Die Wiege des Weinbaus
Armenische Weine entdecken

Mehr als 6000 Jahre Weingeschichte kann Armenien verbuchen. Höchste Zeit, um näher hinzuschauen, was im Kaukasus passiert.
Publiziert: 14.11.2022 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2022 um 16:53 Uhr
Isabelle Thürlemann-Brigger

Seit 2018 führt die aus Armenien stammende Pianistin Sona Shaboyan die Weinhandlung «Heres Wine» in der Stadt Zürich, in der sie ausschliesslich Weine aus ihrer Heimat anbietet. Mit ansteckender Begeisterung erzählt sie beim Besuch von Blick vom Weinbau in Armenien.

«Mir geht es nicht bloss um den Wein, sondern auch um dessen reiche Geschichte», betont Shaboyan. Die Region von Armenien und dem benachbarten Georgien ist die Wiege des Weinbaus, wie archäologische Ausgrabungen bewiesen haben. Dieses kulturelle und kulinarische Erbe möchte sie teilen und weiterleben lassen.

Vielfalt und Ursprünglichkeit

Armenien bringt die idealen Voraussetzungen für den Weinbau mit: ein sonniges, trockenes Klima, karge Böden und hohe Temperaturunterschiede von Tag und Nacht. Das ist eine gute Grundlage für konzentrierte Weine mit einer angenehmen Säure. Die Reben wachsen bis auf einer Höhe von imposanten 1700 Metern und können aufgrund der seltenen Regenfälle naturnah bewirtschaftet werden.

Die aus Armenien stammende Pianistin Sona Shaboyan führt eine Weinhandlung in der Stadt Zürich.
Foto: Sona Shaboyan
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Von anderen Weinbaugebieten hebt sich Armenien durch den Reichtum an heimischen Rebsorten ab. Zungenbrecher wie Kratsiteli-, Mskhali-, Voskehat- und die einfacher über die Lippen gehende Areni-Traube werden zu facettenreichen Weinen verarbeitet.

Der Geschmack der Weine ist sehr zugänglich und lässt sich gut mit allen Arten von Speisen kombinieren. «Auch Gastronomen interessieren sich deshalb zunehmend für die armenischen Traubenvarietäten», so Shaboyan.

Neugierige Weinliebhaber

Für sie ist die Arbeit der Winzer mit der Komposition eines Musikstücks vergleichbar. Deshalb ist ihr wichtig, dass deren Charakter im Wein reflektiert wird und eine Harmonie bilden.

Das suchen auch ihre Kunden. Sie zählt vorwiegend neugierige Weinliebhaber, die auf der Jagd nach einem überraschenden Geschmackserlebnis sind, zu ihrer Klientel. «Schweizer entdecken gerne etwas Neues», erzählt Shaboyan.

So schmecken die armenischen Newcomer

Im stilvollen Gewölbekeller von Shaboyan degustierte ich Weiss- und Rotweine. Für mich war es Neuland. Entsprechend gespannt war ich auf das, was mich erwarten würde. Können armenische Weine mit bekannten Weinnationen mithalten?

Der Koor 2021 White ist ein reinsortiger Weisswein aus der Voskehat-Traube. Ich war auf Anhieb vom intensiven Bouquet von vollreifen Aprikosen und Pfirsichen angetan. Die armenische Sonne strahlt auch im Gaumen entgegen. Zu den Steinfrüchten kommen Noten von Ananas und Mango hinzu. Ein aromatischer, vollmundiger Tropfen.

Der Old Bridge von 2015 ist ein Rotwein auf Basis der Areni-Traube. Sie gilt als Urmutter der edlen Weintraube. Neben einer schönen Reife bietet dieser Wein auch eine erfrischende Säure und gefällige Würze. Nelken, Vanille und Rauchnoten prägen diesen ausdrucksstarken Wein.

Für mich steht fest, das wird sicherlich nicht mein letztes Mal sein, dass ich armenische Weine geniesse.

Gastland an der Expovina

Wer Lust bekommen hat, über den eigenen Glasrand hinauszuschauen, kann das noch bis am 17. November 2022 an der Expovina in Zürich tun. Armenien ist dieses Jahr Gastland.

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