Taurus, Eurofighter, «Euro-Hawk»
Das sind die grössten Flops der Bundeswehr

Schon seit Jahren kommt die deutsche Bundeswehr nicht mehr aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Der kürzlich bekannt gewordene Abhörskandal rund um die Taurus-Marschflugkörper ist dabei nur eine Panne von vielen.
Publiziert: 03.03.2024 um 17:15 Uhr
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Cédric HengyRedaktor News

Es ist ein neuer Tiefpunkt, selbst für die bereits krisengeschüttelte deutsche Bundeswehr: Am Freitag wurde bekannt, dass Russland mutmasslich die deutsche Luftwaffe abhört, nachdem die Chefin des russischen Staatssenders, Margarita Simonjan (43) einen entsprechenden Audiomitschnitt veröffentlicht hatte. Für Deutschland ist es ein politisches und militärisches Desaster.

Der Abhörskandal reiht sich damit ein in die lange Liste der Pleiten und Pannen, die in den vergangenen Jahren den Ruf der Bundeswehr ruiniert haben. Blick zeigt auf, welche davon besonders für Schlagzeilen sorgten.

Taurus-Abhörskandal

Der jüngste Lapsus der Bundeswehr wurde am vergangenen Freitag publik. Mitte Februar unterhielt sich Luftwaffenchef Ingo Gerhartz (58) über eine offenbar ungesicherte Leitung mit drei anderen hochrangigen deutschen Offizieren. Die Männer diskutieren scheinbar über mögliche Einsatzszenarien für den deutschen Marschflugkörper Taurus, falls dieser doch noch an die Ukraine geliefert werden würde.

Hat derzeit wenig Grund zum Lachen: Bundeskanzler Olaf Scholz dürfte der Zustand der Bundeswehr zu denken geben.
Foto: imago/photothek
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Konkret ging es darum, ob der Marschflugkörper theoretisch in der Lage wäre, die für Russland eminent wichtige Krim-Brücke zu zerstören. Obwohl Kiew bereits seit längerem die Lieferung ebenjener Kriegsgeräte fordert, ist Bundeskanzler Olaf Scholz (65) dagegen. 

Das mitgehörte Gespräch, das die vier Offiziere wohl besser in einem abhörsicheren Raum geführt hätten, ist für Deutschland gleich mehrfach bitter. Nicht nur spielt es Russland in die Hände, zumal der Kreml nun wertvolle Einblicke in den Taurus gewonnen hat, es schädigt auch Deutschlands Position in der Nato.

Auch Bundeskanzler Scholz steht nach der Veröffentlichung des Gesprächs schlecht da. Oppositionspolitiker fordern, dass Scholz sich vor dem Bundestag erklären müsse. «Bei dieser Sachlage kann ein Untersuchungssausschuss nicht ausgeschlossen werden», so der CSU-Politiker Alexander Dobrindt (53).

Schützenpanzer «Puma»

Im Dezember 2022 fielen bei einer Übung für einen Nato-Einsatz mit 18 Schützenpanzer des Typs «Puma» gleich auf einen Schlag alle Fahrzeuge aus. Damals war von Hard- und Softwareproblemen die Rede. Besonders bitter: Nur Wochen später übernahm Deutschland die Führungsrolle in der Nato-Eingreiftruppe VJTF und hätte dafür eigentlich 42 Schützenpanzer stellen sollen. Stattdessen wurden die Soldaten mit dem älteren Modell «Marder» ausgestattet.

Im April 2023 teilte der Rüstungskonzern Rheinmetall dann mit, dass die Bundeswehr 143 ihrer «Pumas» für total 770 Millionen Euro modernisieren müsse. Ende 2023 hätten die Panzer wieder ausgeliefert werden sollen. Daraus wurde aber nichts: Wegen Softwareproblemen können sie erst im Laufe des Jahres 2024 geliefert werden.

Kampfjet «Eurofighter»

Die Flotte aus 138 Maschinen bildet das Rückgrat der deutschen Luftverteidigung. Dabei hat der «Eurofighter» schon seit längerem einen Ruf als Pannenflieger. Im Mai 2018 berichtete etwa der «Spiegel», dass von den damals 128 Fliegern lediglich vier einsatzbereit seien. Als Grund für die Panne wurde austretendes Kühlmittel an einem Behälter mit Sensoren angegeben. Die Reparatur verzögerte sich und gestaltete sich schwierig, da einer der Ersatzteillieferanten inzwischen verkauft worden war.

Im Juli 2022 folgte dann der nächste Rückschlag: Die Bundeswehr sah sich gezwungen, wegen eines Problems mit den Schleudersitzen alle Übungs- und Ausbildungsflüge mit der Maschine zu stoppen. 

Marinehelikopter NH90

Von einem Durcheinander geprägt war auch der Fall um die Beschaffung des Airbus-Marinehelikopters NH90 Sea Lion, der im Jahr 2015 publik wurde. 18 Stück wollte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (65) bestellen. Kostenpunkt: 1,4 Milliarden Euro. Ein internes Gutachten des Luftfahrtamts der Bundeswehr stellte aber kurz darauf gravierende Mängel fest. 

So sei etwa «der Betrieb über Gebieten mit schwierigen Umgebungsbedingungen nicht erlaubt». Damit hätte der Helikopter seine eigentliche Hauptaufgabe, nämlich Einsätze über der Nord- und Ostsee, nicht wahrnehmen können. 

Kurz darauf widersprach das Verteidigungsministerium den Aussagen im Bericht. Nichtsdestotrotz leistete sich der NH90 nach seiner Auslieferung im Jahr 2019 Panne um Panne. Erst machte er wegen Triebwerksproblemen von sich reden, kurz darauf spielte auch die Feuerlöschanlage verrückt.

Sturmgewehr G36

Ebenfalls keine gute Figur macht die Bundeswehr derzeit bei der Beschaffung für das Nachfolgemodell des Sturmgewehrs G36. Dieses geriet ab 2015 definitiv in Verruf, als von der Leyen Probleme mit der Treffsicherheit des Gewehrs öffentlich einräumen musste. 

Ein vom Verteidigungsministerium in Auftrag gegebener Bericht hatte kurz zuvor festgehalten, dass wenn Soldaten über längere Zeit feuern, sich der Lauf dermassen erhitzt, dass die Waffe nicht mehr richtig trifft. Dieser Effekt wurde auch in heisseren Regionen beobachtet. 

Mit grossem Brimborium wurde in der Folge das neue Modell des Typs G95 angekündigt. Doch auch bei diesem machen sich bereits erste Ungereimtheiten bemerkbar. Wie der «Spiegel» Ende Januar berichtete, soll das Beschaffungsamt der Bundeswehr die Präzisionsanforderungen für das neue Sturmgewehr absichtlich runtergeschraubt haben, damit die Waffe schneller eingeführt werden kann. 

«Euro Hawk»-Projekt

In der Rangliste der grössten Pleiten der Bundeswehr nimmt das «Euro-Hawk»-Projekt definitiv einen Spitzenplatz ein. Hunderte Millionen Euro Steuergeld wurden für die gross angekündigte Super-Drohne in den Sand gesetzt. «Ein Meilenstein der Luftaufklärung» jubelte die Luftwaffe seinerzeit auf ihrer Internetseite.

2011 setzte die in den USA hergestellte Super-Drohne nach Deutschland über. Dafür musste sie jedoch grosse Umwege fliegen, zumal die Drohne zu diesem Zeitpunkt nur über eine vorläufige Zulassung für den europäischen Luftraum verfügte.

Der Flug entpuppte sich als Alptraum. Gleich zwei Mal brach die Satellitenverbindung zwischen Bodenstation und Pilot ab. Letzterer sass jeweils minutenlang vor einem schwarzen Bildschirm. Die Öffentlichkeit wurde darüber lange Zeit im Dunkeln gelassen.

Vor allem der nicht ausreichend nachweisbare Kollisionsschutz brach dem Drohnenprojekt schliesslich das Genick. Das Verteidigungsministerium sah sich gezwungen, den Stecker zu ziehen. Mittlerweile hat die Drohne einen Platz im Luftwaffenmuseum in Berlin-Gatow gefunden.

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