Das älteste eingelöste Fahrzeug ist 124 Jahre alt
So startete das Auto in der Schweiz

Das älteste in der Schweiz eingelöste Auto hat Jahrgang 1898. Dies lässt sich aus den einmal im Jahr vom Bundesamt für Strassen Astra erhobenen Fahrzeugdaten herauslesen. Auto-Consultant Guido Biffiger hat für uns genau hingeschaut.
Publiziert: 30.01.2022 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2022 um 16:20 Uhr
Guido Biffiger und Raoul Schwinnen

Einmal im Jahr wird im Bundesamt für Strassen Astra Bilanz gezogen. Für die Astra/Mofis-Statistik werden alle eingelösten Fahrzeuge der Schweiz erfasst – vom alten Kleinwagen bis zum nagelneuen Sportflitzer. Am Stichtag im Herbst 2021 fanden sich so total 6’922’150 zugelassene Fahrzeuge im Register. Inbegriffen neben allen Motorfahrzeugen sind auch die immatrikulierten Anhänger. Nur die Velos fehlen, weil sie in der Schweiz noch nie offiziell gezählt wurden.

Allein die Personenwagen kamen dabei auf 4’779’012 Exemplare. Davon müssen 25’413 «Karteileichen» abgezogen werden: Also PWs, die mit Überführungskennzeichen vor allem nach Osteuropa und in den Kaukasus exportiert und bei uns in der Schweiz nie gestrichen wurden. Bleiben für 2021 genau 4’753’599 Personenwagen auf 8’655’118 Einwohner in rund 3,9 Millionen Privathaushalten.

Teuerster Bugatti aller Zeiten in Zürich

Gemäss offizieller Zulassungsstatistik wurde im Dezember 2021 das exklusive Bugatti-Einzelstück La Voiture Noire in Zürich immatrikuliert. Was wurde doch schon über mögliche Besitzer dieses 1500 PS starken und rund 15 Millionen Franken teuren Superboliden spekuliert. Erst hiess es, der inzwischen verstorbene Ex-VW-Patron Ferdinand Piëch (1937–2019) soll das Fahrzeug erhalten. Dann konnte man lesen, Fussballstar Cristiano Ronaldo (36) hätte sich den exklusiven Boliden unter den Nagel gerissen. Und zuletzt war von einem österreichischen Sammler (Red-Bull-Besitzer Didi Mateschitz?) die Rede.

Doch nun soll der Bugatti also einem Zürcher gehören. «Das muss nicht sein», relativiert Auto-Consultant und Statistik-Experte Guido Biffiger. «Gut möglich, dass nur ein Strohmann das Fahrzeug für den wirklichen Besitzer eingelöst hat.» Tatsächlich spricht für diese Theorie, dass am 31. Januar 2021 besagter Bugatti in Zürich bereits wieder abgelöst war. Und so dürfen wir weiter über den möglichen La-Voiture-Noire-Besitzer
spekulieren.

Das rund 15 Millionen Franken teure Einzelstück Bugatti La Voiture Noire wurde im Dezember 2021 in Zürich zugelassen.
zvg.

Gemäss offizieller Zulassungsstatistik wurde im Dezember 2021 das exklusive Bugatti-Einzelstück La Voiture Noire in Zürich immatrikuliert. Was wurde doch schon über mögliche Besitzer dieses 1500 PS starken und rund 15 Millionen Franken teuren Superboliden spekuliert. Erst hiess es, der inzwischen verstorbene Ex-VW-Patron Ferdinand Piëch (1937–2019) soll das Fahrzeug erhalten. Dann konnte man lesen, Fussballstar Cristiano Ronaldo (36) hätte sich den exklusiven Boliden unter den Nagel gerissen. Und zuletzt war von einem österreichischen Sammler (Red-Bull-Besitzer Didi Mateschitz?) die Rede.

Doch nun soll der Bugatti also einem Zürcher gehören. «Das muss nicht sein», relativiert Auto-Consultant und Statistik-Experte Guido Biffiger. «Gut möglich, dass nur ein Strohmann das Fahrzeug für den wirklichen Besitzer eingelöst hat.» Tatsächlich spricht für diese Theorie, dass am 31. Januar 2021 besagter Bugatti in Zürich bereits wieder abgelöst war. Und so dürfen wir weiter über den möglichen La-Voiture-Noire-Besitzer
spekulieren.

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Mobile Methusalems

Unter diesen PWs finden sich nicht nur unsere privaten Alltagsautos und Flottenfahrzeuge von Unternehmen, sondern auch viele klassische Automobile. Die Astra-Jahresstatistik ist eine gute Gelegenheit, sozusagen virtuell in die Schweizer Sammler-Garagen zu schauen, was sich dort so findet. Dass wir ein Land der Oldtimer sind, ist bekannt. Dass am Stichtag Ende September 2021 aber genau 53 Personenwagen in der Schweiz offiziell zugelassen waren, die 111 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, erstaunt dann doch. Zugelassen bedeutet, dass diese Veteranen mit Jahrgang 1910 und älter, mit einem normalen kantonalen Kontrollschild ausgerüstet und von Amtes wegen kontrolliert sind. Heisst: Man darf sie tagtäglich ganz normal im öffentlichen Strassenverkehr bewegen.

Das älteste in der Schweiz eingelöste Auto ist ein Benz Vis-à-Vis, wurde 1898 erstmals im Deutschen Reich zugelassen ...
Foto: ZVG.
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Schweizer Bestseller von 1898 bis 1910

1. De Dion-Bouton, 9 Zulassungen
2. Ford US, 6 Zulassungen
3. Oldsmobile, 3 Zulassungen
4. Clement, 2 Zulassungen
33 weitere Marken mit je einer Zulassung

1. De Dion-Bouton, 9 Zulassungen
2. Ford US, 6 Zulassungen
3. Oldsmobile, 3 Zulassungen
4. Clement, 2 Zulassungen
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Doch die ganz raren Schätze, die man nicht mehr dem Risiko Verkehr aussetzen mag, dürften aussen vor bleiben. Sammlerfahrzeuge, die mit einer sogenannten «Garagennummer» (U-Schild) bewegt werden oder stillgelegt in einer Sammlung schlummern, sind nicht erfasst. So waren am Stichtag schweizweit «nur» 7794 Ferrari zugelassen. Dabei wird die Gesamtzahl aller hiesigen Ferrari von Experten auf weit mehr als das Doppelte geschätzt.

Ältestes Auto hat Jahrgang 1898

Doch welches ist das älteste in der Schweiz immatrikulierte Auto? Laut Statistik ein heute im Kanton Luzern eingelöster Benz Vis-à-Vis. Ende 1898 im Deutschen Reich erstmals zugelassen, wurde er erst im Oktober 2019 in die Schweiz überführt. Das Fahrzeug erinnert mit seinen zwei gegenüberliegenden Sitzbänken eher noch an eine Kutsche als an ein Automobil. Dennoch sorgte eine neuartige Achsschenkellenkung für ein deutlich verbessertes Fahrverhalten des mit einem 3-PS-Einzylinder-Motor bis maximal 18 km/h schnellen Vierrads, das von 1893 bis 1899 gebaut wurde.

Bardon und De Dion-Bouton

Ebenfalls vor der Jahrhundertwende, genau am 1. Januar 1899, wurde im Kanton Baselland ein Bardon Modell 4/5 CV zugelassen – das älteste immer in der Schweiz immatrikulierte Fahrzeug. Der Bardon hat die Schweiz nie verlassen und befindet sich heute bei einem Besitzer in Schindellegi SZ. Bardon? Die französische Marke existierte nur gerade von 1899 bis 1903. In Puteaux (F) wurden nur einige Dutzend Exemplare gebaut, ehe Bardon in der neuen Marke Richard-Brasier aufging – die 1904 schon wieder am Ende war.

Bekannter als Bardon ist der 1883 bis 1932 existierende Hersteller De Dion-Bouton. Nach ersten Dampfwagen setzten die Franzosen zur Jahrhundertwende auf Verbrennungsmotoren und produzierten allein im Jahr 1900 über 400 Neuwagen und 3200 Motoren. Sie entwickelten den ersten Viertaktmotor und waren damals für kurze Zeit der grösste Autohersteller der Welt. In der Schweiz wurden 1899 zwei De-Dion-Bouton-D-Modelle zugelassen.

Offizielle Zahlen erst seit 1926

Die französische Autoindustrie war zu Beginn des 20. Jahrhunderts das stückzahlmässig wichtigste Autoland Europas. So findet man von den heute noch populären Marken vor allem Peugeot- und Renault-Modelle in den Schweizer Statistiken der frühest zugelassenen Autos. Aber: Weil in der Schweiz erst seit 1926 die Zulassungen statistisch erhoben werden, weiss man nicht genau, wie viele Fahrzeuge zuvor in unserem Land existierten.

Dennoch ist gesichert ist, dass die ersten heute noch zugelassenen Ford Model T 1909 aus den USA in die Schweiz kamen. Und auch VW startete den Import in die Schweiz mit dem VW Käfer erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ersten offiziell durch die Amag 1948 in die Schweiz importierten Käfer waren freilich nicht die allerersten VWs in unserem Land. Schon während des Kriegs von 1940 bis 1946 wurden eine grössere Anzahl von VW-Kübelwagen in der Schweiz zugelassen.

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