Ukraine-Konflikt
Sanktionen gegen Russland strafen auch Europas Autobauer

Die vom Westen beschlossenen Sanktionen gegen Russland wegen des eskalierenden Ukraine-Konflikts strafen auch die in Russland engagierten europäischen und asiatischen Autobauer empfindlich.
Publiziert: 23.02.2022 um 16:33 Uhr
Raoul Schwinnen

Nach der Jahrtausendwende herrschte für die westliche Autoindustrie in Russland Goldgräber-Stimmung. Diverse Konzerne wie Volkswagen, Daimler, Ford oder Renault oder auch Hyundai investierten Milliarden in neue Produktionsstätten und erhofften sich fette Gewinne auf dem schnell wachsenden Schwellenland-Markt.

Inzwischen produziert zum Beispiel Volkswagen an zwei russischen Standorten den VW Polo und Tiguan sowie den Skoda Rapid. Zudem unterhält man ein frisch erstelltes Motorenwerk und ein Joint-Venture zum Skoda-Bau mit dem russischen Autobauer GAZ. Auch Daimler hat seit Jahren ein Mercedes-Werk in Russland. Gemäss der deutschen «Automobilwoche» investierte Daimler dafür 250 Millionen Euro.

Keine Goldgräber-Stimmung mehr

Doch aus der anfänglichen Euphorie wurde bald Ernüchterung. Baute und verkaufte man 2012 in Russland zwei Millionen Personenwagen und 265'000 Nutzfahrzeuge, ist es ein knappes Jahrzehnt später jetzt ein Fünftel weniger. Und Putins Machtspiele sowie die als Konsequenz daraus zu erwartenden politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland sind für die Ambitionen der Autohersteller alles andere als förderlich. Besonders betroffen neben VW und Skoda mit in Russland jährlich total 175'000 verkauften Autos, Mercedes (43'000 Verkäufe) und BMW (47'000) wären vor allem auch Hyundai-Kia (total 370'000) und der grösste Player, die Renault-Gruppe mit ihren Marken AvtoVaz (350'000) und Renault (130'000).

Nach der Jahrtausendwende herrschte in Russland für die westliche Autoindustrie Goldgräberstimmung. Diverse Konzerne wie etwa Volkswagen ...
Foto: Oliver Killig
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Renault schliesst Schliessung nicht aus

Natürlich bereitet man sich beim französischen Konzern, soweit möglich, auf die Sanktionen vor. AvtoVaz importiert rund 20 Prozent seiner Komponenten aus dem Ausland. Beim Renault-Werk nahe Moskau sind es dagegen mit 40 Prozent fast die Hälfte aller Bauteile. «Wir schauen uns jedes einzelne Bauteil Stück für Stück an, wobei es einen Unterschied macht, ob es aus China, Deutschland oder den USA kommt», sagt dazu Renault-Konzernchef Luca de Meo (54) zur «Financial Times». So prüfe man, ob westliche Komponenten auch durch solche von Lieferanten ersetzt werden können, die nicht von den Sanktionen betroffen wären. De Meo schliesst allerdings auch Produktionseinstellungen oder ganze Werksschliessungen nicht aus.

Wird der Niva zum Rohrkrepierer?

Zu AvtoVaz gehört auch die bei uns bekannte Marke Lada, mit der Renault grosses im Sinne hat. So zeigte Lada im letzten Herbst die Konzeptstudie Niva Vision auf Basis der modernen Dacia-Renault-B-Plattform. Weil bislang 90 Prozent aller Ladas in Russland verkauft werden, wollte de Meo für höhere Margen künftig auch den Export der russischen Marke stark fördern. Doch diese Pläne sieht der italienische Konzernchef vom russischen Machthaber durchkreuzt. Gut möglich, dass durch die kriegerischen Pläne Putins die geplante Neuauflage des Niva zum Rohrkrepierer wird.

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