Über 50'000 Erdbeben-Tote
Immer noch Leichen unter Trümmern in Syrien

Einen Monat nach den schweren Erdbeben vom 6. Februar befinden sich in Syrien nach Angaben von Helfern immer noch Leichen unter Trümmern.
Publiziert: 06.03.2023 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2023 um 19:04 Uhr

«Die Kameras sind abgezogen, aber die Region ist immer noch übersät mit Trümmern, unter denen noch Menschen liegen», erklärte Johan Mooij, Leiter der Syrien-Mission bei der Kinderhilfsorganisation World Vision am Montag. Die Hilfsmassnahmen reichten «bei Weitem» nicht aus, um das Leid der betroffenen Familien und Kinder zu verringern.

Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Am Montag erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dass bislang 46'104 Menschen in der Türkei durch das Erdbeben gestorben seien. Insgesamt sind – mit den Opfern aus Syrien – über 50'000 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der Türkei seien rund 230'000 Gebäude eingestürzt oder müssten abgerissen werden.

Sturmwarnung in den Erdbebengebieten

Ein Sturm verschlimmerte in Syrien die Lage vor allem derjenigen, die in Zelten untergekommen sind. Dutzende Zelte seien dabei durch die Luft gewirbelt worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Meteorologen hatten vor einem Sturm ab Montag gewarnt, mit Windgeschwindigkeiten um 100 Kilometer pro Stunde. Auch für die Erdbebengebiete in der Türkei wurde eine Sturmwarnung ausgesprochen.

Syrer heben entlang der türkisch-syrischen Grenze Mitte Februar Gräber für ihre Angehörigen aus, die bei dem verheerenden Erdbeben ums Leben gekommen sind.
Foto: Anas Alkharboutli
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Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC), der seit Jahren sehr aktiv ist in Syrien, erklärte, die Finanzierung der Hilfen komme weiterhin «alarmierend langsam» voran. Weniger als die Hälfte der knapp 400 Millionen Dollar (376 Mio Euro), die nach UN-Angaben zur Unterstützung Syriens nach der Katastrophe erforderlich sind, sei bisher zusammengekommen. Schon vor den Beben war der Syrien-Hilfsfonds nur etwa zur Hälfte gefüllt. Die EU und Schweden wollen am 16. März eine Geberkonferenz ausrichten, um den Erdbebenopfern in der Region zu helfen.

Ein Zimmer für 45 Menschen

Betroffene berichteten dem NRC von der unzureichenden Hilfe vor Ort. «Einige Menschen überleben nur mit etwas Brot und Essen aus Dosen, mehr haben sie seit einem Monat nicht bekommen», teilte der NRC mit. Notunterkünfte seien überfüllt. Eine Frau berichtete, dass sie sich ein Zimmer mit neun Familien und damit etwa 45 Menschen teile. «Wir machen hier alles in Schichten, Schlafen, Essen, zur Toilette gehen.» Der NRC hat seit dem Beben rund 60'000 Menschen unterstützt, unter anderem mit Bedarf für den Winter, Trinkwasser, Hygiene-Kits und Bargeld für unmittelbar benötigte Anschaffungen. (SDA)

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