Vor über 80 Jahren verschanzte sie sich dort bereits in einem Keller
Holocaust-Überlebende (†91) stirbt in Mariupol

In der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol ist nach Angaben der jüdischen Gemeinde eine 91-jährige Holocaust-Überlebende gestorben. Schon vor über 80 Jahren versteckte sie sich vor den Nationalsozialisten in einem Keller in der südostukrainischen Stadt.
Publiziert: 20.04.2022 um 21:35 Uhr

Schon während des Zweiten Weltkriegs versteckte sie sich in einem Keller in Mariupol vor den Nazis. Jetzt, 81 Jahre später, tat sie – wieder in Mariupol –dasselbe. Um sich dem grausamen Krieg zu entziehen, verschanzte sich die 91-jährige Wanda Semjonowa Objedkowa in einem Keller in der südukrainischen Stadt. Dieses Mal nahm das Ganze für sie jedoch kein gutes Ende: Die Holocaust-Überlebende starb in Mariupol. Dies teilte die jüdische Gemeinde mit.

«Mit zehn Jahren überlebte Wanda Semjonowa Objedkowa die Deutschen, indem sie sich in einem Keller in Mariupol versteckte. 81 Jahre später starb sie in einem Keller in der gleichen Stadt, als sie sich infolge des fürchterlichen Kriegs vor den Russen versteckte», hiess es auf dem Twitter-Kanal des Auschwitz Museums. Die Nachricht vom Tod der Frau wurde am Mittwoch in sozialen Netzwerken verbreitet.

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«Mama hat einen solchen Tod nicht verdient»

Wie «Chabad.org» berichtet, war die Seniorin in den letzten zwei Wochen ihres Lebens krank und ausgemergelt. Sie konnte nicht einmal mehr aufstehen. Am 4. April ist Objedkowa dann gestorben. Sie starb jedoch nicht friedlich an Altersschwäche in ihrem eigenen Bett, sondern als Opfer des schrecklichen Krieges des 21. Jahrhunderts, der ihre Heimatstadt verschlungen hat.

In einem Keller in Mariupol musste die 91-jährige Wanda Semjonowa Objedkowa sterben.
Foto: CHABAD OF MARIUPOL
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«Mama hat einen solchen Tod nicht verdient», sagt Obiedkowas Tochter Larissa unter Tränen, nur wenige Stunden nachdem sie an einem sicheren Ort angekommen war. Tochter Larissa war bis zum letzten Moment an ihrer Seite geblieben.

Ihre Tochter Larissa berichtete, sie und ihr Ehemann hätten ihre Mutter anschliessend in einem Stadtpark begraben müssen, während die Stadt bombardiert worden sei.

Das Ehepaar konnte anschliessend aus Mariupol fliehen. Viele Nachrichten aus der Stadt dringen mit Verspätung an die Öffentlichkeit, weil es dort kein Internet gibt und Gerettete erst an einem sicheren Ort wieder mit der Aussenwelt kommunizieren können.

Dank Keller-Versteck damals überlebt

Objedkowa wurde am 8. Dezember 1930 in Mariupol geboren und war zehn, als die Nationalsozialisten in Mariupol die dortige jüdische Bevölkerung zusammentrieb, um sie am Stadtrand zu ermorden. Schätzungsweise wurden zwischen 9000 und 16'000 Juden getötet, darunter auch Objedkowas Mutter.

Die kleine Wanda überlebte die Razzia der Nazis dadurch, dass sie sich in einem Keller versteckte. Als sie später entdeckt wurde, konnten Freunde der Familie die Eindringlinge davon überzeugen, dass das Mädchen griechischer Abstammung sei. Das Kind wurde so vor der Erschiessung gerettet. (SDA/dzc)

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