Kolumne von Style Writer Wäis Kiani
Traumschiff statt Terror

Wir haben es Zuhause schöner als die meisten Menschen in ihren Ferien.
Publiziert: 28.07.2016 um 09:49 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:31 Uhr
Wäis Kiani
Wäis KianiStyle Writer

Ich habe im Moment rein gar nichts zu meckern, überall ist es sommerlich heiss, und so wird es auch bleiben. Und bald ist August, mein Lieblingsmonat: Ferienzeit, Ibiza, mein Geburtstag, alles zusammen.

Der Donnerstag war ein besonders schöner Tag, und ich hatte mich mit meiner Freundin B verabredet. Sie wohnt in einer Gemeinde am Zürichsee, und so kam ich auf die Idee, mit der Fähre zu ihr überzusetzen. Ich meine: Es ist ein Privileg, an einem Sommertag mit einem Schiff übers Wasser zu gleiten, statt in einem Taxi im Stau oder einer ätzenden S-Bahn zu sitzen. Eigentlich hasse ich öffentliche Verkehrsmittel und benutze sie wirklich nur in grössten Ausnahmefällen, aber Fähren finde ich cool. Nicht viele Städte bieten diesen Luxus.

Auf der Fähre brannte die Sonne auf meine nackten Armen, ihre Strahlen glitzerten auf dem Wasser, kleine Motorboote zischten munter an uns vorbei. An der Anlegestelle wartete B in einem flatternden Sommerkleid auf mich und ich musste wie so oft daran denken, wie kitschig idyllisch die Schweiz mitunter ist – und was für verwöhnte Kurgäste wir alle hier sind. Und wenn das Wetter so ist wie jetzt, haben wir es schöner als die meisten Menschen in ihren Ferien. Als ich an Land ging, war ich rundum glücklich.

Später sassen meine Freundin und ich vor zwei wagenradgrossen Pizzen im Restaurant Schlossgarten, dann sagte B: «Ich habe voll Angst – die Welt bricht grade zusammen.» Ich war verwundert, denn B schien sonst fürs Weltgeschehen wenig empfänglich. «Die Franzosen tun mir total leid», antwortete ich, «ich bin am 14. Juli letzten Jahres die Promenade in Nizza mit meinen Eltern langgelaufen, wir suchten damals ein Taxi, aber alles war weiträumig gesperrt. Ein Wunder, dass der riesige Laster durchkam – die Menschen waren alle so fröhlich. Unglaublich, dieses Grauen.» B nickte entsetzt: «Und ihr Deutschen habt den Axt-Typen im Zug! Das kann auch hier passieren!» Ich stellte mir vor, einer hätte auf der Fähre eine Axt mit dabei gehabt – nein, das würde hier sofort auffallen.

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Am Abend nach dem Treffen ruft mich Z aus Ibiza an. Er ist seit Wochen mit seinen Kindern dort – weit weg vom Alltag. Sofort fing er an, über die Lage der Welt zu schimpfen. Ich: «Aber du kriegst auf Ibiza wohl kaum etwas davon mit!» Doch, ein guter Freund sei schon mehrmals nachts von Marokkanern attackiert worden. «Dein Freund war sicher besoffen, hat sich von Dealern anquatschen lassen und wollte dann doch nichts» – «Stimmt», sagte Z, «so wars.»

Na also, keine Terrorgefahr auf Ibiza und in der Schweiz – jetzt bloss nicht durchdrehen.

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