Vom Knast direkt in den Donbass
Wagner-Söldner rekrutieren Häftlinge in Afrika

Der Kremlchef braucht mehr Kanonenfutter. Das bekommt er neuerdings auch aus den Gefängnissen der zentralafrikanischen Republik. Die Söldnergruppe Wagner soll dort Rebellen für den Einsatz in der Ukraine rekrutieren.
Publiziert: 30.11.2022 um 20:00 Uhr

Der Krieg in der Ukraine fordert viele russische Todesopfer. Weil dringend Kämpfer gebraucht werden, rekrutiert Jewgeni Prigoschin (61), der Boss der Söldnergruppe Wagner, auch russische Gefangene. Er ködert sie mit Freiheit und Geld.

Jetzt nimmt die Rekrutierung globale Ausmasse an. Seit Oktober soll Prigoschins Truppe auch in der Zentralafrikanischen Republik, wo sie bereits seit einer Weile ins politische Geschehen involviert ist, nach neuen Soldaten für den Ukraine-Krieg suchen. Zwei hochrangige Offiziere der Zentralafrikanischen Republik bestätigten dies gegenüber dem Portal Daily Beast.

«Seit Oktober sind sie in Militär- und Polizeizellen eingedrungen und haben Häftlinge freigelassen», erzählt ein zentralafrikanischer Offizier. «Darunter sind auch solche, die wegen der Vergewaltigung von Frauen und Mädchen inhaftiert waren.» Auch Mörder sollen freigekommen und unter Waffen gestellt worden sein.

An der Front fehlen den Russen die Streitkräfte.
Foto: AP
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Zentralafrikaner landen im Donbass

Die Zentralafrikanische Republik ist vom Konflikt zwischen Regierung und bewaffneten Rebellen geprägt, immer wieder werden Dörfer und Städte überfallen. Sie morden, vergewaltigen und plündern. Genau diese Verbrecher sollen nun unter den Rekrutierten sein und direkt an die Front im Donbass geschickt werden. Gemäss Daily Beast sollen die entlassenen Häftlinge sollen nicht nur in der Ukraine dienen, sondern auch in Mali und in der Zentralafrikanischen Republik selbst.

Auch Rebellen, die ein Militärlager in Bakouma im Südosten der Zentralafrikanischen Republik angegriffen hatten und gefangen genommen wurden, sollen jüngst von Wagner-Truppen befreit worden sein. «Sie sagten, sie bräuchten dringend Arbeitskräfte in Mali und der Ukraine», sagt einer der Offiziere. In der Wagner-Gruppe sind diese Kämpfer als «Schwarzrussen» bekannt.

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Wagner-Söldner treten Menschenrechte mit Füssen

Die Zentralafrikaner sind nicht die einzigen Ausländer, die in Übersee für Russland kämpfen. Vor einigen Wochen sorgte ein toter Student aus Sambia für Verwunderung. Nathan N.* (23) sass wegen eines Drogendelikts im Gefängnis in Moskau und sollte neun Jahre Haft verbüssen. Stattdessen landete er an der Front in der Ukraine und starb. Die Regierung in Sambia forderte eine Erklärung.

Wagner-Führer Prigoschin, der als Caterer für den Kreml und die Russen-Armee in Putins Machtzirkel aufgestiegen ist, veröffentlichte am Dienstag ein Statement – seltsamerweise über sein Catering-Unternehmen statt über die Gruppe Wagner. Er gab an, der Sambia-Student habe sich der Wagner-Truppe angeschlossen.

Seine Begründung gemäss Prigoschin: «Ihr Russen habt uns Afrikanern viele Jahre lang geholfen, unabhängig zu werden.» Darum sei es ihm eine Ehre, sein Leben für Russland zu opfern. Wie auch den anderen Häftlingen wurde N. Amnestie angeboten.

Die Wagner-Söldner sind bekannt dafür, Menschenrechte mit Füssen zu treten. Ihnen werden Folter und Mord in mehreren afrikanischen Ländern und in der Ukraine vorgeworfen. Und auch vor Mord in den eigenen Reihen schrecken sie nicht zurück. Vor Kurzem tauchte ein Video auf, das zeigt, wie Wagner-Soldaten einen ihrer eigenen Männer mit einem Hammer hinrichten. (jwg)

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