Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio im BLICK-Test
Mehr Köpfchen statt Muskeln

Wenn ein Hersteller eine Sportversion überarbeitet, heisst das normalerweise mehr Power. Nicht so bei Alfas Giulia Quadrifoglio. Dem Spassfaktor tut das keinen Abbruch.
Publiziert: 18.08.2020 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2021 um 21:13 Uhr
Martin A. Bartholdi

Dank dem SUV Stelvio ist Alfa Romeo seit drei Jahren wieder auf unseren Strassen sichtbar. Ein gelungenes Comeback für die italienische Traditionsmarke, die viele schon fast abgeschrieben hatten. Aber auch wenn der Stelvio von den Absatzzahlen her für Alfa die Kohlen aus dem Feuer holt, hat die betörende Giulia das erst möglich gemacht. Ihre Kurven kamen 2016 gut an und dienten dem SUV als Basis. Und: Sie katapultierte Alfa in die 500-PS-Liga.

Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio

Antrieb 2.9-V6-Biturbobenziner, 510 PS (375 kW), 600 Nm@2500/min, 8-Stufen-Automatik, Heckantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,9 s, Spitze 307 km/h
Masse L/B/H = 4,64/1,87/1,43 m, 1695 kg, Ladevolumen 480 l
Verbrauch Werk/Test 9,2/9,4 l/100 km, 214/219 g/km CO2, Energie G
Preis Ab 97'700 Fr. (Basis: Giulia Diesel, 136 PS, ab 44'700 Fr.)
Testwagen 129'600 Fr. (inkl. Optionen: sichtbares Karbondach 3000 Fr., Fahr-Assistenz-Paket 1800 Fr., Vesuvio Grau 1100 Fr., Abstandstempotmat 800 Fr., Leichtmetallfelgen 800 Fr., Schlüsselloser Zugang 700 Fr., Quadrifoglio Sportlenkrad 500 Fr. u.a.)
Plus Toller Sound, spontanes Ansprechverhalten, überraschend komfortabel
Minus Teuer, Schalter im Cockpit wirken nicht sehr edel

Antrieb 2.9-V6-Biturbobenziner, 510 PS (375 kW), 600 Nm@2500/min, 8-Stufen-Automatik, Heckantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,9 s, Spitze 307 km/h
Masse L/B/H = 4,64/1,87/1,43 m, 1695 kg, Ladevolumen 480 l
Verbrauch Werk/Test 9,2/9,4 l/100 km, 214/219 g/km CO2, Energie G
Preis Ab 97'700 Fr. (Basis: Giulia Diesel, 136 PS, ab 44'700 Fr.)
Testwagen 129'600 Fr. (inkl. Optionen: sichtbares Karbondach 3000 Fr., Fahr-Assistenz-Paket 1800 Fr., Vesuvio Grau 1100 Fr., Abstandstempotmat 800 Fr., Leichtmetallfelgen 800 Fr., Schlüsselloser Zugang 700 Fr., Quadrifoglio Sportlenkrad 500 Fr. u.a.)
Plus Toller Sound, spontanes Ansprechverhalten, überraschend komfortabel
Minus Teuer, Schalter im Cockpit wirken nicht sehr edel

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Das ist neu

Die meisten Hersteller kitzeln zusätzliche Pferdestärken aus den Motoren, wenn sie ihre Sportmodelle überarbeiten. Bei der Giulia bleibts wie gehabt: Der 2,9-Liter-Biturbo-V6 liefert weiter 510 PS und 600 Nm maximales Drehmoment auf die Hinterräder. Dafür haben die Italiener ihre Sport-Giulia technisch aufgerüstet. Mehr Köpfchen statt mehr Muskeln sozusagen.

Alfa Romeo hat die Sportversion seiner Giulia überarbeitet.
Foto: Martin A. Bartholdi
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Wie die normalen Versionen hat sie ein neues Multimediasystem, das sich nun intuitiver und per Touchscreen bedienen lässt. Es beherrscht auch AndroidAuto und Apple CarPlay. Dazu ist auch Alfas sportlichste Giulia inzwischen mit einem Abstandstempomaten und Spurhalte-Assistenten erhältlich. Womit die Italiener ein Defizit zur Konkurrenz wie Audi A4, BMW 3er, Jaguar XE, Mercedes C-Klasse oder Volvo S60 wettmachen.

Das gefällt uns

Optisch bleibt sie eine Augenweide. Mit der Giulia ist Alfa Romeo ein echter Wurf gelungen. Als Quadrifoglio zeigt sie sich mit dezenten Spoiler-Lippen an der Front und der Seite sowie einem Spoileraufsatz am Kofferraumdeckel. Etwas schärfer als die normale Giulia, aber immer noch eher Understatement. Bis man zum Heck kommt: Ein üppiger Diffusor und zwei Doppelauspuffrohre lassen alle Zurückhaltung fahren.

Das gefällt uns weniger

Schon beim allerersten Test kritisierten wir die etwas lasch anmutende Verarbeitung von Drehreglern und Knöpfen in der Mittelkonsole. Zumindest was die Optik angeht, hat Alfa die Kritik gehört. Die Schalter sehen mit ihren silbernen Rändern inzwischen richtig hübsch aus, aber sobald wir sie anfassen, fühlen sie sich leider immer noch nicht sehr wertig an – vor allem in Anbetracht des stolzen Preises von fast 130'000 Franken bei unserem Testwagen. Immerhin: Beim mit Leder verkleideten Gangwahlhebel stimmt die Qualität nun, und er liegt gut in der Hand.

Und so fährt sie

Fahrerisch muss die Giulia den Vergleich mit der starken Konkurrenz in der sportlichen Mittelklasse nicht scheuen. Der 2,9-Liter-V6-Biturbo schnurrt wie ein Kätzchen und hängt sehr spontan am Gas. So gehts in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Die Acht-Stufen-Automatik schaltet die Gänge im Sportmodus unter fiesem Fauchen aus dem Auspuff blitzschnell durch, aber im Normalmodus sanft und kaum spürbar. Die Fahrmodi wirken sich auch auf die Dämpfer aus, und so beherrscht Alfa den Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit. Entspannte Langstrecken? Kein Problem.

Natürlich ist die Grundabstimmung des Fahrwerks auf Sportlichkeit ausgelegt. Das sorgt dafür, dass die schöne Giulia nicht nur Kurven hat, sondern auch nach Kurven giert, präzise und direkt einlenkt. Dabei spart die Lenkung nicht mit Rückmeldung von der Strasse.

BLICK-Fazit

Die Giulia bleibt als Sportversion Quadrifoglio fahrdynamisch ein Massstab. Mögen die neuen Assistenzsysteme da überflüssig erscheinen – sie verpassen dieser Rennmaschine die Manieren, um auch im Alltag zu bestehen. Aber: Ein Tick mehr Interieur-Feinschliff stünde ihr weiterhin nicht schlecht. Gerade bei dem Preis.

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