Motoren-Krach soll gebüsst werden – das meint die Community dazu
«Mein lauter Auspuff hat mir schon oft das Leben gerettet!»

Der Bund testet Lärmdisplays, die zu laute Fahrer mit einem «Leiser!» ermahnen sollen. Die Lärmliga doppelt nach, fordert gar Bussen und sorgt damit für reichlich Diskussionen in der Community. Was die Leser über diese Ideen halten, liest du hier.
Publiziert: 13.08.2019 um 18:06 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2019 um 20:50 Uhr
Community

Am Montag wurde bekannt, dass der Bund Lärmdisplays testet, die zu laute Fahrer ermahnen sollen. Präsident der Lärmliga Schweiz Peter Ettler (74) zeigt sich skeptisch. «Jene, die möglichst laut fahren wollen, werden durch die Displays zusätzlich angestachelt», sagt er BLICK. Gefordert ist deshalb eine Kombination aus Warndisplays und Bussen ab einer Überschreitung der Lautstärke von 90 Dezibel. Der erlaubte Grenzwert in der Schweiz liegt zur Zeit bei 78 Dezibel: Etwa die Lautstärke eines Streitgesprächs. 

BLICK hat seine Community gefragt, was sie von Lärmdisplays und Bussen für zu lautes fahren halten. Das Fazit vorweg: Die Leserinnen und Leser sind gespalten. Die einen findens eine grandiose Idee, leiden sie doch selbst unter massiven Lärmbelästigungen, während andere die ganze Aufregung nur bedingt verstehen. Schliesslich seien ja nicht nur Motorräder übermässig laut. Die meisten Reaktionen erhielt BLICK aber von Motorradfans, die um ihr Hobby fürchten und sich diskriminiert fühlen. 

Töfffahrer sollen leiden – und was ist mit getunten Autos?

So meldet sich Roger Müller aus Duggingen BL, der grundsätzlich ganz klar für weniger Lärm im Alltag ist. Dass allerdings nur von Motorrädern gesprochen wurde, findet er «voll daneben». «Auch getunte Autos und die in Mode gekommenen Protz-Auspuffe knallen und verursachen einen unglaublichen Lärm», schreibt er BLICK. 

Töfflärm ist für viele ein grosses Ärgernis.
Foto: Philippe Rossier
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Der gleichen Meinung ist Markus Bechtel aus Opfikon ZH. Besonders laute Autos gehören seiner Meinung nach ebenfalls bestraft, wenn sie überhaupt noch zugelassen würden. «Und was ist mit den Flugzeugen, die nachts lärmen? Würden Flüge dann auch verboten?» Zudem sei der Motorradlärm ein saisonales Problem, was auf Autos und andere Verkehrsteilnehmer nicht zutreffen würde. 

Weitere Leser melden sich mit ähnlichen Ansichten. Die Frage nach Lärmbelästigung durch Motorräder werden oftmals mit Gegenfragen nach der Lärmbelästigung durch Autos, Flugzeuge, Lastwagen oder dem Zugverkehr beantwortet. Zudem seien die Forderungen der Lärmliga nach 65 Dezibel eher utopisch und nicht erreichbar besonders was Transporte angehe. Auch die Forderungen nach Fotofallen seien «lächerlich» und «in keinem Verhältnis zum Nutzen».

«Loud pipes save lives»

Michi Schönenberger aus Nürensdorf ZH ist überzeugt, dass seine Auspuffanlage ihn auf den Strassen sichtbarer macht. «Wir Motorradfahrer werden im Verkehr immer wieder übersehen, in gefährliche Situationen gedrängt und in schlimme Unfälle verwickelt», schreibt er BLICK. Eine laute Maschine sorge für Aufmerksamkeit. 

Leser John aus dem Freiamt AG kann dem nur zustimmen: «Es ist noch kein Mensch unter ein Motorrad gekommen, weil dieses zu laut war.»

Getreu nach dem Motto «Loud pipes save lives» ist sich auch Töff-Fahrer Stefan Rickling aus Häggenschwil SG sicher: «Mein lauter Auspuff hat mir schon oft das Leben gerettet!»

Auch Nathanael Berger aus Mettmenstetten ZH sieht den «Sound» seiner Maschine als eine Lebensversicherung an. «Es werden schon so viel zu viele Töff-Fahrer übersehen. Wie wird das erst wenn wir auch noch leiser werden müssen?»

«Wir sind nicht alle so»

Die meisten Leser sind überzeugt, dass es nur einige einzelne Täter sind, die zu laut durch die Gegend donnern und dadurch alle Motorradfahrer in ein schlechtes Licht rücken. René Ehrbar aus Diepoldsau SG ist klar gegen diese Generalisierung. «Ich bin dafür, dass die Überlauten gebüsst werden. Wir sind aber bei weitem nicht alle so», meint er zu BLICK.

Joel Knobel, selber Motorradfahrer, hat Verständnis für Menschen, die sich durch röhrende Motoren in den Quartierstrassen gestört fühlen. Mit neuen Gesetzen käme man diesem Problem aber nicht bei. «Es sind einzelne Idioten, die eine Quartierstrasse nicht von einer Landstrasse unterscheiden können.»

Denn obwohl viele zugeben, dass sie eine «Knatterkiste» fahren, versuchen sie sich rücksichtsvoll zu verhalten. «In bewohntem Gebiet achte ich sehr auf leise Fahrweise. Abseits von Wohngebieten drehe ich aber auch gerne mal auf» schreibt Beno Hauerter aus Zofingen AG. Dies tue er aber bestimmt nicht wegen des Lärms, die Maschine werde halt laut, wenn man dynamisch damit fährt. Zudem ist er auch überzeugt, dass sein Motorrad leiser sei als so manches Auto. 

Andere sind klar der Ansicht, dass es sich bei diesem Vorschlag um reine Schikane handelt. Ein Leser aus Rothrist AG verteidigt seine alte Harley: «Sie ist original bis zur letzten Schraube und halt laut, grummlig und knatterig. Das gehört einfach dazu.»

Nur mit dem «Sound» lässt sich die Faszination zu den motorisierten Zweirädern aber nicht erklären. «Für Motorradfahrer geht es um die Freude am Fahren und um die damit verbundenen Erlebnisse,» fasst Simon Rüegg aus Jona SG zusammen. «Ich glaube, wir haben in der Schweiz grössere Probleme als ein Motorrad, das lauter ist als der vorgeschriebene Grenzwert.»

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