Ausgangssperre treibt Hunderttausende Menschen auf die Strasse
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Irre Bilder aus Indien:Ausgangssperre treibt Hunderttausende auf die Strasse

Hunderttausende verhungern ohne Job
Ausgangssperre treibt Inder auf die Strasse

Weil sie seit der Corona-Ausgangssperre in der Stadt verhungern, marschieren indische Arbeiter über die Autobahn zurück in ihre Dörfer. Präsident Modi entschuldigte sich für die «harten Massnahmen».
Publiziert: 30.03.2020 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2020 um 08:52 Uhr

Hunderttausende Menschen drängen sich eng zusammen, sind in Massen auf der Strasse unterwegs oder warten in grossen Gruppen auf dem Boden: Aktuelle Bilder aus Indien zeigen eine regelrechte Völkerwanderung. Es ist genau das Gegenteil dessen, was die indische Regierung erreichen wollte.

Am Dienstagabend hatte der als «indischer Trump» bekannte Premierminister Narendra Modi (69) eine Corona-Ausgangssperre für das ganze Land verhängt. Drei Wochen sollten alle 1,3 Milliarden Einwohner zu Hause bleiben, damit die Epidemie eingedämmt werden kann.

Modis Knallhart-Plan führte aber auch zum sozialen Knall. Viele Tagelöhner vom Land stehen jetzt nicht nur ohne Einkommen da – sondern auch ohne Fahrmöglichkeit zurück in ihre Dörfer. Denn Züge und Busse aus den grossen Städten fahren nicht mehr.

Viele Tagelöhner vom Land haben kein Einkommen mehr – und müssen nach Hause laufen.
Foto: DUKAS
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«Einige hatten nicht einmal Schuhe»

Ohne Einkommen ist es für viele in den Städten jedoch zu teuer. Viele gehen darum zu Fuss in ihre Dörfer zurück. Fernsehbilder zeigen, wie ganze Gruppen leere Autobahnen entlang laufen. Ein Polizist aus dem Bundesstaat Uttar Pradesh sagte über eine Gruppe: «Sie hatten drei, vier Tage nichts gegessen. Es ging ihnen schlecht. Einige hatten nicht einmal Schuhe.»

Um Wanderarbeiter und andere arme Menschen in der Corona-Krise vor dem Verhungern zu schützen, schnürte die Regierung am Donnerstag ein Rettungspaket im Wert von umgerechnet etwa 22 Milliarden Franken. Indien stuft gut 60 Prozent seiner Bevölkerung – etwa 800 Millionen Menschen – als arm ein. In der Hauptstadt Neu Delhi dürfen zudem einige Wanderarbeiter zunächst in Obdachlosenunterkünften übernachten.

Modi entschuldigt sich bei Armen

Indien hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums 645 bestätigte Covid-19-Fälle. 13 Menschen starben daran. Die Zahl ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung recht klein. Es wurde aber auch vergleichsweise wenig getestet.

Indiens Premierminister Narendra Modi hat sich bei den armen Menschen in der Bevölkerung entschuldigt, weil sie wegen der Ausgangssperre besondere Notlagen erleiden. «Ich entschuldige mich für diese harten Massnahmen, die eure Leben erschweren, insbesondere bei den armen Menschen», sagte Modi am Sonntag in einer Radioansprache. Im Kampf gegen das Coronavirus habe er keine andere Wahl gehabt. (SDA/kin)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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