Indische Polizei geht mit Waffen gegen Schweizer Touristen vor
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«Wie Vieh abtransportiert»
Indische Polizei geht mit Waffen gegen Schweizer Touristen vor

Eine Gruppe Touristen wurde wegen der Corona-Pandemie von den indischen Andamaneninseln vertrieben, darunter drei Schweizer. Dabei ging die Polizei mit gezückter Waffe vor. Nun stecken sie in Indien fest. BLICK sprach mit einer betroffenen Schweizerin.
Publiziert: 31.03.2020 um 14:03 Uhr
|
Aktualisiert: 15.04.2020 um 16:57 Uhr
Martin Bruhin und Marsel Szopinski

Die indische Polizei setzt die Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie rigoros um – auch mit Maschinengewehren und Stöcken. Das erlebte eine Gruppe von 30 Touristen auf den Andamaneninseln an eigener Haut, darunter sind auch Schweizer. Mit gezückter Waffe werden die Touristen auf dem Archipel im Indischen Ozean zusammengetrieben. Sie sollen die Inseln verlassen, obwohl keiner angesteckt ist.

Eine davon ist die Schweizerin Mona S.*(36) aus Bern. «Wir wurden wie Vieh von bewaffneten Polizisten abtransportiert», sagt sie zu BLICK. Nachdem sie und andere Touristen von der Insel Neil mit der Fähre zur Hauptinsel Port Blair gebracht worden sind, hat man sie in Busse gepfercht und an den Flughafen gefahren. Dort mussten sie stundenlang an der prallen Sonne warten. Im Anschluss wurde den Touristen ein Flugticket in die Ortschaft Chennai ausgehändigt – sie mussten es selber bezahlen.

Nun sitzen Mona S. und die anderen in einem Hostel in Chennai fest. «Es ist beängstigend. Ich weiss nicht, wann und wie ich nach Hause komme», sagt sie.

Darunter ist auch die Schweizerin Mona S. (36) aus Bern. Sie weiss nicht, wie sie nach Hause kommt.
Foto: Zvg
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«Komme nicht einmal zum Flughafen»

Eigentlich wäre der Rückflug der Schweizerin am Dienstagmorgen gewesen, der findet aber nicht statt. Wie es nun weiter geht, weiss sie nicht. «Ich komme momentan nicht einmal zum Flughafen. Der ist rund 20 Kilometer entfernt – Taxis fahren keine mehr», sagt sie. Die Polizei habe zudem Strassensperren errichtet.

Vom EDA bekam sie nach eigenen Aussagen bisher keine Hilfe. Bei der Botschaft in Chennai sei zudem niemand erreichbar. «Die Schweizer Botschaft in Mumbai weiss momentan ebenfalls nicht, wie es weiter geht», sagt Mona.

«Ein bisschen wie im Knast»

Es sei momentan recht ruhig in Chennai, sagt sie. «Ich bin aber stark eingeschränkt. Es ist ein bisschen wie im Knast.» Wenn Mona rausgeht, laufe sie Gefahr, von der Polizei erwischt zu werden. «Meistens besorgt uns jemand das Essen in der Stadt. Wir müssen dann aber das Doppelte von dem zahlen, als es eigentlich kosten würde», sagt sie.

Immerhin habe sie momentan noch genügend Bargeld bei sich. Das hält sie aber gut versteckt. Denn ohne Geld müsste sie das Hostel verlassen. Die meisten Hostels würden aber ohnehin keine Touristen mehr aufnehmen.

Polizei bezeichnet Touristen als «stinkendes Vieh»

Auch der Spanier Manuel de Luca (38) ist einer der rund 30 betroffenen Touristen. Er berichtet von beängstigenden Szenen. «Sie schoben uns mit Maschinengewehren und Stöcken bewaffnet herum», sagte er gegenüber «El País». Die Beamten schrien: «Corona! Corona! Wie stinkendes Vieh!»

Er berichtet auch von Schikanen am Flughafen: «Während wir in der Schlange standen, mussten wir es ertragen, dass das Reinigungspersonal uns mit Fensterreiniger besprüht hat», sagt de Luca. Angeblich wurde auch einer der gestrandeten Touristen geschlagen, als er sein Visum verlängern wollte.

Schweizer Vertretungen in Kontakt mit Touristen

«Es gibt seit Wochen verschiedene Berichte von Touristinnen und Touristen in Indien, auch aus der Schweiz, dass sie beispielsweise verbal eingeschüchtert, aus Hotelzimmern ausgewiesen, bei Polizei Check Points nicht durchgelassen werden», teilt Pierre-Alain Eltschinger vom Schweizer Aussendepartement (EDA) auf Anfrage von BLICK mit. Die Berichte kämen aus verschiedenen Aufenthaltsorten von Touristen.

«Das EDA nimmt diese Vorkommnisse hochrangig mit den indischen Behörden auf. Die Schweizer Vertretungen vor Ort stehen mit mehreren Touristen in Kontakt, um sie im Rahmen des konsularischen Schutzes zu unterstützen», heisst es weiter. (szm/bra)

*Name der Redaktion bekannt

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