Initiative fordert mehr Grünflächen statt Strassen
Bäume sollen Menschenleben retten

Der Klimawandel fordert Opfer. So kostete der Hitzesommer 2018 mindestens 200 Menschenleben. Die Umweltorganisation Umverkehr will in den grossen Städten nun mit Volksinitiativen Gegensteuer geben. «Mehr Bäume statt Asphalt» lautet das Motto.
Publiziert: 25.10.2019 um 17:38 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2021 um 12:32 Uhr
Bäume sorgen in den Städten für ein kühleres Klima. Bei den heutzutage herrschenden Hitzetagen gefragter denn je.
Foto: Keystone
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Ruedi Studer

Die Zahlen sind erschreckend: Der Hitzesommer 2018 kostete in der Schweiz mindestens 200 Menschen das Leben. Bereits die Hitzesommer von 2003 und 2015 sorgten für Hunderte hitzebedingter Todesfälle, wie eine Auswertung des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zeigt. Betroffen waren vor allem ältere Menschen.

Doch es kommt noch schlimmer: Mit dem Klimawandel steigen die Temperaturen. Sowohl Hitze- als auch Trockenperioden dürften im Sommer wohl zunehmen, warnt das Bafu. Das heisst: Hitzesommer werden zum Normalfall.

Für die Städte bedeutet das nichts Gutes: Sie werden immer stärker zu Glutöfen. Denn Beton und Asphalt speichern die Wärme, hinzu kommen die dichte Bebauung, die Abwärme von Gebäuden, wenig Vegetation und Luftschadstoffe. Das Bafu spricht von «städtischen Hitzeinseln».

Bäume statt Asphalt

Ein Steilpass für die Organisation Umverkehr, die einst die Verkehrshalbierung verlangte. Sie will nun gleich in mehreren Städten Volksinitiativen lancieren, um für weniger Grau und mehr Grün zu sorgen. «Bäume statt Asphalt», lautet das Motto der Klimaschützer.

«Wir wollen einen Teil des Strassenraums in Grünraum umwandeln, um die Städte für die Bewohner hitzeverträglich zu machen», sagt Umverkehr-Geschäftsleiter Silas Hobi (34) zu BLICK. Für ihn ist klar: «Unsere Initiative kann Leben retten.»

Zwillings-Initiative in der Pipeline

Konkret planen die Umweltschützer eine Zwillings-Initiative. Die erste läuft unter dem Titel «Gute-Luft-Initiative». «Mit dieser setzen wir bei der Überhitzung der Städte an», erklärt Hobi. Die Städte sollen Massnahmen treffen «zum Schutz der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung, wie insbesondere gegen Hitzetage und Tropennächte».

Dafür sollen die Gemeinden stadteigene Strassenflächen – dazu gehören etwa auch Parkplätze – in Flächen für Bäume und Grünflächen umwandeln. Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass während zehn Jahren jährlich eine Fläche von «mindestens einem Prozent der gesamten Strassenfläche» begrünt werden soll.

«Ein Baum macht in seiner lokalen Umgebung einen Temperaturunterschied von fünf bis sieben Grad aus», sagt Hobi. «Bäume verändern nachweislich das Stadtklima. Unsere Initiative sorgt dafür, dass unsere Städte cool bleiben.»

Mehr Platz für Fussgänger und Velofahrer

Klar machen die Initianten aber auch: Für Fuss- und Veloverkehr sowie für den öffentlichen Verkehr soll es mehr Platz geben. Das fordern sie in ihrem zweiten Begehren. «Mit dieser Zukunfts-Initiative setzen wir bei den Ursachen des Klimawandels an. Wir wollen damit den CO2-Ausstoss im Strassenverkehr verringern», so Hobi.

Auch hier soll während zehn Jahren in Ein-Prozent-Schritten die Strassenfläche «in Begegnungs- und Erholungszonen, Fuss- und Velowege sowie separate Bus- und Tramspuren» umfunktioniert werden.

Noch handelt es sich um Initiativentwürfe, wie Hobi betont. Die Prozentzahlen etwa könnten sich noch ändern. Doch schon am 9. November soll die Umverkehr-Vollversammlung grünes Licht für das neue Projekt geben. Der Startschuss für die Unterschriftensammlung dürfte im zweiten Quartal 2020 fallen.

Von Zürich bis Genf

Lanciert werden sollen die Begehren in den grösseren Städten. «Im Vordergrund stehen für uns Zürich, Winterthur ZH, St. Gallen, Luzern, Basel und Genf», so Hobi. Wo genau die Initiativen lanciert werden, hänge jeweils auch von den lokalen Partnerorganisationen ab.

Allenfalls könnten noch weitere Städte hinzukommen. Denn: «Der urbane Raum kommt durch das Bevölkerungswachstum immer stärker unter Druck, gleichzeitig verzichten immer mehr Städter auf ein eigenes Auto», so Hobi. «Mit unserer Initiative wollen wir den Strassenraum nicht nur neu, sondern auch fair verteilen.»

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