Ukrainerin schildert ihre überstürzte Flucht aus Kiew
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«Die Menschen haben Panik»:Ukrainerin schildert ihre überstürzte Flucht aus Kiew

Russland greift Ukraine an
Bomben und Raketen treffen Zivilbevölkerung

In den frühen Morgenstunden bricht in der Ukraine der Krieg aus. Im Osten, im Süden im Westen hagelt es Raketen. Panzer rollen über die ukrainische Grenze. Bomben zerstören nicht nur Flugplätze und militärische Einrichtungen, sondern schlagen auch in Wohngebiete ein.
Publiziert: 24.02.2022 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2022 um 14:07 Uhr
Myrte Müller

Explosionen reissen die Bevölkerung aus dem Schlaf, erhellen die Nacht. Sirenen heulen auf. Russische Raketen schlagen in Wohnhäuser ein. Menschen taumeln blutüberströmt durch die Trümmer.

Mit leerem Blick irrt eine ältere Frau umher. Ihre klaffende Kopfwunde ist nur notdürftig verbunden. Einem älteren Mann mit blutender Stirn steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Ein kleiner Bub hat es nicht geschafft. Er stirbt noch in der brennenden Wohnung. Einer der unzähligen Zivilisten, die bislang den über 200 Angriffen der russischen Streitkräfte in diesen ersten Stunden des 24. Februars 2022 zum Opfer fielen.

Menschen versuchen zu fliehen, doch sie stecken in Staus fest

Es sind schreckliche Bilder, die die Welt aus Charkiw erreichen. «Die Leute hier sind in Panik», berichtet der freie Journalist Roman Schell aus der Millionenstadt im Nordosten des Landes am Morgen bei BR24live, «sie verlassen die Stadt». Der Verkehr stehe in der Stadt, es bildeten sich lange Staus vor den Tankstellen, so der Reporter weiter. Jeder fliehe, wie er könne oder suche Schutz im Untergrund, etwa in der U-Bahn.

Er gehört zu den ersten Opfern von Putins Krieg gegen die Ukraine: Der Mann aus dem nordöstlichen Tschuhujiw wurde beim Bombenangriff am Kopf verletzt.
Foto: AFP
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Charkiw, mit 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt der Ukraine liegt im Nordosten, 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. «Es ist nicht mehr möglich, die Ukraine mit dem Flugzeug zu verlassen», sagt Schell weiter. Es bleibe nur der Landweg – das Auto, der Bus. Doch nicht nur im Osten der Ukraine erschüttern menschliche Dramen.

Angriffe auf sämtliche Regionen der Ukraine

Putins übermächtige Armee beschiesst in dieser Nacht auch Ortschaften in der Region Lwiw im Westen, darunter den internationalen Flugplatz Ivano-Frankivsk, die Stadt Boryspil nahe Kiew, Dnipro in der Zentralukraine, Tschuhujiw im Gebiet Charkiw und Kramatorsk im Gebiet Donezk. Es wird von Explosionen im südlichen Odessa und von Angriffen auf die Hafenstadt Mariupol berichtet.

Russisches Militär habe Gebiete und Siedlungen entlang der Staatsgrenze sowie mehrere Flugplätze angegriffen, teilte der Generalstab in Kiew mit. Videos zeigen Marschflugkörper, Bomber und Artillerie. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtet von mehreren tieffliegenden Helikoptern am Stadtrand von Kiew. Auch von Norden und von Süden her rollen Panzer ins Land.

Genaue Zahl der Toten noch nicht bekannt

In der Nacht auf Donnerstag ordnet Präsident Wladimir Putin die militärische Invasion auf die Ukraine an. Ihr Ziel sei der Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt gewesen wären, behauptet der Kreml-Chef und meint die russische Minderheit in der Region Donbass. Um die ukrainische Bevölkerung scheint sich der Despot nicht zu scheren. «Russland strebt die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung der Ukraine an», sagt Putin weiter. Koste es, was es wolle. Sein Krieg beginnt erbarmungslos von allen Seiten. Wie viele Tote es in diesen Morgenstunden gegeben hat, ist noch nicht bekannt.

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