Nach Trump erwägt auch Biden Möglichkeit von Wuhan-Laborunfall
China versucht, seine Corona-Spuren mit allen Mitteln zu vertuschen

Wie sein Vorgänger Donald Trump will auch US-Präsident Joe Biden nicht ausschliessen, dass das Coronavirus aus einem chinesischen Labor stammt. Eine neue explosive Studie behauptet: Das Virus ist nicht natürlich. China unternimmt alles, um Untersuchungen zu torpedieren.
Publiziert: 29.05.2021 um 01:46 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2021 um 09:34 Uhr
Daniel Kestenholz

Als der damalige US-Präsident Donald Trump (74) vom «China-Virus» sprach, erntete er Kritik von allen Seiten. Trump suggerierte, dass das Coronavirus womöglich aus einem chinesischen Labor stammen könnte. Seine Anschuldigung wurde weitum als weitere Lüge und billiger Populismus abgetan.

Sein Nachfolger Joe Biden (78) hat die US-Geheimdienste diese Woche damit beauftragt, binnen 90 Tagen einen Bericht über den Ursprung der Pandemie vorzulegen. Biden legt damit nahe, dass er das Gleiche wie Trump denkt: Dass das Coronavirus im virologischen Institut in Wuhan entwickelt wurde und von dort entwischt sein könnte.

Die Chinesen reagierten schon zornig auf Trumps Behauptung. Er wolle China zum Sündenbock für sein eigenes Versagen bei der Eindämmung des Virusausbruchs im eigenen Land machen, hiess es. Der chinesische Botschafter in Washington unterstellte jetzt auch Biden eine «Verleumdungskampagne» und sprach von «Verschwörungstheorien». Peking wehrt sich erbittert gegen jeden Aufklärungsversuch, der China ins Spiel bringt.

Im Januar 2020 war der damalige US-Präsident Donald Trump noch dafür kritisiert worden, das Coronavirus als «China-Virus» zu bezeichnen.
Foto: AFP
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Vorwurf aus heiterem Himmel

Jetzt gerät auch Biden ins Kreuzfeuer der Chinesen: «Die USA scheren sich überhaupt nicht um Fakten oder die Wahrheit und sind auch nicht an einer seriösen wissenschaftlichen Studie über die Ursprünge interessiert», erklärte Zhao Lijian (48), Sprecher des chinesischen Aussenministeriums. «Ihr einziges Ziel ist es, die Pandemie zur Stigmatisierung und politischen Manipulation zu nutzen, um die Schuld abzuschieben.»

Zhao verwies dabei auf Fort Detrick, ein biomedizinisches Forschungslabor der US-Armee im Bundesstaat Maryland. Chinesische Beamte und Medien haben das Labor mit dem Auftreten des Virus in Verbindung gebracht - ohne jegliche Beweise vorzulegen. «Welche Geheimnisse verbergen sich im verdächtigen Fort Detrick und den über 200 US-Bio-Laboren auf der ganzen Welt?», fragte Zhao - und fügte hinzu, dass die USA «der Welt eine Erklärung schuldig sind».

Neue Studie: Virus habe keine natürlichen Vorfahren

Dabei geht auch eine neue, explosive Studie des britischen Wissenschaftlers Angus Dalgleish und des norwegischen Forschers Birger Sorensen davon aus, dass das neuartige Coronavirus «keinen glaubwürdigen natürlichen Vorfahren» hat. China habe das Virus «retro-engineered», «rück-entwickelt», um es so aussehen zu lassen, als wäre es auf natürliche Weise aus Fledermäusen entstanden.

Die Studie, die in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift «Biophysics Discovery» veröffentlicht wird, spricht von Hinweisen, dass chinesische Wissenschaftler das Virus während der Arbeit in einem Labor in Wuhan geschaffen haben. Bei der sogenannten «Gain-of-function»-Forschung ging es demnach darum, die Übertragbarkeit und Schädlichkeit des Krankheitserregers zu erhöhen, wie die britische «Daily Mail» berichtet.

Chinesische Wissenschaftler hätten dabei ein natürliches Coronavirus-«Rückgrat», das in chinesischen Höhlenfledermäusen vorkomme, in das tödliche und hochinfektiöse Covid-19 verwandelt. «Wir glauben, dass nachträglich entwickelte Viren erstellt wurden», sagte Professor Dalgleish der Zeitung. «Sie haben das Virus verändert und dann versucht, so zu tun, als ob es vor Jahren in einer Sequenz war.»

Chinas Vertuschungspolitik

Der Frontalangriff Chinas auf die US-Regierung ist Teil von Pekings Strategie, jegliche Corona-Spuren, die von Wuhan ausgehen, zu vertuschen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO versucht die Frage zu klären, ob die tödliche Pandemie kein tragisches Naturereignis war. Ob das Virus nicht plötzlich von einem Tier wie der Fledermaus auf den Menschen übersprang. Doch die WHO-Untersuchung führte zunächst zu mehr neuen Fragen als Antworten.

Dies, obwohl auch die neue britisch-norwegische Studie von der «absichtlichen Zerstörung, Verheimlichung und Verunreinigung von Daten» in chinesischen Labors spricht und feststellt, dass «Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse mitteilen wollten, dies nicht tun konnten oder verschwunden sind». Selbst die renommierte «New York Times», die nicht viel von Verschwörungstheorien und Spekulationen hält, führte diesen Januar detailreich aus, wie China seine Fehltritte in Wuhan systematisch zu vertuschen versucht.

Wie das «Wall Street Journal» jetzt aufdeckte, sollen Chinas Vertuschungsmanöver damit begonnen haben, dass bereits im November 2019 gleich drei Forscher des Wuhan-Labors im Krankenhaus behandelt werden mussten - Wochen bevor China die ersten Corona-Fälle in der Stadt bestätigte. Zudem hat China systematisch eigene Ärzte bedroht, die vor dem Wuhan-Virus zu warnen versuchten. Auch haben die chinesischen Behörden Journalisten verfolgt und eingesperrt, die einen Zusammenhang zwischen dem Covid-19-Ausbruch und dem virologischen Labor in Wuhan aufzudecken versuchen.

Uni-Studie nicht länger belächelt

Zudem hätten die Chinesen bereits im September 2019 grosse Datenmengen über Coronaviren gelöscht. Das sagt Professor Roland Wiesendanger, Nanowissenschaftler an der Universtität Hamburg. Bis heute sei nicht einsehbar, an welchen Coronaviren die Wuhan-Wissenschaftler forschten.

In einer breit angelegten Studie kommt Wiesendanger zum Ergebnis, dass Indizien für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan sprechen. Mit seiner Arbeit will Wiesendanger auch vor solch risikoreicher Forschung warnen. Diese gehöre beendet oder zumindest reguliert. Wiesendanger fordert «adäquate Vorkehrungen, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten ähnlicher Pandemien in Zukunft so klein wie möglich zu halten».

Wiesendanger und die Universität Hamburg mussten nach der Veröffentlichung der Studie im Februar harsche Kritik einstecken. Die Quellen wurden als dürftig belächelt. Inzwischen geht selbst die US-Regierung genau den Indizien nach, mit denen Wiesendanger eben noch für Kopfschütteln sorgte.

WHO kritisiert politische Einmischung in Covid-Untersuchungen

Während die Ursachenforschung nach den Ursprüngen der Pandemie wieder ins Rampenlicht rückt, warnt die WHO vor einer Einmischung der Politik. «Wir bitten darum, die Wissenschaft von der Politik zu trennen und uns in einer angemessenen, positiven Atmosphäre die Antworten finden zu lassen», sagte WHO-Notfalldirektor Michael Ryan (56) laut der Nachrichtenagentur AFP. Die Untersuchung werde «von der Politik vergiftet».

Politische Einmischung sei «unfair gegenüber der Wissenschaft, die wir zu betreiben versuchen», so Ryan. Die WHO gerate damit in eine «unmögliche Lage, die Antworten zu liefern, die die Welt haben möchte».

Die UN-Gesundheitsbehörde steht unter wachsendem Druck, eine neue Ermittlung zum Ursprung des Coronavirus einzuleiten. Bislang gibt es jedoch keinen Zeitplan. Eigenen Angaben zufolge will die WHO erst auf Empfehlungen von Experten warten, die Vorschläge für weitere Studien unterbreiten sollen.

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