Nach Wagner-Aufstand verschwunden
Putin-General Surowikin von engstem Umfeld verraten?

Seit über einer Woche fehlt von Sergej Surowikin jede Spur. Und der Kreml schweigt. Der russische General gilt als Verbündeter von Wagner-Chef Prigoschin. Was ist mit Surowikin passiert?
Publiziert: 04.07.2023 um 09:33 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2023 um 09:45 Uhr

Die gescheiterte Revolte des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin (62) sorgte für Schlagzeilen. Allerdings scheint Prigoschin fein raus zu sein. Seit dem Marsch nach Moskau rückt nun jemand anders in den Fokus: Luftwaffen-Chef Sergej Surowikin (56). Von ihm fehlt seit Tagen jede Spur. Auch seine Familie soll derzeit keinen Kontakt zu ihm haben.

Was passiert ist? Der Kreml äussert sich nach Angaben von Sprecher Dmitri Peskow (55) nicht zum Verbleib von Surowikin. Es handele sich um eine Angelegenheit des Verteidigungsministeriums, sagte Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax Ende Juni.

Nach dem Verschwinden wurde berichtet, dass der General womöglich verhaftet und in den Knast gesteckt wurde. Der Grund: Er soll vom Aufstandsplan der Wagner-Truppe gewusst haben. Zur Frage, ob Präsident Wladimir Putin (70) Surowikin weiter vertraue, sagte Peskow weiter, dass der Kremlchef als Oberbefehlshaber mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu (68) und Generalstabschef Waleri Gerassimow (67) zusammenarbeite. Zu deren Untergebenen müsse sich das Ministerium äussern. Doch auch von dort kam keine Antwort.

Seit rund einer Woche fehlt vom russischen Luftwaffen-Chef Sergej Surowikin jede Spur.
Foto: Vitaliy Pikov
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Angeblich freiwillig in Isolationshaft

Surowikin gilt zwar als Verbündeter Prigoschins, er hatte sich aber noch in der Nacht öffentlich auf die Seite des Machtapparats in Moskau geschlagen. In einer Videobotschaft hatte Surowikin Prigoschin dazu aufgerufen, den Machtkampf zu beenden. Es war das letzte Lebenszeichen. Danach verschwand er plötzlich.

Wagner-Chef Prigoschin hatte am 24. Juni unter anderem die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und liess seine Kämpfer dann Richtung Moskau marschieren. Rund 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gab er überraschend auf. Im Konflikt vermittelt hatte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko (68). Prigoschin und seinen Söldnern wurde von Putin Straffreiheit zugesichert.

Surowikin soll dagegen im Knast schmoren. Das haben russische Medien unter Berufung auf Informanten berichtet. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht. Jetzt brodelt die Gerüchteküche. Zwei Personen aus seinem engsten Umfeld sollen ihn verraten und Beweise geliefert haben, dass der General den Wagner-Chef aktiv bei seinem Aufstand unterstützt haben soll. Einer von ihnen soll ein persönlicher Assistent gewesen sein, wie es auf Telegram heisst. Der russische Geheimdienst FSB sei eingeschaltet worden und untersuche den Fall. Offiziell werde nicht gegen Surowikin ermittelt. Er befinde sich aktuell in Isolationshaft, angeblich aus freien Stücken. Seiner Familie sei versprochen worden, dass er bald nach Hause könne. Die Rede ist vom 4. Juli, dem Geburtstag seiner Frau. (lia/AFP)

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