Chemikalien im Wein
So dreist war der erste deutsche Weinskandal

Längst gibt es eine Vielzahl deutscher Weine auf Weltklasse-Niveau. Vollständig skandalfrei blieben unsere nördlichen Nachbarn allerdings nicht. Vorhang auf für den ersten grossen deutschen Weinskandal.
Publiziert: 23.02.2024 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2024 um 16:25 Uhr

Vereinzelte Schneeregenschauer begleiten den wolkenverhangenen Mittwoch vom 19. Februar 1958. Schauplatz des ersten deutschen Weinskandals ist das Landgericht Wiesbaden, rund 35 Kilometer westlich von Frankfurt entfernt. Gespannt wird auf die Urteilsverkündung im Fall von Valentin Korn (†1980) gewartet. Der happige Vorwurf: Weinpanscherei im grossen Stil.

Wie der «WDR» berichtete, begann alles mit übermässig starkem Kater nach dem Konsum von Wein, über den sich immer mehr Menschen beklagten. Die Spur führte zum deutschen Weinhändler Valentin Korn. Ihm wurde vorgeworfen, bis zu drei Millionen Liter mit Chemikalien gepanschten Wein fabriziert und verkauft zu haben.

Manipulation im grossen Stil

Über einen Zeitraum von vier Jahren hat sich Korn unter anderem grosse Mengen an Zitronensäure, Glyzerin oder Ammoniumphosphat beschafft. Die Grundlage für seinen gepanschten Albtraum bildete ausländischer Basiswein, den Korn in einem ersten Schritt mit Wasser gestreckt habe. Um der Verdünnung von Farbe, Aromen und anderen Bestandteilen entgegenzuwirken, wurden in einem zweiten Schritt verschiedenste Zusätze beigemischt.

Im Jahr 1958 flog in Deutschland ein Fall von Weinpanscherei im grossen Stil auf.
Foto: IMAGNO/Votava
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Das Urteil des Landgerichts Wiesbaden fiel mit zweieinhalb Jahren Gefängnis aus heutiger Sicht verhältnismässig mild aus. Am Ende musste Korn nicht einmal die ganze Strafe absitzen und war im darauffolgenden Jahr bereits wieder auf freien Fuss. Da ihm aber die Herstellung von Getränken jeglicher Art für fünf Jahre verboten wurde, widmete sich Korn fortan der Produktion und Herstellung von Eiern.

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