Philosophin erklärt, wieso sich Kinder an ihren Eltern rächen
Tarantinos Mutter kriegt keinen Rappen

Starregisseur Quentin Tarantino hat Millionen verdient – seiner Mutter gibt er aber nichts. Wieso sich Kinder von ihren Eltern abwenden, erklärt Philosophin Barbara Bleisch.
Publiziert: 01.09.2021 um 06:42 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2021 um 14:56 Uhr
Silvia Tschui

120 Millionen ist Hollywood-Rebell und Regisseur Quentin Tarantino (58) schwer. Eine Person wird von diesem Reichtum nie etwas sehen: seine eigene Mutter. Der Regisseur hat letzthin öffentlich verkündet, für sein Mami gebe es nichts, nada, null: «Keinen Rappen, kein Haus, keine Ferien, kein Elvis-Cadillac, rein gar nichts.»

Der Grund: Tarantino hat als Kind, statt in der Schule aufzupassen, während des Unterrichts lieber Geschichten geschrieben und Szenen entwickelt. Anstatt darin ein Talent zu erkennen, waren seine Mutter und Lehrer entsetzt. Nach einem besonders harten Streit habe sie ihn angeschrien: «Oh, und deine kleine Schreibkarriere? Die ist verdammt noch mal vorbei!» Das sei der Moment gewesen, an dem er gedacht habe: «Wenn ich je erfolgreich werde, erhältst du nichts.»

Tarantino ist mit seiner Karriere reich geworden – und hat sein Wort zu sich selbst gehalten, wie er letzthin auf einem Podcast gesagt hat: «Wörter, die man gegenüber seinen Kindern benutzt, haben Konsequenzen. Auch ein sarkastischer Tonfall in Bezug zu Dingen, die Kindern wichtig sind, hat Konsequenzen.» Nur mit den Steuern habe er ihr einmal geholfen.

Als seine Mutter über Quentin Tarantinos «Schreibkarriere» spottet, beschliesst er schon als Kind: Du kriegst von mir nie etwas.
Foto: Getty Images
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Kinder schulden Eltern nichts

Tarantino ist prominent – doch nur eines von Millionen Kindern, die von ihren Eltern nichts mehr wissen wollen. Dass Kinder sich von Eltern abwenden, die ihre tiefsten Interessen oder Meinungen nicht goutieren, sei oft verständlich, sagt Philosophin Barbara Bleisch (48), die ein Buch mit dem Titel «Warum wir unseren Eltern nichts schulden» geschrieben hat: «Meist gehen einem solchen Verhalten mehrfache tiefe Verletzungen voraus, etwa, dass sich Kinder in eine Richtung entwickeln, die Eltern als nicht für gut befinden.»

Wir alle, sagt Bleisch, haben aber grundsätzlich das Recht, ein eigenes Leben zu leben. Akzeptieren Eltern nicht, dass ihre Kinder eigene Wege gehen können und auch müssen, wird es schwierig. «Kinder schulden ihren Eltern nichts, nur weil sie ihre Kinder sind», schliesst Bleisch. Denn Pflichten würden einem liebevollen Verhältnis erwachsen, nicht der Verwandtschaftsbeziehung.

Andere Stars kaufen ihren Müttern Häuser

Tarantinos Mutter nimmt die Attacke überraschenderweise nicht allzu ernst. Sie liess gegenüber US-Medien ausrichten: «Ich liebe meinen Sohn, bin stolz auf ihn, hatte grossen Spass, auf seiner Hochzeit zu tanzen, und freue mich an jeder Nachricht über meinen frischgeborenen Enkel.» Aber insgeheim würde sie wohl trotzdem lieber zu jenen Müttern zählen, deren Söhne ihre Dankbarkeit für die Erziehungsleistungen materiell ausdrücken.

So haben etwa diverse Fussballer ihren Eltern ein Haus gekauft: zum Beispiel Xherdan Shaqiri (29). Auch die Liste der Hollywood- und Musikstars, die ihre Eltern so überrascht haben, ist lang: Actionstar Dwayne «The Rock» Johnson (49) und Frauenschwarm Chris Hemsworth (38) sind darunter, Tina Turner (81) genauso wie die Sängerin und erfolgreiche Unternehmerin Rihanna (33).

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