USA schaltet 9/11-Drahtzieher aus
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Mit Drohnenschlag:USA schaltet 9/11-Drahtzieher aus

US-Geheimdienste planten sechs Monate lang jedes Detail der Attacke
«Ninja»-Raketen töteten Al-Kaida-Chef Al-Sawahiri (†71) mit 12 Klingen

Der Al-Kaida-Terroristenführer Al-Sawahiri wurde am Sonntag bei einem Drohnenangriff der USA getötet. Es wird vermutet, dass dafür die Hellfire R9X zum Einsatz kam. Mit ihren scharfen Klingen solle die «Ninja»-Rakete den Al-Kaida-Chef regelrecht zerfetzt haben.
Publiziert: 02.08.2022 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2022 um 07:10 Uhr

Der Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri (†71) ist am Sonntagmorgen (Ortszeit) bei einem gezielten Drohnenangriff der USA in Afghanistan getötet worden. Sechs Monate lang habe der US-Geheimdienst CIA den gezielten Angriff geplant. Nun ist die Mission geglückt – und das dank der sogenannten «Ninja»-Rakete. Al-Sawahiri betrat gerade seinen Balkon seines Verstecks in Kabul, als zwei dieser Geschosse einschlugen und ihn töteten.

Laut US-Präsident Joe Biden (79) sei der Al-Kaida-Chef jahrzehntelang Drahtzieher von Anschlägen auf Amerikaner gewesen und habe eine Schlüsselrolle bei diversen Terroranschlägen gespielt. «Die Mission war ein Erfolg», sagte Biden. Keiner der Angehörigen al-Sawahiris sei verletzt worden, «und es gab keine zivilen Opfer.»

Auf Bildern, die offenbar Al-Sawahiris Unterschlupf im wohlhabenden Kabuler Viertel Scherpur nach dem Angriff zeigen, sind lediglich Schäden an wenigen Fenstern des oberen Stockwerks zu sehen, der Rest des Gebäudes scheint intakt. Das deutet auf den Einsatz von Hellfire-Raketen vom Typ R9X hin: Diese Raketen explodieren nicht beim Einschlag, sondern fahren messerähnliche Klingen aus und zerfetzen ihr Ziel. Menschen in der Nähe bleiben unversehrt.

Der Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida, Aiman al-Sawahiri, ist am Sonntag bei einem Anti-Terror-Einsatz der USA in Afghanistan getötet worden.
Foto: AFP
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Mit sechs scharfen Klingen ausgestattet

Die Raketen, die häufig gegen hochrangige Ziele eingesetzt werden, haben es in sich. Nicht umsonst wird die Geheimwaffe, dessen Existenz vom US-Militär nicht bestätigt worden ist, auch «Schwert-Rakete» genannt.

Ausgestattet ist das Geschoss mit sechs scharfen und ausfahrbaren Klingen. Gesamtgewicht: 45 Kilogramm! Mittels kinetischer Energie zerfetzen die Messer beim Aufprall das Ziel – und das ganz ohne Explosion. Für Leute in der Umgebung birgt der Einsatz der «Ninja»-Rakete also eine geringe Gefahr. Deshalb ist die R9X-Hellfire-Rakete zu einer der bevorzugten Waffen des US-Militärs für Präzisionsangriffe geworden.

Dies war auch beim Angriff von al-Sawahiri der Fall. Zum Zeitpunkt der Attacke befand er sich mit seiner Frau, seiner Tochter und seinen Enkelkindern im Haus in der Kabuler Innenstadt.

Bereits in Afghanistan, Libyen, Irak, Jemen im Einsatz gewesen

Entwickelt wurde die Super-Rakete 2011, da man wegen der Zahl an getöteten Zivilisten bei Drohnenangriffen im Nahen Osten besorgt war. Den Spitznamen «Ninja» hat die Rakete erhalten, da sie auf einen explosiven Sprengkopf verzichtet.

Die Klingen der R9X, die auch als «fliegende Ginsu», eine Anspielung auf eine beliebte Marke von Steakmessern, oder als «schnellen Amboss» bezeichnet wird, sollen Gebäude und Autodächer durchschlagen können.

Über die Existenz der «Ninja»-Rakete berichtete erstmals das «Wall Street Journal» im Jahr 2019. Demnach soll die Waffe bei Angriffen auf Personen in Afghanistan, Libyen, Irak, Jemen und Somalia eingesetzt worden sein.

Dem Bericht zufolge sei die Super-Waffe derart präzise, dass sie – wenn sich das Ziel in einem Auto mit einem unschuldigen Fahrer befinden würde – das Ziel eliminieren und den Fahrer verschonen könnte.

Unklar, wie viele R9X-Raketen die USA besitzt

Das US-Militär leistete bereits während des Korea- und Vietnam-Kriegs in den 1950er Jahren Pionierarbeit bei der Entwicklung nicht-explosiver kinetischer Bomben namens Lazy Dogs (übersetzt «faule Hunde»). Die Bomben, die aus Flugzeugen abgeworfen wurden, wogen zwischen 254 und 283 Kilogramm.

Da die Raketen bei den Kommandeuren nicht sehr beliebt waren, wurde ihre Entwicklung zehn Jahre später eingestellt. Jahre später wurden die Waffen, die mit nicht-explosiver Technik arbeiten, wieder eingesetzt.

Wie viele R9X-Raketen das Pentagon heute besitzt, ist unklar. In den Haushaltsanträgen für die Raketenbeschaffung 2022 ist die Waffe nicht aufgelistet.

Wie die militärische Kommandoeinrichtung bestätigte, sei der «New York Times» zufolge das Präzisions-Geschoss mindestens zweimal, 2019 und 2020, zum Einsatz gekommen. Berichten zufolge soll die «Ninja»-Rakete bei fast einem Dutzend weiterer Missionen ebenfalls eingesetzt worden sein. Eine R9X wurde offenbar auch bei der Tötung des zweiten Al-Kaida-Kommandeurs Ahmad Hasan Abu Khayr al-Masri (1957-2017) im Februar 2017 verwendet. (dzc/SDA)

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