Armutsbetroffene Familie
«Wir wünschen uns ein Essen zu Weihnachten»

Bis zum 25. November können sich Armutsbetroffene beim Verein Siidefade melden, einen Weihnachtswunsch anbringen oder sich für ein Weihnachtsessen anmelden. Die alleinerziehende Sabrina Mäder (29) wünscht sich ein traditionelles Weihnachtsmenü für ihre Kinder.
Publiziert: 23.11.2020 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2020 um 09:30 Uhr
Corine Turrini Flury

Dieses Jahr wird Weihnachten für viele Menschen anders. Auch für Sabrina Mäder (29) aus St. Gallen und ihre vier Kinder. Seit Januar lebt sie getrennt vom Vater ihrer Kinder und kommt mehr schlecht als recht über die Runden. «Wir waren schon vorher nicht auf Rosen gebettet und mussten unser Geld gut einteilen. Seit der Trennung reicht es aber manchmal gar nicht mehr», erzählt sie BLICK.

Trotz aller Bemühungen und einem Teilzeitjob in den Sommermonaten blieb ihr der Gang zum Sozialamt nicht erspart. «Es wurde einfach alles zu viel. Ich bekam darum gesundheitliche Probleme und musste eine kurze Zeit in eine Klinik.»

Weg von der Sozialhilfe

Mit ihren vier Kindern Leandro (10), Santiago (6), Sophia (4) und der kleinen Leana (11 Monate), die Anfang Dezember ihren ersten Geburtstag feiert, wohnt die alleinerziehende Mutter noch in der gleichen Wohnung für 1825 Franken im Monat – wie vorher schon mit dem Ehemann.

Sabrina Mäder aus St. Gallen mit ihren vier Kindern Sophia, Santiago, Leandro (v.l.) und der kleinen Leana.
Foto: zVg
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Für das Sozialamt sind die Wohnkosten zu hoch, und Sabrina Mäder ist darum nicht nur auf der Suche nach einem neuen Teilzeitjob, sondern auch nach einer neuen Wohnung. «Ich wollte die Kinder nach der Trennung nicht auch noch aus dem gewohnten Umfeld und der Schule reissen und suche darum eine Wohnung in der Gegend. Das ist nicht so einfach», erzählt die junge Mutter.

Sobald sich die neue Situation der Alleinerziehenden und ihren Kindern etwas eingependelt hat und die Mutter gesundheitlich stabiler ist, möchte sie wieder eine Teilzeitarbeit suchen. «Dann kommen wir wohl mit den Alimenten knapp durch und müssten nicht mehr vom Sozialamt leben. Das ist mein Ziel.»

Auf der Suche nach günstigen Lebensmitteln

Die gelernte kaufmännische Angestellte spart sich momentan alles vom Mund ab, damit es ihren Kindern an nichts fehlt und sie so trotz schwieriger Bedingungen und der Trennung vom Vater so «normal» wie möglich leben können.

«Ich kaufe oft Lebensmittel bei ‹Tischlein deck dich›, habe mich auch schon auf Facebook bei der Gruppe Fresspäckli vom Verein Siidefade gemeldet und einen Essensgutschein bekommen», so Mäder. Besonders Leana, die zum Teil noch Flaschennahrung benötigt und Windeln, belastet das Haushaltsbudget der Alleinerziehenden momentan stark. Die junge Mutter ist aber optimistisch: «Wenn sie dann am Tisch mit uns isst, kann ich auch wieder etwas mehr Geld sparen.»

Grösster Weihnachtswunsch: ein Fondue Chinoise

Auch diese Tage hat sich Sabrina Mäder wieder beim Verein Siidefade für die Weihnachtsaktion angemeldet. Noch bis zum 25. November können sich armutsbetroffene Haushalte anonym über ein Anmeldeformular registrieren und zwischen einem Weihnachtsessen und einem Weihnachtswunsch auswählen. Die anonymen Wünsche können dann von Weihnachtspaten ausgewählt und erfüllt werden.

«Seit ich denken kann, gab es bei uns an Weihnachten immer Fondue Chinoise», sagt die Mutter. Sie wünscht sich, dass sie die Tradition auch dieses Jahr fortsetzen kann, wenn sich sonst schon so viel für die Familie verändert hat.

Tagsüber möchte die Mutter wie jedes Jahr noch etwas mit den Kindern spielen, basteln und spazieren. Den Weihnachtsbaum bei Mäders schmückt das geheimnisvolle Christkind, wenn die Kinder ihre Mittagspause machen, und es legt auch schon Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Erst nach dem Weihnachtsessen steht die Bescherung an. «Die Kinder haben eigentlich alles und werden vor allem von Verwandten einige Geschenke erhalten. Von mir gibt es nicht viel.»

Ungewisse Situation drückt auf die Weihnachtsstimmung

Die Geschenke stehen bei der Alleinerziehenden und ihren Kindern auch nicht im Vordergrund. Das traditionelle Essen, gemeinsames Spielen und Zeit zusammen verbringen, darauf freut sich die Mutter – und ist gleichzeitig auch etwas angespannt, ob und wie sie diese Weihnachten allein und trotz allem festlich gestalten kann.

Noch fehlt ihr die Weihnachtsstimmung, und die ungewisse Zukunft macht ihr zu schaffen. «Wenn aber die Lichter am Baum brennen und die Kinder strahlen, dann kann ich mich mit meinen Kindern auch richtig freuen.»

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