Heimspiel in Tokio: Nissan zeigt Studie eines E-SUV
So sieht Nissans Zukunfts-Stromer aus

Mit dem Leaf war Nissan Japans Elektro-Pionier. Jetzt folgt mit dem Ariya Concept mit 500 Kilometer Reichweite der nächste Schritt.
Publiziert: 26.10.2019 um 19:26 Uhr
Andreas Faust

Alfonso Albaisa kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Vor über 20 Jahren sei für ihn die Tokio Motorshow schon das Mekka der Autozukunft gewesen. Aber in diesem Jahr sei die Veranstaltung für ihn als Chefdesigner von Nissan noch beeindruckender. Man fragt sich dann schon: War er an der gleichen Messe?

Aber Nissan braucht gute Nachrichten. Vor rund einem Jahr wurde Ex-CEO Carlos Ghosn wegen des Verdachts auf Untreue verhaftet und in der Folge abgesetzt. Seitdem kommt der japanische Autobauer nicht mehr aus den Turbulenzen heraus: Absatz- und Umsatzeinbruch, Führungskrise und -querelen und die Allianz mit Renault harzt ebenfalls, seitdem der französische Partner mit einer Fusion mit Fiat-Chrysler liebäugelte und diese Idee wohl noch nicht ganz begraben hat. Zuletzt hatte Ex-Chef Ghosn die Einstellung der Ermittlungen gegen ihn gefordert. Er sieht die Vorwürfe als Teil einer Intrige gegen ihn. Gerüchteweise soll Ghosn eine Fusion von Nissan und Renault geplant haben, was in Japan nicht auf Zustimmung stiess.

Erster Nissan-SUV mit Elektroantrieb

Nissan Ariya Concept an der Tokio Motorshow: Der SUV gibt einen Ausblick auf den nächsten Stromer des japanischen Elektro-Pioniers.
Foto: Toru Hanai
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Aber Albaisa verliert kein Wort zu diesen Themen – für ihn steht die Studie Ariya Concept im Mittelpunkt. Mit der Serienversion soll wieder der Anschluss an die Konkurrenz aus Europa und Südkorea geschafft werden, die längst elektrische Crossover mit deutlich mehr Reichweite als im Nissan Leaf anbieten. Sowohl Äusseres wie auch das Interieur des Ariya machen einen schon recht serienreifen Eindruck. Marktstart soll 2021 sein; im kommenden Jahr wird die Serienversion bereits enthüllt.

Beim Antrieb setzt Nissan wie VW auf Modulbauweise: Front- und Allradantrieb zwischen 210 und 400 PS werden lieferbar sein, dazu wahlweise zwei Batterien mit 55 oder 90 Kilowattstunden im Unterboden. Bis zu 500 Kilometer sollen maximal mit dem grösseren Akkupaket drinliegen. Ausserdem an Bord: Das Pro-Pilot-System für pilotiertes Fahren, mit dem weltweit schon 450'000 Autos unterwegs sind und mit dem man zumindest auf Autobahnen die Hände vom Steuer nehmen könnte – wenns erlaubt wäre. Der Serien-Ariya erhält eine weiterentwickelte Version.

Neue Design-Philosophie

Optisch bricht mit dem Fünfplätzer ebenfalls eine neue Zeit bei Nissan an. «Wir haben 70 Jahre Erfahrung mit Elektroautos», sagt Albaisa, «Die neue Antriebsplattform gibt uns jetzt noch mehr Möglichkeiten im Design.» Hinter dem riesigen Frontgrill sitzt die Sensorik der Fahrassistenten, die gezackte Hecklinie hat man so bei Nissan noch nicht gesehen und die weit aussen platzierten Achsen schaffen mehr Innenraum. Trotz flacher Dachlinie bleibt dank langem Radstand genug Platz in der zweiten Reihe. Und die Atmosphäre im Interieur zeigt: Nissan zielt mit dem Ariya auf hochpreisige Konkurrenz à la Audi E-Tron, Jaguar I-Pace oder Mercedes EQC. Virtuelle Instrumente und Bedienung per Touchscreen räumen das Cockpit auf.

Und noch eine Studie fährt Albaisa auf: Der IMk Concept gibt Ausblick auf ein neues Kei-Car. Diese Fahrzeugklasse ist typisch japanisch – kleine Grundfläche, aber Platz dank Hochformat, Mini-Motoren bis 600 Kubikzentimeter oder E-Antrieb und zu fahren mit einem Low-Budget-Führerschein. Und nichts für Europa. Obwohl hier solche Mini-Minivans mit E-Antrieb gut in die Städte passen würden.

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