Das ist die grosse Hoffnung für die Ukraine
0:56
Bereits 20 Exemplare verkauft:Das ist die grosse Hoffnung für die Ukraine

Mit türkischen Kampfdrohnen gegen russische Panzer
Die Hoffnung der Ukrainer heisst Bayraktar TB2

Ein von der ukrainischen Armee veröffentlichtes Video geht im Internet viraI. Es soll den Abschuss eines russischen Boden-Luftraketensystems durch eine türkische Drohne zeigen.
Publiziert: 03.03.2022 um 19:36 Uhr
|
Aktualisiert: 03.03.2022 um 22:35 Uhr

Sie sind verhältnismässig billig – und trotzdem tödlich. Die Rede ist von türkischen Drohnen des Typs Bayraktar TB2. Laut Militärexperten hat die Türkei der Ukraine rund 20 Exemplare davon verkauft. Zu einem Stückpreis von einem einstelligen Millionenbetrag in US-Dollar.

In einem Video, das von der ukrainischen Armee auf Twitter veröffentlicht wurde, wird offenbar ein russischer Konvoi von einer solchen Drohne angegriffen. Die mit einem Handy gefilmte Aufnahme eines Bildschirms stammt scheinbar aus einer ukrainischen Drohnen-Kommandozentrale. Nach dem Abschuss eines Boden-Luftraketensystems sind Jubel und Applaus zu vernehmen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Klein, leicht – und bis zu 30 Stunden in der Luft

Das Video wurde auf Twitter bereits mehr als drei Millionen Mal aufgerufen. «Habt Angst, Feinde! Es wird für euch keinen Frieden auf unserer Erde geben», schrieb die ukrainische Armee dazu. Am Dienstag erklärten die Streitkräfte, Bayraktar-Drohnen hätten über Nacht einen Panzer und zwei Boden-Luft-Raketensysteme zerstört.

Eine Bayraktar TB2. Die Drohne wird von der türkischen Herstellerfirma Baykar Technologies produziert.
Foto: AFP
1/6

Die ukrainische Armee hatte eine Bayraktar-Drohne bereits im vergangenen Oktober in den Rebellengebieten im Osten des Landes eingesetzt. Auf Twitter sind weitere Videos zu finden, die angeblich Abschüsse von russischem Militärmaterial mithilfe der türkischen Drohnen zeigen sollen.

Die Bayraktar TB2 ist klein und leicht und hat eine Flügelspannweite von 12 Metern. Sie ist funkgesteuert und kann bis zu 30 Stunden am Stück in der Luft zu bleiben. Laut Hersteller Baykar Technologies kann die Drohne vier lasergesteuerte Raketen tragen.

«Wirklich berühmte Erfolge»

In den letzten zwei Jahren sind die türkischen Drohnen nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Äthiopien, Aserbaidschan, Libyen und Syrien zum Einsatz gekommen. Im Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien im Jahr 2020 waren sie ausschlaggebend für den Sieg Aserbaidschans.

Tony Osborne, der Londoner Büroleiter der Fachzeitschrift «Aviation Week», sagt gegenüber «Time»: «In den letzten Jahren haben die Bayraktar-Drohnen einige wirklich berühmte Erfolge erzielt.»

Das Entscheidende an diesen Systemen sei, dass sie günstig seien. «Wenn sie billig sind, ist man nicht so besorgt, sie zu verlieren», sagt Osborne.

In erster Linie ein psychologischer Nutzen?

Die Drohnen sind nicht zuletzt auch für die psychologische Kriegsführung nützlich, wie die kürzlich von der ukrainischen Armee veröffentlichte Aufnahme zeigt. Trotzdem ist es laut Analysten unwahrscheinlich, dass sie den langfristigen Verlauf des Kriegs in der Ukraine ändern werden.

Eine unlängst von der Bundeswehr-Universität Hamburg veröffentlichte Studie warnt davor, die Bedeutung von Drohnen in der modernen Kriegsführung zu überschätzen. Drohnen allein seien kaum kriegsentscheidend, schrieb die «NZZ» dazu.

Der Einsatz von Bayraktar-Drohnen durch die Türkei in Libyen und Syrien etwa offenbarte demnach zentrale Schwächen: 2020 verlor die Türkei dort innerhalb von sechs Monaten 22 Drohnen – zu viele in zu kurzer Zeit, um sie innert nützlicher Frist zu ersetzen.

Die Erfahrungen in Krisengebieten zeigen der Studie zufolge, dass Drohnen vor allem dann wirksam sind, wenn sie auf einen schwachen Feind treffen. Das ist bei dem Konflikt der Ukraine mit der Militärmacht Russland natürlich nicht der Fall: Die Russen verfügen über moderne Flugabwehrwaffen, ausgefeilte Radar- und Aufklärungstechnologie sowie über Kampfflugzeuge. Zudem sind sie zur elektronischen Kriegsführung imstande, was bei Einsätzen gegen feindliche Drohnen entscheidend sein kann. (noo)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?