reto Knutti von der ETH Zürich. Blick stellt drei Technologien vor.

Wolkenimpfung

Dabei handelt es sich um eine lokale Massnahme, mit der man die Menge oder die Art eines Niederschlags aus einer Wolke beeinflussen kann. Dafür werden Wolken mit Silberjodid «geimpft» – entweder mit Kanonen vom Boden aus oder präziser mit Flugzeugen aus der Luft. Die eingeführte Substanz beeinflusst dann die physikalischen Prozesse innerhalb der Wolke. Folge: Der Niederschlag verändert sich.

Pilot Frank Kasparek mit seinem Hagelflieger. Damit «impft» er die Wolken mit Silberjodid, um Hagelschäden zu vermeiden.
Foto: Jennifer Rieger
1/12

Für eine garantiert sonnige Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking im Jahr 2008 soll die chinesische Regierung das «Wolkenimpfen» für sich genutzt haben, wie der «Spiegel» damals berichtete. In der Schweiz wird die Technologie zur Hagelabwehr eingesetzt. Auch die Basler Versicherung macht sich das zunutze, wie Risikomanager Thomas Schöb
in der neuen Podcast-Folge von «Durchblick» (ab heute hörbar) erzählt.
Die Hagelkörner sollen verkleinert oder sogar ganz verhindert werden, um einen möglichen Schaden zu minimieren. Reto Knutti hinterfragt das Vorgehen: «Es gibt wenig wissenschaftliche Hinweise, dass das Wolkenimpfen wirklich funktioniert, denn bisher gibt es kein sauberes Vergleichsexperiment.»

CO2 absaugen

Diese Technologie filtert mit grossen Anlagen CO2 aus der Luft. Das gewonnene CO2 wird dann gespeichert oder als Rohstoff weiterverwendet. Für die Speicherung werden die CO2-Moleküle mit Wasser gemischt und 800 bis 2000 Meter tief unter die Erde gepumpt. Dort wird das CO2 auf natürliche Weise mineralisiert und versteinert. Ein Vorreiter dieser Technologie ist das Schweizer Start-up Climeworks.

Bis 2030 will das Unternehmen mehrere Millionen Tonnen CO2 pro Jahr absorbieren – und so den Klimawandel stoppen. Parallel arbeitet das Team an der Herstellung synthetischer Treibstoffe aus CO2 – insbesondere für den Flugverkehr. Daniel Egger ist Manager bei Climeworks, er sagt: «Wir packen das Problem an der Wurzel. Unsere Methode kann einen Beitrag zur Rettung unserer Erde leisten.» Gleichzeitig betont er, dass eine starke Reduzierung von Emissionen zwingend notwendig ist: «Wir müssen einerseits den Ausstoss von CO2 drastisch verringern und andererseits so viel CO2 aus der Luft filtern wie möglich.»

Das Wichtigste über CO2-Gesetz

Am 13. Juni stimmen wir über auf Bundesebene über fünf Vorlagen ab: Über die beiden Pestizid-Initiativen, über das Covid-Gesetz, über das Terrorgesetz und über das CO2-Gesetz. Doch worum bei letzterem, dem «Bundesgesetz zur Verminderung der Treibhausgasemissionen»?

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Reto Knutti lobt diese Herangehensweise. Jedoch brauche die Technologie viel saubere Energie – das sei sehr kostspielig. Die Schweiz stösst rund 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus. Climeworks absorbiert zurzeit jährlich im Tausenderbereich – zu einem Preis von circa 600 Franken pro Tonne. Der Klimawissenschaftler schätzt: «Um unsere Emissionen ausgleichen zu können, muss die Arbeit von Climeworks auf die Grössenordnung der globalen Autoindustrie wachsen.» Dafür müsse die Politik gezielte Anreize setzen – zum Beispiel in Form einer weltweiten CO2-Bepreisung.

Sonnenstrahlen abschirmen

Das solare Strahlungsmanagement zielt darauf ab, die Sonneneinstrahlung auf die Erde zu regulieren und damit die Temperatur auf der Erde zu senken. Während man in den 50er-Jahren noch versuchte, mit grossen Spiegeln das Licht der Sonne aus der Atmosphäre zurück ins All zu reflektieren, nutzt die Forschung heute eine Technik, die von einem Naturschauspiel inspiriert ist: dem Vulkanausbruch. Bricht ein Vulkan aus, werden winzige Teilchen mit Schwefelverbindungen in die Stratosphäre geschleudert. Gemeinsam mit Staub und Asche, die aufgewirbelt werden, reflektieren die Teilchen einen Teil der Sonneneinstrahlung auf der Erde – die Temperatur sinkt.

Dieser Effekt soll künstlich nachgestellt werden, indem Flugzeuge Schwefeldioxid wie ein Schutzschild um die Erde sprühen. Welche Folgen das für das Ökosystem Erde und den Wasserkreislauf hat, ist jedoch nicht absehbar, so Reto Knutti. Er rät deswegen: «Finger weg!» Das Risiko sei zu hoch.

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