Von Schweizer Arzt entdeckt
Neues Long-Covid-Symptom «Nebel im Kopf»

Das Coronavirus wütet zwar breit, aber nicht mehr so schwer. Doch einige Genesene leiden an Long Covid – und immer mehr von ihnen an einem neuen Symptom, das ein Genfer Arzt nun als «Nebel im Kopf» benannt hat.
Publiziert: 30.01.2022 um 22:13 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2022 um 07:50 Uhr

Mit den hohen Infektionszahlen gibt es auch immer mehr Menschen, die an Long Covid leiden. Der Virus wütet nicht mehr so schwer, wie den vergleichsweise tiefen Todeszahlen zu entnehmen ist. Aber genau der milde Verlauf bringt einige Risiken – so leiden nämlich nach einem solchen viel mehr Genesene im Anschluss an Long Covid.

Genfer Ärzte haben nun ein neues Symptom entdeckt, das Long Covid mit sich bringe. Es würden sich Berichte häufen von Patienten, die über «Nebel im Kopf» klagen, berichtet «Le Matin Dimanche». Es handle sich um eine Form von Long-Covid, sagte Frédéric Assal, verantwortlich für die Abteilung für Neuropsychologie und allgemeine Neurologie am Genfer Universitätsspital (HUG) der Westschweizer Zeitung. Die kognitiven Störungen beträfen namentlich das Kurzzeitgedächtnis. Wird das Symptom von Ärzten nicht erkannt oder missverstanden, erschwert dieses Phänomen die Rückkehr zum normalen Leben.

«Als müsste ich die Folgen einer schlimmen Nacht ausbaden»

Die Begleitsymptrome seien Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Angst-Episoden oder Depressionen. Die Beeinträchtigungen lägen zwischen dem Gefühl, aus einer Narkose aufzuwachen bis zu schwierigeren Situationen – etwa geben Patienten an, ihr eigenes Auto nicht mehr erkennen zu können. Gegen 10 Prozent der von Covid-19 Genesenen sollen von Long Covid betroffen sein. Die Krankheit soll vor allem Patienten treffen, die eine leichte Form von Covid-19 hatten – was bei Omikron meist der Fall ist.

Frédéric Assal ist Leiter der Abteilung für Neuropsychologie und allgemeine Neurologie am Genfer Universitätsspital (HUG).
Foto: Screenshot youtube
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Alix, eine Betroffene (35) aus Lausanne, beschreibt das Symptom so: «Ich habe mich vor ein paar Wochen von Covid erholt, aber seitdem fühle ich mich, als würde ich in einer Art Nebel stecken. Am Tag fühle ich mich, als müsste ich die Folgen einer schlimmen Nacht ausbaden. Das geht einher mit immenser Müdigkeit und mittelmässiger Konzentrationsfähigkeit. Meine Produktivität bei der Arbeit leidet. Es ist kompliziert geworden, damit zu leben.»

Betroffene vergessen ganze Episoden des letzten Urlaubs

Und: Das Symptom «Nebel im Kopf» ist kein Einzelfall. Seit der Ankunft der letzten Covid-Welle und insbesondere mit der Explosion der Omikron-Infektionszahlen sollen immer mehr Menschen davon berichten, dass sie kognitive Störungen haben, die signifikant sind.

«Wir sprechen von Personen, die genesen und nicht mehr positiv sind, aber wochen- oder sogar monatelang unter den negativen Auswirkungen leiden», beschreibt Frédéric Assal das Phänomen. Es gebe dabei aber ein breites Spektrum an Symptomen. Manche Betroffene hätten das Gefühl, sich von einer Narkose zu erholen. Andere werden vergesslich und sagen, dass sie ihr Auto nicht mehr erkennen oder sich nicht an ganze Episoden ihres letzten Urlaubs erinnern können.

In Genf, wo an Long Covid geforscht wird, gehen die Forscher davon aus, dass sogar bis zu 30 Prozent der Genesenen in irgendeiner Form von Nachwehen des Virus betroffen sind. «Zudem sind Frauen zwischen 40 und 50 überrepräsentiert», bemerkt Professor Gilles Allali, Neurologe und Direktor des Leenards Memory Center am CHUV in Lausanne. (ct)

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