Die US-Offroad-Marke wird europäischer
Jeep macht sich hübsch für die Fusion

Für Fiat Chrysler Automobiles (FCA) fährt Jeep Gewinne ein – und das soll auch nach einer möglichen Fusion mit PSA so bleiben. Deshalb wird Jeep mit neuen Motoren und Plug-in-Hybriden europäischer.
Publiziert: 08.06.2020 um 04:03 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 14:39 Uhr
Andreas Faust

Jeep ist die US-amerikanische Allrad- und Offroad-Marke? Stimmt. Aber nicht nur: Längst verdient Jeep auch in Europa sein Geld. Nicht nur mit dem Klettermaxen Wrangler und dem XL-SUV Grand Cherokee, sondern auch mit kleinen und kompakten Modellen wie Renegade, Compass und Cherokee – und sogar ohne Allradantrieb.

Die Frontantriebs-Jeeps verkaufen sich sogar derart gut, dass die Marke längst der Gewinnbringer bei Fiat Chrysler Automobiles (FCA) ist: Maserati schafft trotz dem SUV Levante nicht die erhofften Verkäufe, Alfa Romeo liegt mit 95'000 Autos 2019 weit hinter den vom verstorbenen CEO Sergio Marchionne (1952–2018) geforderten 400'000 Autos pro Jahr und die Kernmarke Fiat? Lanciert mit dem 500-e in diesem Jahr endlich einmal wieder ein neues Modell, statt wie in den letzten Jahren Altbekanntes immer nur stückweise weiterzuentwickeln. Oder einstige Erfolgsmodelle wie den Punto zu streichen.

Jeep fährt die FCA-Gewinne ein

Nur Jeep zieht souverän seine Bahn. Rund 1,48 Mio. Jeeps rollten im letzten Jahr neu auf die Strassen – davon 1,2 Mio. kleine SUVs. Die verkauften sich in Europa 220'000 Mal, während von den klassischen grossen Jeeps nur rund 8000 Exemplare ausgeliefert wurden. Gut so, dürfte sich PSA-Chef Carlos Tavares (61) denken: Sein Konzern dürfte sich wohl noch in diesem Jahr definitiv mit FCA zusammenschliessen, nachdem die Grundsatzentscheidung für die Fusion 2019 gefallen war. Und der Portugiese an der Spitze von Citroën, DS, Opel und Peugeot ist Fan kleiner, sparsamer Autos, die seinem Konzern nicht die gute CO2-Bilanz verhageln. Und weniger von Luxus-Allradlern.

Jeep wird noch europäischer: Wohl noch in diesem Jahr werden die CEOs Carlos Tavares (l., 61) und Michael Manley (56) die Fusion der Autobauer PSA und FCA vollziehen.
Foto: Joe Wilssens Photography
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Aber Tavares braucht Jeep. Um einen möglichen Ertragseinbruch nach der Fusion möglichst kleinzuhalten – mit den guten Jeep-Zahlen. Um die PSA-Marken via Jeep-Händlernetz auch in die USA bringen zu können. Und weil die Jeep-Plattformen und -antriebe bei Alfa Romeo die Basis für neue Modelle wie den Tonale liefern sollen.

Kleinere Motoren und Elektro-Boost

Bevors aber ernst wird mit dem Zusammenschluss, wird Jeep jetzt schon ein wenig europäischer: Zur Modellpflege des Kompakt-SUV Compass Mitte Juni gibts neue Turbobenziner. Die 1,3-Liter-Vierzylinder leisten 130 oder 150 PS, kommen mit manuellem Getriebe oder einem neuen Doppelkupplungsgetriebe und – Frontantrieb für weniger Verbrauch. Ausserdem wird das Infotainment samt WiFi im Auto modernisiert und werden Lenkung, Federn und Dämpfer feingeschliffen für den europäischen Geschmack. Ausserdem wird der Compass nicht mehr in Mexico, sondern im italienischen Fiat-Werk Melfi gebaut.

Allrad gibts im Compass künftig beim Zweiliter-Turbodiesel und bei den kommenden Plug-in-Hybriden. Die kommen ebenfalls mit den 1,3-Liter-Turbobenzinern, dann mit 130 und 180 PS, und einem 60-PS-Elektromotor für Systemleistungen von 190 und 240 PS. Über Ladezeiten und rein elektrische Reichweite ist noch nichts bekannt. Auch der kleine Renegade und der Offroader Wrangler erhalten diese Antriebe; bis 2022 soll es für alle Modelle eine elektrifizierte Version geben.

Die Preise für den überarbeiteten Jeep Compass sinken für die Einstiegsversion Night Eagle auf 24'500 Franken; der Limited kommt ab 34'900 Franken – 400 Franken teurer als bisher.

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