Dank Modell des Schweizer Ingenieurs Patrik Reali
So soll klimafreundlicheres Fliegen möglich sein

Wer über Google einen Flug von Zürich nach Berlin sucht, bekommt angezeigt, wie viel CO₂ die Flugverbindung freisetzt. Dies dank des Zürcher Entwicklungsteams des Ingenieurs Patrik Reali (50), dem die Umwelt am Herzen liegt.
Publiziert: 03.05.2022 um 09:23 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2022 um 15:37 Uhr
Barbara Ehrensperger

«Vor vier Jahren haben wir unter Kollegen über die Umweltbelastung der Flugindustrie gesprochen und gesagt: Jetzt müssen wir etwas machen», erzählt Google-Ingenieur Patrik Reali (50) im Gespräch mit Blick. Dem Team kam die Idee, den CO2-Ausstoss jedes Fluges sichtbar zu machen.

«So simpel die Idee ist, in der Umsetzung war und ist es sehr komplex», erklärt Reali, der als Engineering Manager für Travel Sustainability bei Google Flights zuständig ist. Der Tessiner arbeitet seit 2005 für den Suchmaschinen-Riesen.

Unterschiedliche Angaben

Wer bei Google nach Flügen sucht, erhält eine Liste mit möglichen Verbindungen. Neben den Flügen werden automatisch auch die Zugverbindungen aufgelistet. Bei jedem Eintrag steht, wie viel CO2 der Flug pro Passagier beansprucht.

Umweltfreundlich Fliegen geht nicht, ausser beim Papierflieger. Aber man kann wenigstens die umweltfreundlichste Variante beim Fliegen wählen.
Foto: pixabay
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140 Kilogramm CO₂ stösst ein Flug für 170 Franken von Zürich nach Berlin am Freitag, den 24. Juni 2022 aus. Im Vergleich: Die Zugfahrt benötigt rund 40 kg CO2. Aber gemäss der Google-Liste sind auch Flüge mit nur 74 kg CO2-Ausstoss möglich. Woher kommen die unterschiedlichen Werte?

«Wir haben für jeden Flugzeugtyp die Emissionen mit einem eigenen Modell berechnet», erklärt Reali. Denn nur so können sie die Zahlen vergleichbar machen. An alle Flugdaten und Flugzeugmodelle zu kommen, sei schwierig gewesen: «Viele Fluggesellschaften stellen uns ihre Daten zur Verfügung, andere wiederum gar nicht», so der Ingenieur, der mit dem Velo zur Arbeit fährt.

Innerhalb eines Jahres entstand im Frühling 2020 ein CO2-Anzeige-Prototyp, der in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und den Niederlanden im Hintergrund lief. Wegen der Pandemie war das Flugvolumen klein. «Wir waren grad froh darum, denn so gab es keinen grossen Ansturm der Fluggesellschaften, die mit dem Ranking nicht einverstanden waren», so Reali schmunzelnd.

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Airlines wollen plötzlich umweltfreundlicher werden

Nach Einführung der Anzeige zeigten die Fluggesellschaften plötzlich Interesse, sich zu verbessern. Schliesslich kann man bei der Google-Flight-Suche nicht nur nach Preis sortieren, sondern eben auch noch CO2-Ausstoss – und da wollten alle Fluggesellschaften gut dastehen.

«Das hat mich gefreut», meint Reali sichtlich stolz auf die Arbeit seines Teams. Denn die Fluggesellschaften wollten sich nun bemühen, weniger CO2 auszustossen, damit sie in der Liste weiter nach oben kommen. Seit Oktober 2021 sieht man weltweit, welcher Flug umweltfreundlicher ist.

«Die Schweiz und ganz Europa sind für Umweltdaten empfänglicher als andere Länder. Und jüngere Anwenderinnen und Anwender interessiert es mehr als ältere.»

So fliegt man grüner

Reali gibt auch gleich Tipps, wie man den Schaden für die Umwelt beim Fliegen minimieren kann: «Bei kürzeren Strecken ist es am besten, auf den Zug umzusteigen.» Dann sollte man ohne Zwischenhalte Fliegen und neuere Flugzeuge bevorzugen – alte Flugzeugtypen seien weniger effizient.

Und – das ist nicht so bequem – am besten Economy fliegen. Denn je mehr Leute in einem Flieger sind, umso weniger CO2-Belastung pro Person.

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