«Ich verzichte auf den Gefangenenaustausch»
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Wagner-Söldner wechselt Seite:«Ich verzichte auf den Gefangenenaustausch»

Prigoschin tobt
Ex-Wagner-Söldner läuft zur Ukraine über

Wladislaw Ismailow, ein in Gefangenschaft geratener Wagner-Söldner, schliesst sich dem kremlfeindlichen Freiwilligenkorps RDK an. Er ist vermutlich der erste öffentlich bekannte Überläufer.
Publiziert: 12.06.2023 um 21:38 Uhr

Ein ehemaliger russischer Söldner der Wagner-Gruppe hat sich dem kremlfeindlichen Freiwilligenkorps RDK angeschlossen, um gegen die russische Armee zu kämpfen. Ein Video des RDK, das am Sonntag veröffentlicht wurde, zeigt einen Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine, bei dem sich der ehemalige Söldner der privaten russischen Armee, Wladislaw Ismailow, entscheidet, sich der Einheit anzuschliessen.

Das Freiwilligenkorps erklärt auf Telegram, dass es Ismailow nach entsprechender Überprüfung gerne in seinen Reihen kämpfen lassen werde. Ismailow ist vermutlich der erste öffentlich bekannte Überläufer. Das RDK besteht aus russischen Nationalisten, die an der Seite Kiews gegen die russische Armee kämpfen. Seit Wochen sind sie hauptsächlich in der russischen Grenzregion um Belgorod im Einsatz.

Neonazi als Anführer

Der Anführer von RDK ist einer der bekanntesten Neonazis Deutschlands, Denis Nikitin (38). Der Mann zog als Kind von Russland nach Deutschland und lebte vorübergehend als Flüchtling in Köln.

Ein Video zeigt, wie sich der ehemalige Wagner-Söldner Wladislaw Ismailow dem kremlfeindlichen Freiwilligenkorps RDK anschliesst.
Foto: Screenshot Telegram/@nexta_tv
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Nikitins Netzwerk reicht bis in die Schweiz. Seit mindestens 2017 unterhält der Neonazi Verbindungen zum ehemaligen Präsidenten der rechtsextremistischen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos), Florian Gerber. Dieser soll für Nikitin die Geschäfte seiner Kleiderfirma White Rex in der Schweiz abgehandelt haben, berichtete der «Spiegel».

«Strafe, die den Traditionen entspricht»

Ex-Wagner-Söldner Ismailow wurde bereits im Dezember 2022 durch ein Interview mit der russischen Exil-Menschenrechtsorganisation Gulagu.net bekannt. Er gab an, dass er im November in ukrainische Gefangenschaft geraten sei, nachdem er einige Monate zuvor aus einem russischen Gefängnis rekrutiert worden war, um für die Wagner-Söldnertruppe zu kämpfen. Der ehemalige Häftling behauptet, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ihn persönlich angeworben habe.

Prigoschin bezeichnet Ismailow in seinem Telegram-Kanal als «Verräter». Der 62-Jährige droht dem Überläufer mit einer «Strafe, die den Wagner-Traditionen entsprechen soll». Im vergangenen Jahr wurde ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Wagner-Söldner einen ehemaligen Mitkämpfer mit einem Vorschlaghammer töteten. Dieser Clip löste international Entsetzen aus. (noo)

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