So trainieren die Ukrainer für die Gegenoffensive
1:33
Übung mit verschiedenen Waffen:So trainieren die Ukrainer für die Gegenoffensive

Die wichtigsten Antworten zur geplanten Offensive
Holen sich die Ukrainer im Mai die Krim zurück?

In den kommenden Tagen dürfte die Ukraine eine grosse Offensive auf die russischen Besatzer starten. Wann und wo werden die Ukrainer zuschlagen? Werden sie die Russen besiegen? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 02.05.2023 um 13:51 Uhr
|
Aktualisiert: 02.05.2023 um 15:16 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_242.JPG
Guido FelderAusland-Redaktor

Die Vorbereitung auf die grosse Gegenoffensive der Ukrainer ist in den letzten Zügen: In den vergangenen Monaten hat die Nato die Ukraine mit schweren Waffen beliefert, zudem wird zurzeit als Vorbereitung laufend russische Infrastruktur zerstört. Wir zeigen, wann es losgehen dürfte und ob der Gegenangriff erfolgreich sein wird.

Wann werden die Ukrainer die Gegenoffensive starten?

Natürlich halten die Ukrainer ihren Fahrplan geheim. Der Startschuss zur Gegenoffensive dürfte aber in den nächsten Tagen erfolgen. Vergangene Woche sagte Nato-Chef Jens Stoltenberg (64), dass 98 Prozent der versprochenen Waffen bereits an die Ukraine geliefert worden seien. Dazu zählen 230 Panzer und 1550 gepanzerte Fahrzeuge. Jewgeni Prigoschin (61), Chef der russischen Wagner-Söldnertruppe, sagte, dass er bis Mitte Mai mit einem Angriff rechne.

Wo werden die Ukrainer angreifen?

Es wird vermutlich zwei Stossrichtungen geben: Richtung Krim und Richtung Charkiw. In der Region Saporischschja, die als «Tor zur Krim» gilt, bereiten sich die Russen auf Kampfhandlungen am Atomkraftwerk Saporischschja vor und installieren Verteidigungsstellungen. Die Ukrainer könnten Richtung Asowsches Meer vorstossen und so die besetzten Gebiete in zwei Teile teilen.

Vorbereitung auf die Offensive: Am 29. April wurde auf der Krim ein Treibstofflager angegriffen.
Foto: keystone-sda.ch
1/16

Nördlich von Charkiw haben die Russen auf eigenem Gebiet Hunderte Kilometer von Schützengräben ausgehoben, was darauf hindeuten dürfte, dass sie mit Angriffen auch in diesem Gebiet rechnen.

Werden die Ukrainer mit der Gegenoffensive Erfolg haben?

Die grosse Menge gelieferter Waffen deutet auf das grosse Vertrauen der Nato hin, dass die Ukrainer mit der Offensive Erfolg haben werden. Die Russen sind nach dem Winter erschöpft – bis neue Soldaten rekrutiert sind, dürfte es Monate dauern.

Werden die Ukrainer die Krim zurückerobern können?

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) sagte, er glaube, dass die Gegenoffensive die russischen Kräfte erfolgreich zurückdrängen und die Krim unter ukrainische Kontrolle bringen werde. Experten gehen ebenfalls davon aus, dass die Ukrainer damit Erfolg haben dürften – der Kampf um die Halbinsel dürfte aber Monate dauern.

Kann die Offensive den Krieg beenden?

Eine vollständige Rückeroberung der verlorenen Gebiete wird kaum möglich sein. Denkbar allerdings wäre ein Einlenken des Kremls. Militärexperte Gustav Gressel (44) sagt auf br.de: «Das Beste wäre natürlich, wenn die Offensive so erfolgreich wäre, dass Russland wirklich so unter Druck gerät, dass es sich aus dem Krieg zurückziehen muss oder will. Oder dass Putin anfängt, darüber nachzudenken, ob er nicht doch verhandeln will.»

Warum redet Wagner-Chef Prigoschin die eigene Armee schlecht?

Prigoschin hat die russische Kriegsführung und auch die schwachen Einheiten anderer Söldnertruppen kritisiert. Das kann bedeuten, dass er die Konkurrenz seiner eigenen Truppe fürchtet. Die Kritik kann aber auch eine Finte sein, um den Ukrainern eine zerstrittene und geschwächte russische Armee vorzutäuschen und sie so in die Falle zu locken.

Wie bereiten die Ukrainer die Offensive vor?

Ein wichtiger Punkt ist die Lahmlegung der feindlichen Infrastruktur. Natalija Humenjuk (39), Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, sagte: «Die Unterwanderung der feindlichen Logistik ist eines der Vorbereitungselemente für die mächtigen Aktivhandlungen unserer Verteidigungskräfte.» Zu diesen Vorbereitungen gehörten offenbar auch der Drohnenangriff auf ein Treibstofflager auf der Krim sowie der Anschlag auf einen Güterzug in Brjansk.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?