Video soll Drohnenabschuss über Kreml zeigen
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Anschlag auf Putin gescheitert:Video soll Drohnenabschuss über Kreml zeigen

Warum Putin selberdahinter stecken könnte
Das ist über den Drohnen-Angriff bisher bekannt

Eine ukrainische Drohne soll den Kreml in Moskau beschädigt haben. Über den Vorfall ist noch nicht viel bekannt – doch Russland droht bereits mit Gegenmassnahmen.
Publiziert: 03.05.2023 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2023 um 19:25 Uhr
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Die Drohne fliegt auf den Kreml zu, kollidiert mit einem Fahnenmast und geht in Flammen auf. Ein Video, das einen angeblich ukrainischen Angriff auf das Herz Moskaus zeigen soll, geht auf den sozialen Medien viral. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum angeblichen Anschlag.

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Was ist bekannt?

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist eine Drohne gegen einen Fahnenmast auf dem Kreml in Moskau geflogen. Wie Videoaufnahmen zeigen sollen, ist die Drohne daraufhin explodiert, im Dach des Kremls soll nun ein Loch sein. Verletzte soll es keine gegeben haben.

Die ersten Berichte über den Anschlag erschienen gegen drei Uhr morgens auf den Moskauer Telegram-Kanälen. Der Twitter-User «GeoConfirmed» bestätigt diese Angaben. Der Kreml bestätigte die Informationen am Nachmittag. Die Aufnahmen konnten zunächst nicht verifiziert werden. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin (64) erklärte, ab sofort gelte in der russischen Hauptstadt ein komplettes Drohnen-Verbot.

In der Nacht auf Mittwoch soll es zu einem Drohnenangriff auf den Kreml gekommen sein.
Foto: Twitter / @NOELreports
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Was ist nicht bekannt?

Fakt ist: Nichts ist bewiesen. Es gibt keine unabhängige Bestätigung des Vorfalls. Es ist ausserdem zu beachten, dass der angebliche Angriff in der Nacht stattgefunden hat. Das zeigen auch die Videos, auf denen es dunkel ist. Aufgetaucht sind erste konkrete Aufnahmen aber erst am Mittwochmittag – und das in einer Stadt, in der beinahe zwölf Millionen Menschen wohnen.

Offen bleibt bisher: Wurde die Drohne von Moskaus Luftabwehr abgeschossen und explodierte deshalb – oder detonierte sie, als sie gegen den Fahnenmast knallte? Und: Was wollten die verantwortlichen Akteure damit erreichen?

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Was sagen Russland und die Ukraine?

Russland macht die Ukraine für den Vorfall verantwortlich. Man konnte demnach zwei Drohnen zum Absturz bringen, die auf das Kreml-Gelände zugeflogen sind. «Wir betrachten diese Handlungen als einen geplanten Terrorakt und Anschlag auf das Leben des Präsidenten der Russischen Föderation», heisst es in der Kreml-Mitteilung. Putin ist nach Angaben des Kremls unverletzt geblieben. Hier gilt es zu betonen, dass Putin nur selten im Kreml ist – besonders nicht um drei Uhr morgens.

Am Mittwochnachmittag dementierte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) den Angriff. «Wir greifen nicht Putin oder Moskau an, wir kämpfen auf unserem Territorium», stellte er während einer Pressekonferenz in Finnland klar. Dort besucht er derzeit den finnischen Präsidenten Sauli Niinistö (74).

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Auch die USA, die engsten Verbündeten der Ukraine, haben nichts gewusst von dem Angriff. Laut «Politico» sei die Regierung von US-Präsident Joe Biden (80) daran, mehr herauszufinden. Wenn es sich um die Ukraine handelte, «hatten wir keine Vorkenntnisse», sagte einer der Beamten zu der Zeitung. «Wir prüfen den Bericht, sind aber nicht in der Lage, ihn zu bestätigen oder seine Authentizität zu bestätigen», sagte ein anderer.

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Welche Gerüchte gibt es?

Die Videos, die den angeblichen Angriff zeigen sollen, haben eine Reihe von Spekulationen hervorgerufen. Hat das ukrainische Militär den Kreml angegriffen, wie es Russland behauptet? Damit würden die Ukrainer ihre Macht demonstrieren. Zudem würde dies beweisen, dass es sehr schlecht bestellt ist um das russische Luftabwehrsystem.

Ein ukrainischer Angriff auf den Kreml wirkt wenig plausibel. Zudem ist auf einem Video zu sehen, wie zwei weisse Gestalten schon vor dem Einschlag der Drohne beginnen, die Kuppel des Kremls zu besteigen. Laut einem ukrainischen Politiker sollen die Männer von der Moskauer Feuerwehr sein. Bestätigt ist das aber nicht.

Haben es die Russen also selbst getan, um ihren Krieg gegen die Ukraine weiter zu rechtfertigen? Möglich ist es. So soll diese Operation unter falscher Flagge laut dem Twitteraccount «Tendar» einen Grund bringen, damit Wladimir Putin (70) am 8. Mai nicht vor das russische Volk treten muss. Zudem könne Russland so weitere Eskalationen im Krieg rechtfertigen.

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Was würde ein Anschlag auf den Kreml bedeuten?

Behörden in Russland haben in den letzten Monaten eine Reihe von Drohnenangriffen gemeldet. Einige sind in der Nähe der ukrainischen Grenze zu Russland gelandet. Mindestens eine Drohne ist südlich von Moskau eingeschlagen. Die Ukraine hat die Verantwortung für die meisten dieser Vorfälle nicht übernommen.

Sollte sich dieser Angriff aber bestätigen, wäre dies der kühnste Angriffsversuch auf russischem Boden, seit Moskau im Februar letzten Jahres in der Ukraine einmarschiert ist, schreibt die US-Zeitung New York Times. Konkret würde das heissen, dass die Ukraine – entgegen ihrer Behauptungen – auch offensive Operationen in Russland ausführt. Und das alles kurz bevor die Feiern zum «Tag des Sieges» in Moskau starten.

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Wie wird Russland jetzt reagieren?

In der Mitteilung des Kremls heisst es: «Die russische Seite behält sich das Recht vor, Gegenmassnahmen zu ergreifen, wo und wann sie es für angebracht hält.» Auch Experten vermuten, dass Putin den Vorfall verwenden wird, um Angriffe auf die Ukraine und speziell auf Kiew zu rechtfertigen.

Der deutsche Politikwissenschaftler und Analyst Nico Lange (48) schreibt auf Twitter: «In Anbetracht der Bilder des Drohnenangriffs auf den Kreml sind Vergeltungsschläge gegen die Ukraine zu erwarten.» Aber er betont auch: «Putins Mittel dafür sind mittlerweile sehr begrenzt.»

Auch wenn noch nicht klar ist, wie sich der Vorfall auf den weiteren Kriegsverlauf auswirken wird: «Wie man es dreht und wendet, ob es die Ukraine war oder russische Putin-Gegner – die Drohnenangriffe auf den Kreml lassen Putin extrem schlecht aussehen und er hat kaum Reaktionsmöglichkeiten, die seine Lage verbessern», so Lange.

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