In vier Wochen kommts in Brasilien zur Stichwahl
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Kein Absolutes Mehr für Lula:In vier Wochen kommts in Brasilien zur Stichwahl

Stichwahl am 30. Oktober
Lula gewinnt erste Runde der Präsidentenwahl in Brasilien

In der viertgrössten Demokratie der Welt könnte sich ein Machtwechsel anbahnen. Die erste Runde der Präsidentenwahl hat Ex-Staatschef Lula für sich entschieden. Es kommt zur Stichwahl gegen Amtsinhaber Bolsonaro.
Publiziert: 03.10.2022 um 02:47 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2022 um 14:42 Uhr

Luiz Inácio Lula da Silva (76) hat die erste Runde der Präsidentenwahl in Brasilien knapp für sich entschieden. Der linke Ex-Staatschef kam auf 47,97 Prozent, wie das Wahlamt am Sonntag mitteilte. Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro (67) erhielt demnach 43,60 Prozent. Das Ergebnis war allerdings sehr viel knapper als erwartet: In den Umfragen lag Lula zuletzt deutlich vorn. Nach Einschätzung von Experten bekannten sich viele der Befragten nicht zu ihren tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.

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Da keiner der Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen holen konnte, treten Lula und Bolsonaro am 30. Oktober in einer Stichwahl gegeneinander an. Sollte Ex-Präsident Lula (2003–2010) auch in der zweiten Runde gewinnen, wäre er der erste demokratische Präsident Brasiliens, der in eine dritte Amtszeit geht. Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senatoren und Gouverneure gewählt.

Viele Anhänger des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte und die Regierung mithilfe von Sozialprogrammen Millionen Menschen aus der bittersten Armut holte. Für seine Gegner hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.

Der ehemalige Regierungschef Luiz Inácio Lula da Silva gewinnt die erste Runde der Präsidentenwahl in Brasilien.
Foto: Keystone
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«Möge der Bessere gewinnen»

Die Wahl hat die grösste Volkswirtschaft Lateinamerikas extrem gespalten. Lula bezeichnete Bolsonaro wegen dessen zögerlicher Corona-Politik als Völkermörder, Bolsonaro nannte seinen Kontrahenten nach dessen Verurteilung wegen Korruption einen Dieb. «Die Mehrheit der Gesellschaft will keine Konfrontation, sie will Frieden», sagte Lula nach seiner Stimmabgabe am Sonntag. «Ich denke, es wird uns leichtfallen, Demokratie und Frieden in diesem Land wiederherzustellen.»

Die Unterstützer von Bolsonaro sehen ihren Staatschef hingegen als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhänger des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch. Der rechte Präsident hatte zuletzt immer wieder Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen. «Worauf es ankommt, sind saubere Wahlen ohne Probleme», sagte er am Sonntag. «Möge der Bessere gewinnen.»

Die Präsidentenwahl in Brasilien hat auch für den Rest der Welt eine grosse Bedeutung. Als riesiger Kohlenstoffspeicher spielt das Amazonasgebiet im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel eine wichtige Rolle. Gerade angesichts der angespannten Lage auf Energie- und Lebensmittelmarkt wegen des Ukraine-Kriegs ist das Land mit seinen enormen natürlichen Ressourcen und seiner grossen Agrarwirtschaft auch ein interessanter Handelspartner. (SDA)

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