Seltener Eingriff in den USA
Frau muss ihr Baby zweimal gebären – um es zu retten

In den USA haben Ärzte die Gebärmutter einer Schwangeren geöffnet und das Ungeborene operiert. Danach wurde es der werdenden Mutter wieder eingesetzt. In einigen Wochen wird sie ihr Kind somit erneut gebären. Der Eingriff war nötig, um das Leben des Fötus zu retten.
Publiziert: 18.05.2022 um 20:59 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2022 um 08:27 Uhr

Letzten Mittwoch kam Jaiden Ashleas (23) Sohn Levi James zur Welt. Seinen richtigen Geburtstag wird das Baby aber voraussichtlich erst im Juli haben. Das gehört zum Plan der amerikanischen Ärzte, die dem kleinen Levi dadurch das Leben retten.

Als sich das werdende Mami im März in der 18. Schwangerschaftswoche einer pränatalen Untersuchung unterzog, stellten die Ärzte beim Fötus Spina bifida fest. Dabei handelt es sich um einen angeborenen Defekt, der das Rückenmark des Babys beeinträchtigt. Dieser kann nach der Geburt zu Entwicklungsstörungen und Lähmungen führen. Vom Defekt sind jedes Jahr rund 1400 Babys betroffen.

Ärzte empfahlen ihr einen Schwangerschaftsabbruch

«Ich stand unter Schock. Ich konnte nicht einmal sprechen, als der Arzt es uns sagte», sagt Jaiden Ashlea zur «New York Post». Die Ärzte in Jacksonville im US-Bundesstaat Florida erklärten ihr und ihrem Verlobten Noah Detrick (23), dass das Baby «hirntot» geboren werde und keine Chance auf ein lebenswertes Leben hätte.

In den USA hat Jaiden Ashlea ihr Kind mittels Kaiserschnitt bekommen. Das Baby wird aber in einigen Wochen erneut geboren werden.
Foto: New York Post, TikTok / @jaiden.ashlea
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Die Ärzte ermutigten die werdende Mutter sogar dazu, die Schwangerschaft abzubrechen. «Ich weiss noch, wie ich mir sagte: Das ist nicht wahr, das kann nicht sein.» Doch die junge Frau wollte ihren kleinen Levi nicht so schnell aufgeben. Und so beschloss sie, weitere Meinungen einzuholen.

Moderne OP brachte Hoffnung

Spezialisten in Orlando machten Ashlea tatsächlich Hoffnung. Sie erfuhr nämlich von einer modernen Operation, bei der man dem Baby noch während der Schwangerschaft die Wirbelsäure operieren würde. Nach einer Reihe medizinischer Tests wurden die Frau und ihr Baby für gesund genug befunden und für die Operation im Winnie Palmer Hospital in Orlando zugelassen.

So kam es rund sechs Wochen nach der Diagnose zur Operation. Die Ärzte machten einen Kaiserschnitt und liessen die Fruchtblase platzen. Daraufhin reparierten sie erfolgreich den betroffenen Wirbel und legten das Baby wieder in Jaidens Bauch.

«Ich kann spüren, wie er sich bewegt»

Der werdenden Mutter wurde nach dem sechsstündigen Eingriff unter Vollnarkose strenge Bettruhe verordnet. Sie muss sich nun für den erneuten Kaiserschnitt in der 37. Woche vorbereiten. Doch die Operation scheint sich gelohnt zu haben. «Er strampelt mit den Beinen und verdreht die Knöchel», erklärt die glückliche Schwangere. «Ich kann spüren, wie er sich bewegt.»

Die Ärzte erwarten, dass Levi James nahezu keine Probleme beim Laufen haben wird. «Seit der Operation haben (die Ärzte) so viel mehr Bewegung gesehen und die Anzeichen einer Fehlbildung in seinem Gehirn haben sich zurückgebildet.»

Jaiden Ashlea hat ihre Geschichte ursprünglich in einem Video auf Tiktok geteilt. Mit dem Titel «Mein Baby zur Welt bringen, damit es wieder hineingesteckt wird und 11 Wochen später wieder geboren wird» ging der Clip viral und erreichte 2,2 Millionen Aufrufe.

Versicherung übernahm Operationskosten

Anfang nächster Woche soll die werdende Mutter aus dem Spital entlassen werden. Zur Genesung wird sie in eine gemeinnützige Einrichtung in Orlando überführt. Für den Rest der Schwangerschaft darf sie dann zu Hause wohnen. Die OP-Kosten von rund 25'000 Dollar hat ihre Versicherung übernommen.

Ashlea freut sich nun, eines Tages ihrem Sohn von dessen aussergewöhnlicher Geburt zu erzählen. «Ich freue mich darauf, dass er erfährt, wie viele Menschen ihm die Daumen gedrückt haben und wie sehr er geliebt wird», erklärt Ashlea. «Nicht jeder hat die Chance, diese Operation zu bekommen. Und ich möchte, dass er weiss, dass Gott auf seiner Seite war.» (obf)

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