Sie brachte Futter zum Hundeheim
Ukrainische Freiwillige Anastasiia Yalanskaya getötet

Dem Krieg in der Ukraine fallen auch immer mehr Zivilisten zum Opfer. Darunter auch die Helferin Anastasiia Yalanskaya und zwei ihrer Freunde.
Publiziert: 06.03.2022 um 04:30 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2022 um 13:35 Uhr

Anastasiia Yalanskaya wollte nicht raus aus Kiew. Sie blieb, als Freunde und Familie um sie herum flohen – um sich nützlich zu machen. Ihre Hilfsbereitschaft bezahlten sie und zwei weitere Freiwillige nun mit dem Leben.

«Ich habe sie noch gebeten, besonders vorsichtig zu sein. Dass heutzutage ein Fehler extrem viel kostet», erzählt ihr Ehemann Yevhen Yalanskyi der kanadischen Nachrichtenseite «Global News». «Aber sie hat allen in der Umgebung geholfen. Ich bat sie, an eine Evakuierung zu denken, aber sie hörte nicht zu.»

Wie «Global News» berichtet, hatte Yalanskaya gemeinsam mit zwei männlichen Helfern am Freitag Futter an ein Hundeheim in Bucha, 30 Kilometer ausserhalb von Kiew, geliefert. Auf dem Rückweg wurde das Trio offenbar erschossen.

Die Headhunterin Anastasiia Yalanskaya versorgte Kindergärten, Tierheime und Krankenhäuser mit Notwendigem.
Foto: Screenshot
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Ihre letzte Instagram-Story zeigt Yalanskaya strahlend mit dem Hundefutter auf dem Rücksitz des Autos. Ihr Ehemann fand den mit Kugeln durchlöcherte Wagen offenbar in der Nähe des gemeinsamen Hauses.

Ihre Freunde werfen Putin Mord an Zivilisten vor

Noch sind die genauen Umstände nicht geklärt. Freunde und Familie sagen: Das Auto der Freiwilligen sei absichtlich aus nächster Nähe von russischen Truppen angegriffen worden. Sie vermuten, dass die Gruppe absichtlich ins Visier genommen wurde. Wie viele Ukrainerinnen und Ukrainer werfen sie den russischen Soldaten Kriegsverbrechen vor. Zivilisten würden zunehmend bewusst angegriffen, um die Bevölkerung zur Aufgabe zu zwingen.

DCX STORY: doc7jwmqiqaacxj5q7p7dg [Ukraine-Karte]

Die Vereinten Nationen haben Stand Montag mindestens 752 zivile Opfer in der gesamten Ukraine registriert: 227 Tote und 525 Verletzte, darunter auch zahlreiche Kinder. Ukrainische Behörden sprechen von mehr als 2000 zivilen Opfern.

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«Wir werden bald alle zusammen sein»

Yalanskaya, die eigentlich als Headhunterin arbeitete, hatte auf Telegram täglich über ihren Einsatz in der Region Kiew berichtet: Von der Hilfe für einen Kindergarten in Brovary, etwas ausserhalb von Kiew, wo 40 Kinder ohne Essen und Windeln seien, sowie über die Hilfe in einem Militärkrankenhaus und das Bringen von Futter für Hunde.

Am Samstag vor einer Woche noch schrieb sie auf Russisch, dass sie aus Angst vor Bombenanschlägen in einem Parkhaus geschlafen hatte: «Jetzt wird mir noch klarer, wie wichtig es ist, die Lieben jederzeit sehen zu können.» Und: «Wir werden bald alle zusammen sein, sicher und in Frieden.» Daran glaube sie fest. (kin)


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