Anzeichen, Symptome, Folgen, Therapie
Anorexie: Was ist Magersucht?

Meistens wird gestörtes Essverhalten erst zu spät ernst genommen. Magersucht betrifft rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. Doch was ist Magersucht überhaupt, was lässt sich dagegen tun und wie kann man Betroffenen helfen?
Publiziert: 01.02.2018 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:10 Uhr

Als «Magersucht» oder «Anorexie» (Anorexia nervosa) bezeichnet man eine psychosomatisch bedingte Form der Essstörung. In der Regel spricht man Magersucht, wenn ein Mensch bei sich selbst einen radikalen Gewichtsverlust herbeiführt. Das Körpergewicht von Magersüchtigen liegt mindestens 15% unter dem Normalgewicht. Davon betroffen sind viel mehr Frauen als Männer. 

Pubertierende gelten als die grösste Risikogruppe: Körperliche, hormonelle, soziale und seelische Veränderungen können sich auf das Selbstwergefühl und die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper auswirken. Dazu kommen oft noch Erfahrungen, wie z.B. erste Verliebtheit oder psychisch einschneidende Erlebnisse. Ein ebenfalls wichtiger Faktor sind vorherrschende Schönheitsideale, die Pubertierende, junge Erwachsene aber auch Menschen anderer Altersgruppen beeinflussen.

Hunger nach Anerkennung

Essen scheint die normalste Sache der Welt. Doch in der Schweiz leiden vier Prozent der Bevölkerung an einer Essstörung. Viele junge Mädchen leiden an Essstörungen. Betroffen sind durchweg junge Frauen bis 25. Nur einer von zehn Patienten mit einer Essstörung ist männlich – wobei die Beratungsstellen eine leichte Zunahme konstatieren.

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Barcroft Media via Getty Images

Essen scheint die normalste Sache der Welt. Doch in der Schweiz leiden vier Prozent der Bevölkerung an einer Essstörung. Viele junge Mädchen leiden an Essstörungen. Betroffen sind durchweg junge Frauen bis 25. Nur einer von zehn Patienten mit einer Essstörung ist männlich – wobei die Beratungsstellen eine leichte Zunahme konstatieren.

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Magersüchtige fühlen sich häufig nicht ernst genommen und verstanden.
Foto: Thinkstock Images

Verlauf: Diätverhalten und erster Gewichtsverlust

Meistens beginnt eine Essstörung damit, dass Betroffene ihre Essgewohnheiten einem Diätverhalten unterordnen. Durch das weglassen bestimmter Lebensmittel werden bereits erste Gewichtsverluste erzielt, die den Drang zum Verzicht bestärken. Auch Anerkennungen, die den Gewichtsverlust anfangs positiv bewerten, vermittelt Betroffenen das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.

Nach Erreichen eines ersten bedenklichen Untergewichts, wird der Körper in der Selbstwahrnehmung von Magersüchtigen immer noch als «zu dick» beurteilt. Zur stark reduzierten Nahrungsaufnahme kommen oft noch Erbrechen (Bulimie), exzessive sportliche Aktivitäten und Medikamente hinzu. Soziale Medien und spezielle Internetforen tragen unter Umständen auch noch ihren Teil dazu bei. Sie haben einen grossen Einfluss auf die Wahrnehmung und Vermittlung von Schönheitsidealen: Ständig wird man auf Instagram, Facebook, Snapchat und Co. mit Bildern konfrontiert, die den modernen Körperkult vermitteln. Zudem gibt es sogar Gruppen in den sozialen Medien, in denen sich Betroffene gegenseitig beim Abnehmen pushen.

Schockbericht aus dem Magersuchts-Chat

Wenig essen, viel Sport machen. Früher vor allem in Internetforen, spornen sich magersüchtige Mädchen heute in WhatsApp-Gruppenchats an, immer mehr und immer schneller abzunehmen. Mit fatalen Folgen.

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Keystone

Wenig essen, viel Sport machen. Früher vor allem in Internetforen, spornen sich magersüchtige Mädchen heute in WhatsApp-Gruppenchats an, immer mehr und immer schneller abzunehmen. Mit fatalen Folgen.

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Symptome: Schwere Folgen für den Körper

Die durchschnittliche Dauer der Krankheit liegt bei sechs Jahren, allerdings kann der Verlauf stark variieren und verschiedene Phasen durchschreiten. Gerade wegen ihrer Langwierigkeit ist eine frühzeitige Behandlung der Magersucht besonders wichtig. Die Gefahr, die vom Untergewicht für die Menschen ausgeht, wird von Betroffenen oft heruntergespielt oder gar negiert. Spannungen und Abschottung sind die Folgen. Nur selten suchen sich Betroffene aus eigenem Antrieb Hilfe bei Familie, Bekannten oder Spezialisten.

Die Folgen für den Körper sind fatal. Typischerweise sinkt der Spiegel der Geschlechtshormone. Dazu kommen Energiemangel, tiefer Blutdruck, Verstopfung, trockene und schuppige Haut, Depressionen, Angststörungen sowie Mangelerscheinungen aller Art, um nur einige Symptome zu nennen. Vor allem in den Entwicklungsphasen der Kindheit und Jugend sind die radikalen Verzichte besonders schädlich für den Körper. Bei einem eher geringen Prozentsatz der Betroffenen führt die Magersucht zum Tod. Ursachen sind dann meistens Herzversagen oder Suizide.

Behandlung und Prognose: 3 Therapievarianten

Bei Magersucht gibt es grundsätzlich drei Therapievarianten: stationär, tagesklinisch und ambulant. Häufig beeinträchtigen die psychischen Folgen einer Magersucht das Einsichtsvermögen von Betroffenen. Etwa die Hälfte der Betroffenen kann geheilt werden, trotzdem bleibt bei vielen ein komisches Verhältnis zum Essen bestehen.

Nicht selten treten auch nach der vermeintlichen Heilung sogenannte Restsymptome auf. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass auch nach einer vermeintlichen Heilung eine psychotherapeutische Begleitung gewährleistet ist. Die Krankheit kann auch einen chronischen Verlauf nehmen oder es kann zu Rückfällen kommen. Davon sind zwischen 20 und 30% betroffen. Das Rückfallrisiko ist im ersten Jahr nach einer erfolgreichen Therapie am grössten.

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