Bücher-Boom bei Gen Z
Schweizer Bibliotheken locken Millionen an

Schweizer Bibliotheken verzeichnen fast 38 Millionen Eintritte im letzten Jahr – das ist ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber 2021. Als Publikumsmagnet erwiesen sich Veranstaltungen.
Publiziert: 13.09.2023 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2023 um 21:44 Uhr
Die Generation der Digital Natives greift vermehrt zum gedruckten Buch.
Foto: imago images/Panthermedia
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Totgesagte leben länger: Das gedruckte Buch ist bei der Generation Z (Digital Natives) immer beliebter, Tiktok kurbelt mit Booktok den Umsatz von Verlagen an und nun vermelden Schweizer Bibliotheken auch noch ein wachsendes Interesse.

Wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte, verzeichneten die 1480 öffentlich zugänglichen Leihbüchereien von Gemeinden bis Universitäten, von Brusio GR bis Basel, von Saint-Aubin FR bis St. Gallen im letzten Jahr 37,8 Millionen Eintritte. 

Das ist ein Zuwachs von 28 Prozent gegenüber 2021. Damit ist das Publikum nach der Corona-Pandemie wieder zurück. Die Anzahl ausgeliehener Bücher und anderer physischer Medien ist mit 40 Millionen stabil geblieben. 

«Schenk mir eine Geschichte» bis «Lesehund Boy»

Der Grund: Während des Lockdowns haben die Bibliotheken «Click & Collect»-Systeme eingeführt, wodurch die Öffentlichkeit trotz Schliessung der Gebäude mittels Hauslieferungen weiterhin Bücher ausleihen konnte. 

Die vom BFS veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die Menschen 2022 nicht nur für die Ausleihe, sondern vor allem wegen Führungen, Kursen und Schulungen vermehrt in Bibliotheken zurückgekehrt sind.

Die Zahl der Besucherinnen und Besucher solcher Veranstaltungen stieg nämlich innerhalb eines Jahres um satte 54 Prozent auf knapp 1,3 Millionen Personen. Über 68’000 betrug die Zahl der Darbietungen im letzten Jahr – eine Zunahme von 42 Prozent gegenüber 2021. 

Die Angebotspalette ist gross: Aktuell reicht sie von «Die politische Rhetorik des Grauens» (Zentralbibliothek Zürich) über «Schenk mir eine Geschichte» (Bibliotheken Schaffhausen) bis zum «Lesehund Boy» (Stadtbibliothek Basel).

Und die Schweizerische Nationalbibliothek in Bern zeigt in der Ausstellung «Die Leinwand beschreiben» anhand der Verfilmung von Thomas Meyers Bestseller «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» die Beziehung von Buch und Film.

Personalbestand über die Krisenzeit gerettet

Ein spezielles Angebot hat die Stadtbibliothek Aarau: einen Escape-Room. «In immer mehr Büchern der Stadtbibliothek verschwinden die Buchstaben», heisst es dazu. «Löst die Rätsel innerhalb von 45 Minuten und rettet die Stadtbibliothek!»

Mit solchen attraktiven und kreativen Veranstaltungen retten sich die Bibliotheken gleich selber. Auch wenn die hohen Zuwächse vor allem eine Erholung vom Lockdown sein dürften, machen sie dennoch zuversichtlich.

Da das BFS erstmals 2021 (für das Jahr 2020) eine vollständige Statistik zu den Bibliotheken in der Schweiz erstellte, ist ein Vergleich mit Zahlen aus der Vor-Corona-Zeit nicht möglich.

Die Institutionen investieren viel in die Zukunft. So gaben letztes Jahr alle zusammen fast 783 Millionen Franken aus. Die Ausgaben für Medien beliefen sich dabei auf fast 147 Millionen Franken, der grösste Posten sind aber Personalkosten.

Der Personalbestand ist seit 2020 um etwa 150 auf rund 8’400 im Jahr 2022 gesunken. Die Anzahl von durchschnittlich gut sechs Angestellten pro Bibliothek konnte man aber über die Krisenzeit erfreulicherweise halten. 

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