Fahraufnahme eines autonomen Autos mit einem Herrn am Steuer.
Foto: Werk

Autopiloten im Test
Mercedes kanns besser als Tesla

Der Autopilot von Tesla ist in aller Munde. Doch im Vergleich von Euro NCAP und ADAC schneiden die etablierten deutschen Luxusmarken mit teilautomatisierten Systemen deutlich besser ab als die dafür so bekannten Amerikaner.
Publiziert: 12.10.2020 um 04:50 Uhr
|
Aktualisiert: 23.11.2020 um 17:04 Uhr
Stefan Grundhoff und Timothy Pfannkuchen

Der Autopilot von Tesla zeigte, was freches Marketing vermag. Als Teslas Model S teilautonom losfuhr, ging ein Hallo um die Welt. Manch ein Konkurrent knirschte mit den Zähnen: Mercedes etwa hatte derlei schon zwei Jahre früher, gab es aber nur schrittweise frei und nannte es nicht vollmundig Autopilot.

Dafür erntete Tesla nach verschiedenen Unfällen einen Shitstorm: Der Begriff Autopilot suggeriert nämlich, dass man das System nicht überwachen muss. Muss man aber.

Bisher nur auf Level 2

Allen einstigen Ankündigungen zum Trotz fahren heutige Autos auf der Autobahn «nur» auf Level 2 (siehe Box unten): Der Fahrer muss aufpassen und notfalls eingreifen, wenn das System Gas gibt und bremst, Spur hält, sie teils sogar wechselt und lenkt. Das Lenkrad kann man 10 bis 30 Sekunden loslassen (in der Schweiz verboten!). Vor allem bei freier Fahrt einerseits und im Stop-and-go andererseits ist Level 2 auf der Autobahn eine echte Hilfe.

Vergleich: Die europäische Sicherheitsorganisation Euro NCAP und der deutsche Autoklub ADAC haben zehn Autos mit teilautomatisierten Auto(bahn)piloten durchgetestet.
Foto: ADAC e.V./zVg
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Die Sicherheits-Testorganisation Euro NCAP (z. B. Norm-Crashtests) und der deutsche Autoklub ADAC haben Autobahnpiloten (so nennt sie der ADAC), also Autopiloten (wie man sie seit Tesla landläufig nennt) getestet. Die drei Kriterien:

Fahrerunterstützung

Wie gut funktioniert die Technik? Wie gut reagiert etwa der Radar oder durchsteuert das Auto Kurven?

Fahrereinbindung

Wie klar ist dem Fahrer, was das System kann und tut? Und wie gut kann man eingreifen, wenn zum Beispiel der Fahrer beim Lenken den Assistenten «überstimmen» will?

Notfallassistenz

Wie sicher ist etwa die Technik, wenn sie vor einem Hindernis stoppt? Oder was tut sie, wenn der Fahrer nicht reagiert?

Mercedes vorne, Tesla in der Mitte

Paukenschlag des Vergleichstests: Der viel gepriesene Tesla-Assistent, hier in einem Model 3, landet nur im Mittelfeld. Eine bessere Platzierung als Rang sechs verhindert die schlechteste Fahrereinbindung im Test, obwohl der Ami bei der Fahrerunterstützung ganz und in der Notfallassistenz mit vorne liegt.

Insgesamt siegt das System in einem Mercedes GLE (174 Punkte) knapp vor BMW 3er (172) und Audi Q8 (162): Das Trio leistet sich keine groben Patzer. Angesichts des deutlich tieferen Preises verblüfft auf Rang vier Fords Kuga (152). Dann enttäuscht der VW Passat (137) mit schlechter Notfallassistenz und noch dahinter das Tesla Model 3 (131) mit schlechter Fahrereinbindung. Für seine Preisklasse gut, landet der Nissan Juke (124) auf Rang sieben und ist somit noch vor dem Volvo V60 (120). Die Schlusslichter: Renault Clio (105) und Peugeot 2008 (101). Mehr Details zur Bewertung in der Bildergalerie.

Wann kommt Level 3?

Und wann können wir endlich auf Level 3 fahren, also zurücklehnen und legal Zeitung lesen? Im zweiten Semester 2021 will die neue Mercedes S-Klasse loslegen, aber nur bis Tempo 60 und erst nur auf deutschen Autobahnen. Die Probleme sind dieselben wie im Audi A8 und anderen, die technisch könnten, aber nicht dürfen: Die Gesetze sind heikel. Und der Mensch passt zwar im Gegensatz zum Sensor leider oft nicht auf, kann aber dafür intuitiv reagieren.

Die 5 Level der Automation

Experten sprechen nicht vom autonomen, sondern vom automatisierten Fahren. Denn erst die höchste Stufe (Level 5) der Automatisierung ist im Wortsinne autonom. Heutige Systeme können maximal Level 2. Tesla nennt sein teilautomatisiertes System «Autopilot», sonst ist meist die Rede vom automatisierten, assistierten oder pilotierten Fahren (z.B. «Drive Pilot», «Autobahnpilot»). Fachleute definieren in der Regel folgende Stufen:

Level 0
Nicht automatisiert: Nur der Fahrer fährt. Die Systeme warnen ihn (z.B. Warnton beim Verlassen der Spur), greifen aber nie selbst ein.

Level 1
Assistiert: Der Fahrer fährt zwar, aber Einzelsysteme (z.B. Radartempomat, Spurhalte-Lenkhilfe) unterstützen ihn dabei.

Level 2
Teilautomatisiert: Das Auto fährt in bestimmten Situationen (z.B. Autobahn bei gutem Wetter) selbst. Seit 2013. Fahrer muss System überwachen, um jederzeit übernehmen zu können.

Level 3
Bedingt automatisiert: Das Auto fährt in bestimmten Situationen (z.B. Autobahn bis zu gewissem Tempo) selbst. Der Fahrer muss das System nicht überwachen, aber nach Vorwarnung eingreifen können.

Level 4
Hoch automatisiert: Das Auto fährt komplette Teilstrecken (z.B. Autobahn) vollständig situationsunabhängig selbst, andere (z.B. Stadt) der Fahrer.

Level 5
Voll automatisiert: Das Auto kann autonom ganz ohne Fahrer und auch ohne Mensch an Bord selbst fahren.

Experten sprechen nicht vom autonomen, sondern vom automatisierten Fahren. Denn erst die höchste Stufe (Level 5) der Automatisierung ist im Wortsinne autonom. Heutige Systeme können maximal Level 2. Tesla nennt sein teilautomatisiertes System «Autopilot», sonst ist meist die Rede vom automatisierten, assistierten oder pilotierten Fahren (z.B. «Drive Pilot», «Autobahnpilot»). Fachleute definieren in der Regel folgende Stufen:

Level 0
Nicht automatisiert: Nur der Fahrer fährt. Die Systeme warnen ihn (z.B. Warnton beim Verlassen der Spur), greifen aber nie selbst ein.

Level 1
Assistiert: Der Fahrer fährt zwar, aber Einzelsysteme (z.B. Radartempomat, Spurhalte-Lenkhilfe) unterstützen ihn dabei.

Level 2
Teilautomatisiert: Das Auto fährt in bestimmten Situationen (z.B. Autobahn bei gutem Wetter) selbst. Seit 2013. Fahrer muss System überwachen, um jederzeit übernehmen zu können.

Level 3
Bedingt automatisiert: Das Auto fährt in bestimmten Situationen (z.B. Autobahn bis zu gewissem Tempo) selbst. Der Fahrer muss das System nicht überwachen, aber nach Vorwarnung eingreifen können.

Level 4
Hoch automatisiert: Das Auto fährt komplette Teilstrecken (z.B. Autobahn) vollständig situationsunabhängig selbst, andere (z.B. Stadt) der Fahrer.

Level 5
Voll automatisiert: Das Auto kann autonom ganz ohne Fahrer und auch ohne Mensch an Bord selbst fahren.

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