Lang lebe Booktok
Keine Buchhändlerin kennt mich so gut wie mein Handy

Booktube, Bookstagram und jetzt Booktok: Die Bücherwelt macht einen weiteren Schritt in ihrer Evolution. Und das ist gut so. Ohne Booktok hätte ich einiges verpasst.
Publiziert: 16.07.2023 um 09:52 Uhr
Kathrin Brunner Artho

Aus Langeweile und purer Gewohnheit öffne ich die App Tiktok. Mein Algorithmus schickt mich auf Booktok, und schon sehe ich die ersten Büchervideos. Vorgeschlagen wird mir «Gesetz der Natur» von Solomonica de Winter. «Eine Mischung aus ‹Fahrenheit 451› und ‹Tribute von Panem›, heisst die Überschrift. Die Entscheidung ist somit schnell gefallen: Das Buch muss her! Nach Feierabend düse ich in den Buchladen meines Vertrauens und … finde das Buch nicht. Als ein Buchhändler mich in den hinteren Teil des Ladens schickt – in eine Abteilung, in der ich mich nie bewege – entdecke ich es endlich, versteckt zwischen zwei Krimis.

Und genau deswegen finde ich Booktok super. In den Bücherläden verliere ich mich in der Vielfalt und stehe Stunden vor den Regalen. Ist dieser Roman wirklich so spannend oder sagt das nur der PR-Text? Ist die Geschichte auch so kitschig, wie der Umschlag vermuten lässt? Kommen da auch Drachen vor? Diese Fragen erübrigen sich jetzt. Je nachdem, welchem Influencer oder welcher Booktokerin ich folge, werden mir Bücher nach meinem Geschmack vorgeschlagen, die ich im Laden sicher übersehen hätte. Auf Booktok befinde ich mich unter Gleichgesinnten. Denn niemand kennt mich so gut wie mein Handy – und damit kann leider keine noch so gute Buchhändlerin mithalten.

Aber aufgepasst! Wer sich zu sehr vom Algorithmus beeinflussen lässt, geht das Risiko ein, gute Bücher zu übersehen. Daher mein Tipp: Das Buch auf Booktok aussuchen und es dann im Buchladen abholen. Denn, wer weiss, vielleicht befindet sich neben dem gewünschten Buch ein weiteres, das dir auch gefällt.

«Booktok kennt meinen Büchergeschmack und kann mich besser beraten», ...
Foto: imago/imagebroker
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