Peugeot 308 SW im Blick-Test
Nur Deutsch kann er leider nicht

Der neue Peugeot 308 SW entpuppt sich im Test als feiner Kompaktkombi, der die französisch weiche Welle reitet, sehr sparsam ist, mit einer super Bedien-Innovation daher kommt – jedoch leider kein Deutsch versteht.
Publiziert: 26.07.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2022 um 11:14 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Im Elektro-Zeitalter sprechen alle von Reichweite – und was macht der neue Kompaktkombi Peugeot 308 SW mit Dieselmotor? Zeigt uns beim Einsteigen 997 Kilometer Reichweite im Display an, als sei es das Normalste der Welt. Oft vergisst man halt fast: Strom ist zwar fraglos die Zukunft – aber in der Gegenwart sind die Hälfte unserer Neuwagen noch die «normalen» Verbrenner ohne Elektrifizierung.

Den wahlweise mit Schrägheck erhältlichen neuen 308 gibt zwar leider nie mit Allrad, aber auch als Plug-in-Hybrid (180 oder 225 PS), als Benziner (130 PS) – und 2023 als rein elektrischen e-308. Wir jedoch testen den Diesel mit 130 PS (96 KW) und Automat in der Topausstattung «GT Pack».

Das ist neu am 308 SW

Der neue 308 setzt optisch expressive Zeichen. Wir finden: Cool sieht er aus! Nur lehrt uns die Erfahrung, dass Mode morgen schnell von gestern ist – mal abwarten, ob da nicht beispielsweise der technisch eng verwandte, sonst stark differenzierte Opel Astra Sports Tourer mit zeitloserem Design stilistisch länger hält. Doch aktuell ist der 308 definitiv ein Hingucker.

Der neue Peugeot 308 ist auch als 308 SW, also als Kombi, zu haben. Der Kompaktkombi ist 4,64 Meter lang ...
Foto: Timothy Pfannkuchen
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Die Instrumente mit 3D-Effekt sind eine hübsche Spielerei, die der Nachbar noch nicht hat – quasi das Neiderreger-Detail. Zudem macht das Peugeot-typische Cockpit (man guckt über statt durch das Lenkrad auf Instrumente) ein Head-up-Display überflüssig. Vorne sitzt man klasse und auch durch das kleine Lenkrad fast sportlich, die Sessel sind sehr üppig und bequem.

Peugeot 308 SW BlueHDi 130 EAT8

Antrieb 1.5-R4-Turbodiesel, 130 PS (96 kW), 300 Nm@1750/min, 8-Gang-Automat (EAT8), Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h 10,9 s, Spitze 207 km/h
Masse L/B/H 4,64/1,85/1,44 m, 1475 kg, Laderaum 608–1634 l
Umwelt WLTP/Test 5,0/5,1 = 130/135 g/km CO2-Ausstoss, Energie B
Preise ab 37'000 Fr., Testwagen «GT Pack» plus Optionen 47'550 Fr., Basis-308-SW (PureTech 130, 130-PS-Benziner, M6) ab 33'200 Fr.

Antrieb 1.5-R4-Turbodiesel, 130 PS (96 kW), 300 Nm@1750/min, 8-Gang-Automat (EAT8), Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h 10,9 s, Spitze 207 km/h
Masse L/B/H 4,64/1,85/1,44 m, 1475 kg, Laderaum 608–1634 l
Umwelt WLTP/Test 5,0/5,1 = 130/135 g/km CO2-Ausstoss, Energie B
Preise ab 37'000 Fr., Testwagen «GT Pack» plus Optionen 47'550 Fr., Basis-308-SW (PureTech 130, 130-PS-Benziner, M6) ab 33'200 Fr.

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Hinten bleibt je eine Handbreit an Kopf und Knie: Das ist nicht überragend, aber klassenüblich bequem. Beim Laderaum verdirbt das Erste-Sahne-Styling etwas die Partylaune: Der SW ist mit 4,64 Meter 27 Zentimeter länger als der 308 und streckt sich damit wie die Konkurrenz schon fast in Richtung Mittelklasse. Das Ladevolumen aber ist keine Sensation. Gesagt sei jedoch: Die Lade-Details sind durchdacht, und der an sich ja grosse Raum reicht jederzeit locker für Kinder, Kegel und Konsorten.

Das gefällt uns prima

Die Grande Autonation hat eine der besten Bedien-Innovationen des Jahres erdacht: Unterhalb der Infotainments ist eine Schalterleiste mit grossen Knöpfen. Sind nur keine – sondern ein Touchscreen, dessen «Tasten» man frei belegen kann! Weil man auch die Home-Ansicht des Infotainments frei gestalten kann, hat man so am Ende seine Wunsch-Bedienoberfläche – ja, so machen Screens auf einmal Laune (hier noch mehr geniale Details).

Wechselt man die Farben der Ambiente- und Instrumentenbeleuchtung, wechseln die Screen-«Tasten» ihre Farbe mit: Nicht wichtig, aber hübsch – auf so was kommen sonst eher Mercedes und Co. Als Schmankerl gibt es den guten alten, unschlagbar praktischen Lautstärke-Drehknopf. Derweil heute selbst ein VW Golf Variant Kostenspar-Hartplastik und Offenfächer hat, leistet sich der 308 edle Materialien und Jalousien über den Ablagen.

Das gefällt uns weniger

Früher haben wir in französischen Autos oft über Bedien-Unsinn geseufzt. Im 308 passiert das nicht – bis wir Navi-Ziele und Radiosender per Sprachbedienung eingeben wollen. Auf Deutsch geht nichts, nach 15 Minuten geben wir auf und manuell ein. Auf Französisch ist das System immerhin besser. Ebenfalls schade: Der Radioempfang ist sehr lala.

So fährt sich der 308 SW

Unterwegs staunen wir, wie gut im Stellantis-Konzern die Differenzierung der Marken im Fahrgefühl gelingt. Der Opel Astra etwa ist spürbar deutsch und fahraktiver, der 308 ist ganz französisch auf weiche Welle gebürstet. Nicht, dass er keine Kurven könnte oder schaukelt, auch die Lenkung ist spassig – vor allem auf «Sport». Aber sein Kern heisst eben Komfort.

In «Sport» ist der Diesel ein Gute-Laune-Bringer. Und erhebt nagelnd seine Stimme, aber der 308 bleibt stets leise. In «Eco» stolpert der Selbstzünder über Anfahrschwächen, aber der Automat schaltet fein. Keine Rakete – aber subjektiv flotter als auf Papier (0–100 km/h 10,9 s). Im Alltag top! Auch top: Testverbrauch 5,1 l/100 km, bei gemütlicher Fahrt unter fünf Liter.

Das Blick-Fazit

Wir staunen, wie erwachsen und hochwertig sich der 308 anfühlt und fährt – da braucht man keinen Mittelklasse-Kombi mehr. Richtig ist bei dem sehr hübschen, aber dennoch praxisgerechten 308 SW, wer den Komfort mehr schätzt als Kurvenfetzen. Deutsch kann er nicht gut, sonst aber alles.

Den 130-PS-Diesel mit Automat gibt es ab 37'000 Franken.«Unser» Test-308 ist quasi vollausgestattet und kostet mit den Optionen (z.B. Leder, Glasdach) 47'550 Franken – tönt nach viel, aber ist im Vergleich fair.

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