Zukunftsreferendum ist gescheitert
Nichts mit «Nordmazedonien»

Trotz massiver Werbung durch westliche Politiker kommt in Mazedonien das Zukunftsreferendum nicht zustande. Zu wenig Wähler gingen an die Urne.
Publiziert: 30.09.2018 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 17:58 Uhr

Die Volksabstimmung in Mazedonien über die Westintegration des Landes endet im Chaos. Während die Wahlkommission die Abstimmung für gescheitert sieht, spricht der Regierungschef von einem grossen Sieg.

Nur wenig Wahlberechtigte gingen am Sonntag an die Urnen.
Foto: AP / Boris Grdanoski
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Das mit Spannung erwartete Referendum in Mazedonien über den zukünftigen Weg des kleinen Balkanstaates endet am Sonntagabend überraschend. Die staatliche Wahlkommission gibt die Wahlbeteiligung bis eine halbe Stunde vor Schliessung der Wahllokale mit rund 34 Prozent an. 
 

Zaev spricht von grossartigem Sieg


Damit wäre die Abstimmung gescheitert, weil mehr als die Hälfte der 1,8 Millionen Stimmberechtigten hätten teilnehmen müssen. Doch Regierungschef Zoran Zaev tritt trotz ausgebliebener Beteiligung und noch vor Auszählung der Stimmzettel vor die Presse und spricht von einem grossartigen Sieg.

Ungeachtet der geringen Wahlbeteiligung wertete auch EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn das Ergebnis des mazedonischen Namensreferendums als Votum für eine Änderung des Namens sowie einen Kurs Richtung Nato und EU. 

«Mit dem deutlichen »Ja« gibt es breite Unterstützung für das Prespa-Abkommen und den euroatlantischen Weg des Landes», schrieb Hahn am Sonntagabend im Kurznachrichtendienst Twitter. Er erwarte von allen politischen Führern, dass sie diese Entscheidung respektieren und sie über Parteigrenzen hinweg voranbringen.


Nach einem Ja zum neuen Namen sollte Mazedonien schnell 30. Mitglied der Nato werden, hatten die USA angekündigt. Auch die EU, deren Beitrittskandidat Mazedonien seit 2005 ist, wollte Verhandlungen aufnehmen.

Die «riesige Mehrheit» habe für die Mitgliedschaft des Landes in der Nato und EU gestimmt, sagte Zaev vor den Medien ohne weitere Angaben. Jetzt müsse «dieser Wunsch in politische Aktivität des Parlaments umgesetzt werden».

Sollte die Opposition ihre Zustimmung verweigern, werde es vorzeitige Parlamentswahlen im kommenden Dezember geben, kündigte er an: «Ich werde weiter dieses Land führen und Mazedonien wird Mitglied der Nato und EU werden». Zaev hatte das Namensabkommen mit seinem griechischen Amtskollegen Alexis Tsipras nach 27 Jahren Streit verabredet.

Offensichtlich plant Zaev trotz des geringen Interesses seiner Bürger an der Volksabstimmung eine Entscheidung über den Vertrag im Parlament. Dort muss er eine Zweidrittelmehrheit von 80 der 120 Abgeordneten zustande bringen. Zuletzt hatten aber nur 69 Mandatsträger für den Vertrag gestimmt.

Die geografische Region Makedonien erstreckt sich vor allem über die Länder Mazedonien, Griechenland und Bulgarien.
Foto: Blick Grafik



Die Opposition lehnt das Abkommen strikt ab, weil ihrer Meinung nach damit die nationale Identität aufgegeben wird. Vertreter der Opposition feierten am Abend bei diversen Kundgebungen in Mazedonien den Misserfolg des Referendums.

Griechenland unterstützt trotz des Scheiterns des Referendums in Mazedonien weiterhin das Abkommen zur Überwindung des Streits um den Namen seines nördlichen Nachbarn. Dies teilte am Sonntagabend das griechische Aussenministerium mit. Griechenland respektiere die Entscheidungen des Volkes seines Nachbarlandes.
 

Das Ergebnis des Referendums sei «widersprüchlich». Einerseits habe sich eine klare Mehrheit für das Abkommen ausgesprochen; andererseits wurde die nötige Mindestbeteiligung - damit das Referendum gültig ist - nicht erreicht. Alle Seiten müssten jetzt «nüchtern» handeln, damit «die Dynamik des Abkommens» zwischen Athen und Skopje erhalten bleibt, erklärte das griechische Aussenministerium weiter. (SDA)

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