Norwegische Experten warnen
Beibehaltung der Corona-Massnahmen könnte gefährlich sein

Die Omikron-Variante des Coronavirus ist nicht zu stoppen. Gleichzeitig löst sie eher milde Symptome aus. Die Experten des norwegischen Instituts für Volksgesundheit fordern deshalb eine Aufhebung der Massnahmen, solange die Impfungen noch wirksam sind.
Publiziert: 31.01.2022 um 21:34 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2022 um 11:59 Uhr

In der Schweiz könnten Mitte Februar die meisten Corona-Massnahmen fallen. In Norwegen dürfte vermutlich schon in den nächsten Tagen das Ende aller Restriktionen anstehen. Dies jedenfalls fordert das norwegische Instituts für Volksgesundheit (FHI), das dem Gesundheitsministerium des Landes unterstellt ist. Eine Entscheidung der Regierung wird am Dienstag erwartet.

Die Einreiseregeln wurden in Norwegen bereits gelockert. Neu muss niemand mehr in Quarantäne, es sei denn man wird bei der Einreise positiv auf Corona getestet.

Nun fordern die FHI-Experten die baldige Beendigung aller Corona-Massnahmen – und damit faktisch die möglichst rasche Durchseuchung der Bevölkerung. Über die neue Analyse berichtet die «Aargauer Zeitung».

Das norwegische Institut für Volksgesundheit empfiehlt ein Ende der Restriktionen. Darunter auch die Maskenpflicht.
Foto: keystone-sda.ch
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Bis zu drei Viertel würden sich ohnehin infizieren

In dem rund 5,4 Millionen Einwohner zählenden Land werden derzeit täglich um die 20'000 neue Corona-Fälle gezählt. Für die FHI-Experten ist deshalb klar: «Es ist schwierig, sich nicht anzustecken. Und je länger wir Restriktionen beibehalten, desto länger dauert die Epidemie», heisst es in ihrem Bericht. Restriktionen könnten die Ansteckungen nur noch «in kleinem Mass reduzieren».

Bis zu drei Viertel aller Einwohner würden sich in diesem Winter ohnehin mit dem Coronavirus infizieren. Mit harten Massnahmen könne man den Prozess zwar verlangsamen, aber nicht stoppen.

Die Massnahmen aufrechtzuerhalten, sagen die FHI-Experten, könnte sogar gefährlich sein. Die Restriktionen machten die Situation für bestimmte gefährdete Personengruppen sogar «wahrscheinlich schlimmer», als wenn man der Pandemie ihren natürlichen Lauf liesse. Für doppelt oder dreifach geimpfte Personen sei es das Beste, sich möglichst rasch von Omikron anstecken zu lassen. Der Schutz durch die Impfung sei jetzt am stärksten.

Eine Omikron-Infektion nach zweiter Dosis bei Jüngeren oder bei Älteren nach dritter Dosis gebe zudem wahrscheinlich breiteren und länger anhaltenden Schutz als eine weitere Impfdosis, heisst es.

Infektion soll besser schützen als weitere Impfdosis

Das FHI stellt gleichzeitig klar, dass bei einer Aufhebung der Massnahmen die Zahl der Neuinfektionen auf täglich 40'000 bis 125'000 ansteigen könnte. Dies hätte unter Umständen zur Folge, dass pro Tag 300 bis 1000 neue Patienten ins Spital müssen, von denen auch ein kleiner Teil Intensivbehandlung benötigen dürfte. FHI-Direktorin Camilla Stoltenberg ist jedoch der Meinung, das Gesundheitswesen müsse das «handhaben» können.

In Dänemark, wo derzeit täglich 40'000 bis über 50'000 Neuinfektionen verzeichnet werden, ist die Regierung bereits der Empfehlung des staatlichen Serum-Instituts gefolgt: Ab Dienstag müssen die Menschen keine Masken mehr tragen und keine Impfzertifikate mehr vorweisen. Zudem dürfen wieder Grossveranstaltungen durchgeführt werden.

Bei den Dänen gibt es trotz der rekordhohen Zahl der Neuinfektionen immer weniger Corona-Intensivpatienten. Seit Dezember hat sich rund ein Viertel der Bevölkerung bereits angesteckt. Zudem hat Dänemark eine hohe Impfquote: 81 Prozent der Däninnen und Dänen sind doppelt geimpft. Die Regierung geht daher davon aus, dass die Herdenimmunität in der Bevölkerung bald erreicht sein wird. (noo)

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